Während des Zweiten Weltkriegs kam es in der Ostschweiz zu mehreren Landungen und Abstürzen von Militärflugzeugen. Heute in unserer Serie: Ein Bomber mit dem Kennzeichen J und dem Übernamen «Lonesome Polecat», der nach einem Einsatz in den Zugersee stürzte.
In seinem Buch widmet sich der Ostschweizer Dani Egger den Landungen und Abstürzen von fremden Militärflugzeugen in der Schweiz während des Zweiten Weltkriegs. «Die Ostschweiz» schildert in einer Serie einige Ereignisse aus unserer Region. Als Vertiefung finden Sie hier das Interview mit Dani Egger. Das Buch bestellen können Sie hier.
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Der Bomber der 8th Air Force, 385th Bomb Group mit dem Kennzeichen J und dem Übernamen «Lonsome Polecat» ist nach einem Einsatz über Augsburg in den Zugersee gestürzt, gehoben und in der Schweiz verschrottet worden. Eine Stunde nach dem Angriff auf Augsburg wurde die Formation von acht bis zehn Bf 109 angegriffen. Die B-17 von 1LT Robert W. Meyer verliess die Formation mit stillgelegtem Motor Nummer 4 in Richtung Schweiz. Bei dem Angriff wurde SGT Carl J. Larsen verwundet.
Der Schütze SGT Jarrell F. Legg schrieb in einem Bericht: «An der Schweizer Grenze wurden wir von Schweizer Jägern eskortiert. Sie forderten uns zur Landung auf, aber wir waren nicht in der Lage das Flugzeug zu steuern. In 500 Fuss Höhe gab der Pilot den Befehl zum Aussteigen.» Als die Mannschaft das Flugzeug über Baar verlassen hatte, beschossen die Schweizer die Besatzung, im Glauben es seien feindliche Fallschirmjäger. Der Fallschirm des Navigators 2LT Robert L. Williams öffnete sich nicht richtig und er schlug heftig auf der Neugasse in Baar auf. Er wurde sofort ins Spital gebracht, aber er erlag seinen Verletzungen kurze Zeit später.
Auch der Verletzte Carl J. Larsen und der Kugelturmschütze SGT Charles W. Page mussten nach der Landung medizinisch versorgt werden. Robert W. Meyer war als einziger an Bord geblieben und wasserte die B-17 sauber auf dem Zugersee. Kurz nach dem Versinken des Flugzeuges wurde er von Fischern aus den Fluten geborgen. Im Jahre 1952 gelang es dem bekannten Garagisten Martin Schaffner, den Bomber zu heben und die Festung in einer Art «Wanderzirkus» durch die ganze Schweiz zu karren.
Schliesslich fand die von «Bomber-Schaffner» auf «Lonsome Polecat» (einsames Stinktier) getaufte B-17 eine vorübergehende Bleibe in St.Gallen-Winkeln sowie in St.Moritz. Was heute unwahrscheinlich klingt, in den frühen siebziger Jahren musste der Zugersee-Vogel einer Überbauung weichen und wurde mangels solventer Interessenten ein Opfer des Schweissbrenners. Damit war die einmalige Gelegenheit vertan, den einzigen noch intakten Zeugen einer so bewegten Zeit für kommende Generationen zu bewahren.
Ereignisdatum: 16.3.1944
Ort: Zugersee
Ereignis: Notlandung
Nation: Amerika
Flugzeugart: Bomber
Flugzeugtyp: B-17 Flying Fortress
Flugzeugbezeichnun: B-17 G-30-DL
Einteilung: 8th Air Force, 385th Bomb Group, 550th Squadron
Basis: Great Ashfield (GB)
Auftrag: Bombardierung
Einsatzziel: Augsburg (DE)
Rückkehr: in der Schweiz verschrottet
Besatzung: Pilot: Robert W. Meyer, Copilot: Boyd J. Henshaw, Navigator: Robert L. Williams (im Kampf gestorben), Bombardier: Carl J. Larsen, Engineer: John Miller, Radio: John E. Wells, Ball Turret: Charles W. Page, Right Waist: Lous B. Liening, Left Waist: Elbert E. Mitchell, Tail Gunner: Jarrell F. Legg
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