Äthiopien und Kaffee gehört für viele zusammen. Aber äthiopisches Bier? Das haben die Wenigsten auf dem Radar. Bierbrauer Abate Yimam bringt jedoch genau ein solches Produkt auf den Markt. Und hat den Geschmack speziell auf europäische Bedürfnisse abgestimmt.
Einzigartig. Weniger bitter. Dafür karamellisierend. So soll das neue «Black Beer» mit afrikanischer Hirse schmecken. «Nubia Brew» soll die äthiopische und schweizerische Brautradition auf ein neues Level heben und damit eine Marktlücke füllen, erklärt Bierbrauer und Entdecker Abate Yimam im Gespräch. «Der harmonische Geschmack überzeugte bisher die männlichen und auch weiblichen Personen. Wir haben gutes Feedback erhalten.»
Neue Sorte
Die Kaffeebohnen haben in Äthiopien ihren Ursprung. Aber Bier und Äthiopien – wie passt das zusammen? Sogar sehr gut, sagt Yimam. Durch die alten Ägypter wurde das Bierbrauen weitergereicht, und auch heute noch werde fast in jedem äthiopischen Haushalt Bier hergestellt. «Dies passiert auch noch heute auf die traditionelle Art und Weise», weiss Yimam. Doch fehlte es in der Schweiz bisher an einem Bier, das mit Hirse-Zusätzen gebraut wird – so, wie es in Äthiopien der Fall ist. «Wir haben die neue Sorte dem europäischen Gaumen angepasst.» Kein ganz einfaches Unterfangen, wie er zugibt. Es brauchte ganz viel Zeit, um die verschiedenen Variationen abzustimmen und zu verfeinern. Das Produkt solle nun den Geschmack der Schweiz wie auch den restlichen Ländern treffen.
Alte Heimat
Abate Yimam kam in den 70er-Jahren aus Äthiopien nach Appenzell. Dort wuchs er, zusammen mit seinen sehr engen Jugendfreunden, im Kinderdorf Pestalozzi auf. Seine Eltern verlor er früh, dennoch habe er eine gute Kindheit gehabt. «Wir durften die Schule besuchen, haben eine Ausbildung absolviert und wurden von der Gemeinschaft aufgefangen», sagt Yimam. Noch heute besucht er seine alte Heimat regelmässig.
Auch wenn sich inzwischen viele schweizerische Eigenheiten bei ihm eingeschlichen haben, wie er lachend zugibt. «Ich bin pünktlich, zuverlässig und korrekt», sagt er. Wenn er einen Termin abgemacht habe, erscheine er auch zum vereinbarten Zeitpunkt. Dennoch pflege er nach wie vor die äthiopischen Rituale. Seine Frau stamme ebenfalls aus Äthiopien, und seine Kinder sollen sich – wie auch er – in beiden Kulturen heimisch fühlen.
Yimam sammelte Erfahrungen in verschiedenen namhaften Schweizer Brauereien, bevor er in München schliesslich den Titel eines Braumeisters erlangte. Zusammen mit Atoma Gudissa und Asrat Tsegaye beschloss er 2014 sein eigenes Unternehmen auf die Beine zu stellen.
Konsumenten überzeugt
Bis eine neue Sorte etabliert sei, braucht es aber einen langen Atem. Man stehe noch ganz am Anfang, so Yimam. «Es braucht Zeit, Arbeit und Fleiss, um das Ganze publik zu machen», erklärt Yimam. Doch das Produkt überzeuge die Konsumenten. Durch die Zusammenarbeit mit der Brauerei Locher erhofft man sich, dass auch grössere Projekte gestemmt werden können. Was das sein könnte, behält der Geschäftsmann aber lieber noch für sich. Schliesslich ist die Verschwiegenheit eben eine weitere schweizerische – und auch appenzellische, man denke an den Käse – Eigenheit.
(Bild: Das Nubia Brew Team im Sudhaus (in der Brauerei): Personen von links nach rechts: Abate Yimam, Asrat Tsegaye, Atoma Gudissa, Fotografie: Philipp Knöpfel)
Manuela Bruhin (*1984) ist Redaktorin von «Die Ostschweiz».
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