7'500 Gäste sollen in diesem Jahr das Tingel-Tangel Varieté im Walter Zoo Gossau besuchen – so viele wie noch nie. Was ist das Geheimnis, was die Veranstaltung Jahr für Jahr so gefragt macht?
«Liebe» - Das Wort nimmt Gastgeberin Gabi Federer während des Interviews häufig in den Mund. Liebevoll sind die Details arrangiert, eine liebevolle Beziehung pflegt man zu den unzähligen freiwilligen Helferinnen und Helfern, die dem Varieté jahrelang zur Seite stehen – und die Liebe zum Varieté muss schlicht und einfach gross sein, wenn man an den Aufwand denkt, die es jedes Jahr verursacht.
Grosse Vorfreude
Nach dem Varieté ist vor dem nächsten, und deshalb wird jeweils gleich im Anschluss an die letzten Vorstellungen die Vorbereitungen fürs die nächsten in Angriff genommen. Genau so handhaben es übrigens auch die Besucherinnen und Besucher, die am gleichen Abend bereits fürs nächste Jahr buchen wollen. «Viele kommen seit 20 Jahren zu uns, und freuen sich das ganze Jahr auf die Vorstellung», fasst es Gabi Federer zusammen.
20 Jahre – eine wahnsinnig lange Zeit. Das ging Gabi Federer auch durch den Kopf, als sie Bilder der vergangenen Jahre aufgehängt hat. Das spezielle Gefühl kennen wohl viele, wenn man Schnappschüsse des eigenen Geburtstags von früher betrachtet. «Damals sind wir sehr naiv an die Sache herangegangen», erinnert sich Gabi Federer. Weil das Zoogeschäft während des Sommers eher schlecht als recht lief, fasste man die Durchführung eines Varietés ins Auge, das über die Wintermonate gezeigt wird. «Am Anfang gab es ein rotes Tuch und einige Kronleuchter – viel mehr hatten wir nicht», lacht Gabi Federer. «Wir dachten, dass die Organisation nicht so schwierig und aufwendig sein kann. Drei Varietés später wurden wir eines Besseren belehrt.»
28'000 Gourmet-Teller
Inzwischen wird das Varieté im Spiegelzelt gezeigt, was jeweils im September aufgebaut wird. Zum ersten Mal überhaupt hat man sich in diesem Jahr zum Ziel gesetzt, 7'500 Gäste zu empfangen. Dass das Ziel durchaus realistisch ist, zeigen die aktuellen Zahlen: Bereits 5’800 Tickets wurden verkauft, viele Vorstellungen sind ausverkauft. Pro Saison gibt es rund 50 Dinner-Spektakel, und etwa 28'000 Gourmet-Teller gehen über die Küchentheke.
Eine besondere Vorstellung ist Gabi Federer über all die Jahre zwar nicht in Erinnerung geblieben. Es ist wohl die Vielfalt und Grösse, die sie immer wieder staunen lässt. Die bereits erwähnten Stammgäste. Die herzlichen Begegnungen, die daraus entstehen. Die Zusammenarbeit innerhalb des Teams. Ihre Schwester und ihr Partner, die wochenlang im Wohnmobil hinter dem Zelt leben, um die Kostüme zu nähen. Ihre Familie, die tatkräftig unterstützt. Freiwillige Helfer, die nähen, basteln, kleben. Die Möglichkeiten, die sich für das Varieté inzwischen aufgetan haben. Eben deshalb, weil man weiss: Die Veranstaltung hat sich etabliert.
Nach Hause kommen
Was damals so rudimentär angefangen hat, wurde im Laufe der Jahre weiter verfeinert. Der Erfolg gab den Verantwortlichen zwar Recht. Der Erfolg ist es aber auch, der einen gewissen Druck erzeugt. Zwar könne man sich nicht immer von Jahr zu Jahr steigern. Aber die Latte ist dennoch hoch angesetzt. «Wir wollen den Menschen ein Zuhause-Gefühl vermitteln, aber auch neue Facetten mit reinbringen», sagt Gabi Federer. Eine Mischung zu finden, die Anklang findet, aber dennoch neue Wege bestreiten kann, ist nicht einfach – und für alle Seiten Herausforderung genug.
Ein Motto gleicht also nie dem anderen, und während es im vergangenen Jahr die technische und nostalgische Romantik war, welche die Gäste in eine andere Zeit entführte, ist es in diesem Jahr die geheime Welt der Masquerade, die einen Hauch Venedig versprühen wird. Gabi Federer: «Wir sind immer wieder selber gespannt, wie die Show bei den Besuchern ankommen wird. Nicht jede Idee, die im Kopf gut funktioniert, macht das schliesslich auch in der Realität.» Wer Gabi Federer und das Team jedoch kennt, der weiss, dass Perfektion gross geschrieben wird. Und die Idee, welche dann in der Wirklichkeit vielleicht noch nicht funktioniert, wird eben passend gemacht. Bis auch das letzte Puzzleteil stimmt. Weil im Varieté einfach «Liebe» drinsteckt.
Manuela Bruhin (*1984) ist Redaktorin von «Die Ostschweiz».
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