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Gastkommentar

Die Inflation ist hartnäckig

Zuerst die gute Nachricht: Die Inflationsraten sind zwar immer noch zu hoch, aber nicht mehr auf den Niveaus von 2022, die wirklich weh taten. In den USA liegt die Inflationsrate mit 3.5% im Bereich, der vor der Finanzkrise 2008 üblich war. 

Thomas Stucki am 13. Mai 2024

In Deutschland ist der rasche Rückgang der Inflation von fast 9% auf 2.2% eindrücklich und hat die öffentliche Diskussion um die Preise entspannt. Ein Blick hinter die Fassade der blossen Zahl zeigt aber, dass das Gespenst der Inflation den Weg zurück in die Flasche noch nicht gefunden hat. Dabei sind die Treiber der Preisdynamik in der Schweiz und den anderen Industrieländern die gleichen, wenn auch in unterschiedlichen Höhenlagen.

Getrieben wird die Teuerung durch den Dienstleistungssektor. Während die Preise für die Waren stabil oder gar rückläufig sind, steigen die Preise für private Dienstleistungen stärker als normal. In den USA kosteten im März die Services im Vergleich zum Vorjahr 4.8% mehr, was die anhaltend hohen Lohnsteigerungen widerspiegelt. Üblich sind in diesem Bereich Preisanpassungen von 2% bis 3%. 

Solange die höheren Kosten dank der guten Nachfrage auf die Kunden überwälzt werden können und der Arbeitsmarkt eng ist, wird sich daran nur wenig ändern. In der Schweiz beträgt die Teuerung der privaten Dienstleistungen, welche rund 50% der Gewichtung im Index ausmachen, im April 2.3% und liegt damit über dem Zielband der SNB. In der Vergangenheit betrug diese rund 0.5%.

Die Preisanpassungen bei den Dienstleistungen schwanken deutlich weniger als diejenigen bei den Waren, weshalb ihr Beitrag zur Inflationsrate nicht so schnell abnehmen wird.

Inlandteuerung höher als importierte Teuerung

Sowohl in den USA als auch in der Schweiz ist zudem die Inlandteuerung höher als diejenige der Importgüter. Die Inlandteuerung in der Schweiz lag im April bei 2.0%. Während die Preise im Inland in der Vergangenheit sehr stabil waren, wurde die Inflationsrate in der Schweiz durch die stark schwankenden Importpreise bestimmt. Dabei spielte neben den Energiepreisen vor allem der Franken die zentrale Rolle. 

Die Abschwächung des Frankens im ersten Quartal dieses Jahres wird ihre Wirkung auf die Importpreise erst in den nächsten Monaten richtig entfalten. Einen ersten Eindruck hat man aber im April bereits erhalten. Die importierte Inflation ist von -1.3% auf -0.4% gestiegen und wird weiter zunehmen.

Die Inflation wird somit ein Thema bleiben, nicht nur an den Finanzmärkten. In den USA wird die von der Fed als Entscheidungsmass betrachtete Kernrate nur langsam sinken. Da eine starke Gegenbewegung nach oben aber auch nicht zu erwarten ist, bleibt der Spielraum für Zinssenkungen vorhanden. Die Fed wird diesen in der zweiten Jahreshälfte für zwei Zinssenkungen nutzen, da das Zinsniveau in den USA für die Konjunktur aktuell zu hoch ist.

Weitere Zinssenkungen der SNB

Für die SNB wird die Ausganglage für ihre Zinsentscheide nicht einfacher werden. Mit der vorzeitigen Zinssenkung im März hat sie den Finanzmärkten signalisiert, dass sie einen schwächeren Franken wünscht. Wenn die EZB im Juni mit Zinssenkungen beginnt, steigt der Druck auf die SNB, nachzuziehen. Ansonsten riskiert sie, dass die Stimmung im Devisenmarkt in Richtung starker Franken dreht es zu einer deutlichen Aufwertung des Frankens kommt. 

Auf der anderen Seite wird die Inflationsrate noch etwas steigen und danach im oberen Bereich des Zielbandes verharren. Zinssenkungen sind in einem solchen Inflationsumfeld nicht opportun. Ich gehe jedoch davon aus, dass sich die SNB ab dem September dem Trend sinkender EZB-Zinsen nicht mehr wird entziehen können und dann noch zwei weitere Zinssenkungen bis auf 1.00% machen wird.

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Autor/in
Thomas Stucki

Dr. Thomas Stucki ist CIO der St.Galler Kantonalbank. Er hat einen Abschluss mit Doktorat in Volkswirtschaft von der Universität Bern und ist CFA Charterholder. Stucki führt bei der St.Galler Kantonalbank das Investment Center mit rund 35 Mitarbeitenden und ist verantwortlich für die Verwaltung von Kundenmandaten und Anlagefonds im Umfang von 7,5 Milliarden Franken. Zuvor war er als Leiter Asset Management der Schweizerischen Nationalbank verantwortlich für die Verwaltung der Devisenreserven.

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