Mittlerweile ist es für viele Organisationen selbstverständlich, nicht ausschliesslich Männer auf die Bühne zu laden. Das Ostschweizer Projekt Alphaberta bietet eine nie dagewesene Auswahl an Referentinnen – und hilft bei der Vermittlung.
Sie finden keine Referentin für Ihren Anlass? Es ist das alte Lied, und nie scheint es zu verstummen. Seit einiger Zeit gibt es nun jedoch die Ostschweizer Plattform Alphaberta: Sie schafft unbürokratisch Abhilfe, wenn reine Männerrunden drohen.
In einem stetig wachsenden Netzwerk bieten die Initiantinnen der Plattform für Organisatorinnen und Veranstalter Unterstützung bei der Suche nach der idealen Speakerin – sei es für Events, Podien, Panels oder Inputreferate. Und das ganz ohne Vermittlungsgebühr oder Honorarprovision.
Eine Frau für jedes Thema
Zu schön, um wahr zu sein? Überhaupt nicht. Der Alphaberta-Pool macht seit seiner Gründung Ende 2020 Ostschweizer Frauen sichtbarer und schafft neue weibliche Vorbilder. Die Initiative des Vereins «Helvetia spricht» vermittelt Referentinnen, die ihr Wissen teilen wollen, und bietet Formate wie Vorträge, Podiumsdiskussionen, Workshops oder Medienauskünfte an.
Die Speakerinnen stammen aus den Kantonen St.Gallen, Thurgau, Appenzell Ausserrhoden und Innerrhoden sowie Glarus oder haben ihren Arbeitsschwerpunkt dort. Ihre Expertise reicht von A wie Agrarwirtschaft bis W wie Wissenschaft & Technik. Dazwischen ist alles vertreten von Gesundheit, Kultur, Gesellschaft, Kommunikation und Politik bis Sicherheit und Armee.
Die Hemmschwelle sinkt
Damit soll nicht nur Eventmanagerinnen und Veranstaltern geholfen werden. Die Idee setzt auch auf Seite der Frauen an. Diese drängen, so zeigt die Erfahrung, oftmals nicht aktiv ins Rampenlicht. Was zum Händeringen bei den Eventorganisatorinnen und -organisatoren führt. Indem Frauen Teil eines Pools von Expertinnen werden, sinkt die Hemmschwelle, sich zur Verfügung zu stellen und aktiv an öffentlichen Debatten teilzunehmen.
Projektleiterin Kathrin Loppacher (im Bild), die sich ehrenamtlich für Alphaberta engagiert, sagt: «Ich bin überzeugt, dass wir neue Vorbilder brauchen, um uns von alten Vorstellungen zu lösen.» Würden Frauen mit ihren diversen Ausbildungs- und Berufsrucksäcken sichtbar, motivierten sie eine neue Generation an jungen Frauen, «und hoffentlich auch Männern», den eigenen Weg «selbstbestimmt und unabhängig neu zu denken», so die Projektleiterin, die hauptberuflich bei der IHK St.Gallen-Appenzell tätig ist. «Persönlich begeistert mich, mit wie vielen beeindruckenden Frauen ich dank der Plattform in Kontakt komme, die ich sonst nicht kennengelernt hätte.»
Rund 70 Frauen sind online
Die Vermittlung ist einfach und unkompliziert: Mittels verschiedener Suchfilter wird nach geeigneten Personen gesucht. Diese können via Kontaktformular direkt angeschrieben werden.
Momentan sind rund 70 Frauen im Onlinepool, jeden Monat kommen weitere dazu. Ebenfalls ist es möglich, über hallo@alphaberta.ch Themen, gewünschte Profile oder Hintergrund anzugeben.
Dann sucht Alphaberta im erweiterten Netzwerk nach Frauen, die in Frage kommen. Honorare werden direkt mit den Referentinnen vereinbart, Alphaberta erhält weder Anteil noch Provision – weshalb die Organisation vom Kanton St.Gallen auch als gemeinnützig anerkannt ist.
Den Bekanntheitsgrad steigern
Zu den Zielen für 2024 sagt Kathrin Loppacher: «Wir möchten die Bekanntheit von Alphaberta.ch steigern, neue Partnerschaften eingehen und die Wahrnehmung kompetenter Frauen in der Öffentlichkeit erhöhen. Es sollte selbstverständlich werden, auf unserer Plattform nach geeigneten Referentinnen zu suchen.» Ziel sei es, dass eine «gute Durchmischung» von Referentinnen und Referenten in den Veranstaltungsprogrammen stattfinde, und «All Male Panels» der Vergangenheit angehörten.
In Kürze folgt die Lancierung des Podcast «Berta & Gamma», unter anderem auf DieOstschweiz.ch, wo Wirtschaftsstandort und Kulturplatz Ostschweiz mit neuen Geschichten und Stimmen beleuchtet werden. In 55 Folgen werden 55 Frauen porträtiert und neue Denkanstösse initiiert. Die Gespräche werden live vor Publikum aufgenommen, der Eintritt ist kostenlos.
Auch «Die Ostschweiz» wird im Rahmen der Medienpartnerschaft mit Alphaberta online und im Print in loser Folge Frauen aus dem Pool porträtieren, um die aussergewöhnlichen Persönlichkeiten einem möglichst breiten Kreis bekannt zu machen.
Mehr Informationen: www.alphaberta.ch
Odilia Hiller aus St.Gallen war von August 2023 bis Juli 2024 Co-Chefredaktorin von «Die Ostschweiz». Frühere berufliche Stationen: St.Galler Tagblatt, NZZ, Universität St.Gallen.
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