Die Pandemie dauert ja nun schon eine ganze Weile. Ich bin mit Freunden und Familie ständig in virtuellem Kontakt. Aber ich merke immer, wie unterschiedlich doch die beiden Länder in der Bekämpfung eben dieser Pandemie arbeiten.
Vor einem Jahr waren wir in Spanien im Lockdown. Lockdown heisst hier: Du gehst nur noch zum Supermarkt, mit dem Hund Gassi, zum Arzt oder in die Apotheke. Sonst bleibst du mit Kind und Kegel zuhause und machst keinen Schritt vor die Türe. Homeoffice und Homeschooling sind Alltag.
Ein Nachbar wurde von der Dorfpolizei befragt, wo er wohne und darauf hingewiesen, dass er zu weit weg von seinem Haus mit dem Hund Gassi gegangen ist und umkehren soll.
Die Strassen wurden jeden Tag von Freiwilligen in Chemieanzügen mit einer Mischung aus Javel-Wasser und Wasser zu Musik von Enrique Iglesias benebelt.
Um 18 Uhr musste man deswegen die Fenster geschlossen halten. Dazwischen fuhren zur Erheiterung der Kinder – die ja nicht raus durften – Autos mit Lautsprechern durch die Strassen und spielten Kinderlieder. Dann durften die Fenster natürlich offen bleiben.
Die Gemeinde hat das an einem Tag einmal falsch kommuniziert und doch glatt das Desinfektionsauto mit dem Kinderbespassungsauto vertauscht…
Man merkt, es wurde alles getan, um irgendwie «safe» zu bleiben und alles, was kriecht und fleucht auf den Strassen unschädlich zu machen.
Keine Flugverkehr mehr, keine Autos auf den Strassen, jeder schliesst sich ein.
Plötzlich wurde das Vogelzwitschern zum lautesten Geräusch – und um ehrlich zu sein, hat diese im Zusammenhang mit der ansonsten totalen Stille schon nach ein paar Tagen unheimlich genervt…
Man versucht, sich eine tägliche Routine zurechtzulegen, auf der Terrasse Sport zu machen, in Bewegung zu bleiben, nicht auf dem Sofa festzuwachsen. Wir waren froh, hatten wir eine Dachterrasse und einen Garten. Stell dir eine Wohnung inmitten der Stadt ohne Balkon vor…
Den Hund hat's gefreut, ich war immer ein bisschen länger mit ihr draussen…
Und dann die Schweiz.
Alle erzählen mir von Lockdowns, gehen aber spazieren, arbeiten, treffen eine Maximalanzahl von Leuten, feiern Geburtstage im Freundeskreis, müssen keine Maske tragen, sehen alles relativ sportlich.
Wir haben seit mehr als einem Jahr eigentlich niemanden mehr aktiv getroffen. Und unser Freundeskreis hält das hier genauso. Sehen kann man die Familie, keine Freunde. Spielplätze sind zum Teil immer noch geschlossen. Maskenpflicht: selbstverständlich, sogar ab 6 Jahren im Schulunterricht – ausser während dem Sport, der draussen abgehalten wird. Auch am Strand und beim Spazierengehen. Joggen, Sonnenbaden und Baden darf man aber ohne.
Verstösse gegen die Regeln werden mit Geldstrafen geahndet. Nicht selten steht die Guardia Civil an den unzähligen Kreiseln und kontrolliert die Insassen der Autos aufs Maskentragen und achtet auch darauf, wie viele Personen von wie vielen Haushalten mit an Bord sind. Die Restaurants wurden innen kurzfristig geöffnet – sind inzwischen aber auch schon wieder geschlossen. Die Terrassen dürfen offen sein, aber limitiert und auch nur bis meistens 17 Uhr. Sperrstunde gibt es auch noch: 22 Uhr ist fertig. Ob es hilft, obliegt mir nicht zu beurteilen.
Wenn ich dann aber höre, wie sich meine Familie und Freunde in der Schweiz mit ein paar wenigen natürlich anderen Leuten treffen, ist das schon ein bisschen kurios und ungewohnt weit weg von mir. Laufen wir hier doch um andere Menschen immer noch etwas grössere Bögen als vorher auch schon.
Hoffentlich nicht mehr allzu lange. Denn ich würde gerne bald wieder meine Lieblingsgäste aus der Ostschweiz bei mir begrüssen…
Ab 9. Mai soll der Alarmzustand beendet sein, um so richtig für die Sommersaison aufzurüsten.
Dann hoffen wir mal, unser Präsident irrt nicht und alles wird gut. Zeit wär's allemal.
Bis dahin!
Die St.Gallerin Anna Lena Horber bildet zusammen mit Rico Horber die Musikgruppe Anna Lux. Vor einigen Jahren folgten die beiden einem Impuls und wanderten nach Mallorca aus.
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