Harziger Start für den «Circus Beat Breu»: Nach der gut besuchten Premiere mit geladenen Gästen blieb das Publikum weitgehend aus. Und auf Tiernummern müssen die Zuschauer weiter verzichten. Doch es ist ein anderes Thema, das bei Zirkusfreunden Fragen aufwirft: Was war da los in Bad Zurzach?
Es gibt viele offene Fragen um den noch jungen Zirkus der Radsportlegende Beat Breu. Beantworten mag dieser sie aber nicht. Der wahrscheinliche Grund: Laut verschiedenen Berichten ärgert sich Breu über die zurückhaltend bis kritischen Berichte, die im Vorfeld seines Zirkusabenteuers in den Zeitungen erschienen ist. Direkte Anfragen an ihn laufen deshalb ins Leere.
Zur Gemütslage nicht unbedingt beitragen dürfte die Tatsache, dass der Start als Zirkusdirektor harzig verläuft. Am ersten Spielort in Winterthur waren nach einer gut besuchten Premiere mit vielen geladenen Gästen unter der Woche nur noch wenige Leute gekommen. Die Rede ist von einigen Dutzend bei insgesamt 600 Plätzen.
Nicht hilfreich für den Start war auch, dass die geplanten Tiernummern nicht durchgeführt werden konnten. Das Veterinäramt des Kantons Zürich hatte keine Bewilligung gegeben. Die Tiere waren aber bereits angeschafft. Wo sind sie in der Zwischenzeit, bis sie - was man Breu durchaus wünscht - doch noch eingesetzt werden können?
Die Spurensuche führt dort hin, wo auch die Zirkuswagen von Breu bis zur Premiere zwischengelagert wurden: Nach Lustenau in der Nähe der Hauptstrasse unweit der Schweizer Grenze zu einem offenen Tierzelt auf einem Kiesplatz. Hier warten Pferde, Ponys und Kamele geduldig auf ihren Einsatz, wie findige Leserreporter gegenüber unserer Zeitung berichtet haben. Laut Breu sollen die Tiere bis Ende September zum Zirkus stossen.
Doch auch anderes macht stutzig. Nach Winterthur ist der «Circus Beat Breu» nach Herblingen weitergereist. Und vom 30. August bis 4. September 2019 sind laut verschiedenen Vorschauportalen Vorstellungen in Bad Zurzach geplant. Doch wie das Fachportal circustime.ch berichtet, gastiert parallel dazu der traditionsreiche Zircus Stey am selben Ort - zur gleichen Zeit. Und zwar buchstäblich am selben Ort: Beide Zirkusse geben als Vorstellungsplatz die Wiese beim Thermalbad an.
Zwei Zirkusse Zelt an Zelt? Unwahrscheinlich beziehungsweise unmöglich. «Wie soll das funktionieren und wer gastiert im Endeffekt in Bad Zurzach?», fragt circustime.ch.
Vermutlich wohl der Zirkus Stey. Denn auf der Webseite des Circus Beat Breu ist inzwischen von Bad Zurzach keine Rede mehr. Dort wird die Allmend in Dietikon zwischen dem 23. und 28 August als vorläufig letzte Station vermerkt. Die Verwirrung ist komplett. Und man vermutet, dass plötzlich alles ziemlich schnell gehen musste vor dem Startschuss des jüngsten Schweizer Zirkus. Darauf deutet auch hin, dass man offenbar die Werbemassnahmen so gut wie komplett vergessen hat.
Übrigens: Das Programm wurde anlässlich der Premiere in Winterthur von einigen Zeitungen besprochen. Das Fazit: Eine eigentliche Zirkusperle erwartet die Gäste offenbar nicht, doch es sei «solides Zirkushandwerk», wie beispielsweise die Limmattaler Zeitung schreibt. Und einem Neo-Zirkusdirektor muss man auch ein bisschen Zeit für den Aufbau einräumen. Es wäre ja bei allen Anlaufschwierigkeiten durchaus schön, wenn Beat Breus neueste Karriere von Erfolg gekrönt wäre.
Stefan Millius (*1972) ist freischaffender Journalist.
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