Der Gastkommentar «Amnestys tote Baby-Arbeiter» stellt mehrere falsche Behauptungen in den Raum. – Eine Stellungnahme der Schweizer Sektion von Amnesty International.
Der Gastkommentar «Amnestys tote Baby-Arbeiter» von Thomas Baumann stellt mehrere falsche Behauptungen in den Raum.
Die Aussage des Autors: «Gerade von einer Organisation wie Amnesty International sollte aber schon erwartet werden können, dass sie wenigstens ihre Zahlen sauber recherchiert», in Kombination mit dem Titel «Amnestys tote Baby-Arbeiter», ist faktisch falsch und rufschädigend.
Amnesty International hat nie «eigene Zahlen» zu den rund um die Vorbereitungsarbeiten zur WM verstorbenen Arbeitsmigrant*innen veröffentlicht. Warum? Weil von den katarischen Behörden nur völlig unzureichende Informationen zu den Todesursachen und dem Hintergrund der Verstorbenen vorgelegt werden und pauschal Totenscheine erstellt wurden. Mehr dazu hier.
Amnesty International schreibt dazu: «Statistiken der katarischen Behörden zeigen, dass zwischen 2010 und 2019 mehr als 15’021 ausländische Staatsangehörige (aller Altersgruppen und Berufe) in Katar verstorben sind. Wie viele davon Arbeitsmigrant*innen waren, die aufgrund der Arbeitsbedingungen starben, lässt sich aus diesen Daten nicht schliessen, da die Todesursachen nicht systematisch erhoben werden. Auch gibt es keine umfassenden Statistiken zu Todesfällen bei allen WM-Projekten.» (Hier geht es zur Quelle) Das ist in etwas das Gegenteil dessen, was uns der Autor in seinem Text vorwirft.
Ein unvoreingenommener Blick in die jüngsten Berichte von Amnesty International zur Situation von Arbeitsmigrantinnen in Katar hätte genügt, um seine These zu widerlegen. Was wir von Amnesty International feststellen, ist, dass Tausende von Todesfällen von Arbeitsmigrantinnen weiterhin ungeklärt sind. Studien zufolge dürften Hunderte dieser Fälle zurückzuführen sein auf das Arbeiten in der sengenden Hitze Katars. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Herr Baumann, der sich rühmt, «(nicht nur bei Zahlen) ziemlich pingelig zu sein», hätte sich die Mühe nehmen können, einen Blick auf die umfangreiche Amnesty-Dokumentation zu werfen, bevor er uns selbst mangelnde Sorgfalt vorwirft. Ein guter Start wäre die Lektüre dieser Zusammenfassung gewesen.
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