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Der Geist von Alan Greenspan ist wieder da

Die Finanzmärkte schauten am letzten Freitag in die Rocky Mountains. In der weiten Landschaft von Wyoming hielt Fed-Präsident Jerome Powell eine Rede, in welcher er sich alle geldpolitischen Optionen offenhielt.

Thomas Stucki am 28. August 2023

Die Fed Watcher werden nun die zukünftigen Konjunkturdaten im Detail auf Hinweise darauf sezieren, inwiefern sie die Meinung von Powell bezüglich weiterer Zinserhöhungen beeinflussen. Es ist noch nicht wie zu Zeiten von Alan Greenspan, als man sich nach seinen Auftritten fragte, was er eigentlich gesagt hat. Aber die Haltung der letzten Jahre ist vorbei, als die Zentralbanken versucht haben, mit genauen Aussagen die Finanzmärkte in die gewünschte Richtung zu steuern. Der geldpolitische Nebel ist zurück.

Die Inflationsrate ist in den USA auf 3.2% gesunken, liegt damit aber noch in weiter Ferne von den von der Fed angestrebten 2%. Zudem ist der Preisdruck im wichtigen Dienstleistungssektor anhaltend hoch. Gleichzeitig zeigt sich die US-Wirtschaft trotz den bereits stark gestiegenen Zinsen solide. In den USA werden die Leute in wirtschaftlich schwierigeren Zeiten normalerweise schneller entlassen als in Europa. Die Arbeitslosenrate ist aber immer noch auf einem sehr tiefen Wert und die Jobmaschine läuft auf Hochtouren. Entsprechend aufmerksam muss die Fed die Lohn- und Inflationsentwicklung im Auge behalten und bei Bedarf ihre Leitzinsen weiter erhöhen.

Keine US-Zinserhöhungen mehr nötig

Die Zinsen in den USA sind aber mit 5.375% bereits auf einem Niveau, welches deutlich über dem konjunkturneutralen Bereich von rund 3% liegt. Auf Dauer dürfen die Zinsen nicht so hoch sein, sonst wird die Wirtschaft über kurz oder lang in Schwierigkeiten geraten. Deshalb ist verständlich, dass die Finanzmärkte im nächsten Jahr bereits mehrere Zinssenkungen von der Fed erwarten. Wenn die Kunst des «Soft Landings» gelingen soll, wird die Fed bei Anzeichen einer deutlicheren Abschwächung der Wirtschaft den Druck etwas lösen müssen und die Zinsen langsam wieder senken.

In welche Richtung es zuerst geht, ist offen. Ich gehe davon aus, dass eine weitere Zinserhöhung der Fed nicht mehr nötig ist, aber eine zusätzliche Anhebung von 0.25% liegt natürlich drin. Sie würde konjunkturell auch keinen grossen Unterschied machen. Unabhängig davon ist das Ende der Zinserhöhungen nahe. Das zeigt sich auch in der Zinskurve, welche schon seit langem invers ist. Die Rendite der 10-jährigen US-Treasury Note ist in den letzten Wochen zwar gestiegen, aber mit 4.30% deutlich tiefer als der Geldmarktzins. Dass die langfristigen Zinsen noch etwas ansteigen, wenn sich die Zinssenkungen der Fed verzögern sollten, ist gut möglich. Die Marke von 5% werden sie aber nicht erreichen.

Ungewissheit bleibt

Was die Fed macht, hat nicht nur auf die Zinsen direkte Auswirkungen, sondern auf die Finanzmärkte als Ganzes. Powell lässt daher auch die Aktienmärkte im Ungewissen, auf was sie sich einstellen müssen. Entsprechend nervös und orientierungslos verläuft momentan der Handel. Dies kann noch eine Weile anhalten.

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Autor/in
Thomas Stucki

Dr. Thomas Stucki ist CIO der St.Galler Kantonalbank. Er hat einen Abschluss mit Doktorat in Volkswirtschaft von der Universität Bern und ist CFA Charterholder. Stucki führt bei der St.Galler Kantonalbank das Investment Center mit rund 35 Mitarbeitenden und ist verantwortlich für die Verwaltung von Kundenmandaten und Anlagefonds im Umfang von 7,5 Milliarden Franken. Zuvor war er als Leiter Asset Management der Schweizerischen Nationalbank verantwortlich für die Verwaltung der Devisenreserven.

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