Was jeden Juni Tausende von Besuchenden ins Toggenburg zieht, ist Motorrennsportvergnügen in seiner aufregendsten Form. Doch hinter den Kulissen ist ein Balance-Akt gefragt. Denn der grösste Event des Toggenburg finanziert sich ohne Defizitgarantie und Fördermittel der öffentlichen Hand.
Wer im Organisationskomitee Bergrennen Hemberg mitmachen will, braucht drei Dinge: Mut, Nerven und Passion. Denn nicht nur die Rennfahrer, welche mit bis zu 220 km/h die schmale Kurvenstrasse hochbrettern, fahren ohne Seil und doppelten Boden, auch das OK. Zeigt sich Petrus am Veranstaltungswochenende besonders ungnädig, decken weder eine kantonale Defizitgarantie noch Förderfonds für Kultur, Sport oder Tourismus ein mögliches Finanzloch. Dann bleibt das Kern-OK nicht nur auf unzähligen Arbeitsstunden, sondern schlimmstenfalls auf einem Minus sitzen.
Vier Standbeine für den Erfolg
Der finanzielle Erfolg des Bergrennen steht deshalb auf verschiedenen Standbeinen. Lieferanten, Partner sowie rund 200 Freiwillige aus der Region machen mit ihren rabattierten Leistungen und Goodwill einen ersten Teil der Finanzsicherung aus. Direkte Event-Einnahmen aus Startgeldern, Ticketverkäufen und Gastronomie einen zweiten. Private Gönner, die im «Nötli Club» organisiert sind, den dritten Teil, die tragende Rolle spielen jedoch Sponsoren aus dem Unternehmensbereich. Denn ohne sie ist es schlicht unmöglich, die sechsstellige Summe, die für die Durchführung benötigt wird, zu sichern.
Skandalfrei emotional
Leidenschaft, Emotionen, Können, Teamwork, Mut und technische Zukunftsorientierung: Bergrennen Hemberg transportiert für Unternehmen höchst attraktive Eigenschaften und Markenkernwerte. Doch obwohl 2023 rund 4,8 Millionen Personenwagen auf Schweizer Strassen fuhren, fristen Bergrennen ein Nischendasein in den Sponsoringstrategien von Unternehmen. Zu Unrecht. Denn das Bergrennen Hemberg bietet Sponsoren und Gästen auf kompaktem Raum einen deutlich höheren Unterhaltungswert als andere Sportveranstaltungen - und dies komplett gewaltfrei, diskriminierungsfrei und frei jeglicher Dopingskandale.
Technischer Fortschritt als Sinnstiftung
Seit jeher ebnete der Motorrennsport überdies vielen technischen Innovationen den Weg in die serielle Produktion oder Nutzung bei Strassenfahrzeugen. Erkenntnisse, die aus Rennen und Tests gewonnen werden, wie jene des Schweizer Meisters Marcel Steiner, welcher mit dem zu 85%-CO2-reduzierten Treibstoff Syn-Fuel 2023 sowohl Streckenrekord als auch Tagessieg in Hemberg errang, machen Hoffnung. Nicht nur darauf, dass es auch mit Verbrennungsmotoren bei Strassenfahrzeugen möglich werden könnte, ambitiöse CO2-Ziele zu erreichen. Durch die Rolle, die Bergrennen allgemein und Hemberg insbesondere als Plattform für die Gewinnung solcher Erkenntnisse spielt, dürften auch Sponsoren mit Zukunftsorientierung und Anforderungen im Bereich Nachhaltigkeit künftig ein Engagement genauer in Betracht ziehen.
Das Porsche Zentrum St. Gallen ist seit dem vergangenen Jahr Supporter des Bergrennen Hemberg. Daniel Grubenmann, was macht für Sie als Marketingverantwortlichen die Faszination vom Bergrennen Hemberg aus?
Es ist Rennsport in der Ostschweiz! Das Bergrennen Hemberg vereint, was auch wir und unsere Marke verkörpern: Mut, Perfektion bei Mensch und Auto, Geschwindigkeit und Emotionen. Überdies ist es ein wichtiger Anlass im Motorrennsportkalender und grosser Publikumsmagnet, was natürlich auch für uns interessant ist. Porsche Zentrum St. Gallen, Motorsport und das Bergrennen Hemberg - das passt für uns perfekt zusammen.
Weshalb haben Sie sich dazu entschieden, dieses zu unterstützen?
Weil wir uns klar zum Motorsport bekennen. Da es in der Ostschweiz keine Rennstrecke gibt, war für uns naheliegend, dass wir uns gerne bei diesem Bergrennen engagieren und Partner werden.
Wie können Sie das Bergrennen als Businessplattform nutzen?
Wir haben die Möglichkeit, mit vierzig Kunden die Rennstrecke hochzufahren - und zwar während des Rennbetriebes. Damit schaffen wir für unsere Kunden ein einzigartiges Erlebnis, welches in dieser Form nicht käuflich ist. Danach geniessen wir einen Apéro, können spannende Gespräche führen und dabei selbstverständlich die Rennläufe mitverfolgen. Kurzum: Wir freuen uns bereits jetzt darauf, gemeinsam mit unseren Kunden eine gute Zeit in Hemberg zu verbringen.
Im vergangenen Jahr haben sich verschiedene Rennfahrer dazu entschlossen, das Bergrennen Hemberg mit Syn-Fuel zu bestreiten. Was sagen Sie dazu?
Das finde ich super. Denn Syn-Fuel wird hoffentlich auch in Zukunft bei «normalen» Strassenautos zum Einsatz kommen. Dabei wird nicht zwingend mehr Leistung im Fokus stehen, sondern auch der ökologische Gedanke. Auch wir hoffen, mit synthetischem Treibstoff künftig unseren Beitrag für die Umwelt leisten können.
(Bild: pd)
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