Seit drei Jahrzehnten ist der Tag der Bäuerin ein fester Bestandteil der Olma. An der Jubiläumsveranstaltung beleuchteten vier Landwirtinnen unterschiedlichen Alters die Rolle der Bäuerin vor 30 Jahren und heute. Auch wagten sie einen Ausblick in die Zukunft.
Das Motto am 30. Tag der Bäuerin lautete «Bäuerin – gestern, heute, morgen. Zwischen Tradition und Moderne». Zu diesem Leitgedanken hätten sicherlich alle Anwesenden einen Bezug, begrüsste Agnes Gmünder vom Organisations-Team die grosse Teilnehmerzahl in der Halle 9.2. Jede und jeder mache den Wandel der Zeit mit und denke manchmal darüber nach, was früher besser und was schlechter gewesen sei als heute.
Für bessere Akzeptanz und Ausbildung gekämpft
Unter der Leitung des Journalisten und Kommunikationsbegleiters Claudio Agustoni diskutierten vier Bäuerinnen unterschiedlichen Alters über die Herausforderungen, welche die Frauen in der Landwirtschaft früher und in der heutigen Zeit zu bewältigen hatten und haben.
Als erste stellte sich Agnes Schneider Wermelinger vor, die vor 30 Jahren dem damaligen Olmadirektor René Käppeli vorschlug, einen «Tag der Bäuerin» ins Leben zu rufen. Im Toggenburg in einer Bauernbeiz aufgewachsen habe sie schon früh gewusst, dass sie Bäuerin werden wolle, erklärte sie. 20 Jahre lang bewirtschaftete die Mitbegründerin des Bäuerinnentages mit ihrem ersten Mann im Weisstannental einen kleinen Hof. Weitere 17 Jahre wirkte sie mit ihrem zweiten Mann auf einem Betrieb in Luzern, kehrte aber nach der Pensionierung zurück ins Weisstannental. Neben ihrer Arbeit als Bäuerin liess sie sich in Journalismus, Marketing und Mediation ausbilden und begleitete unter anderem Bauernpaare, die sich für eine Scheidung entschieden.
Alt Nationalrätin und Bäuerin Milli Wittenwiler aus Wattwil bildete sich vor mehr als 60 Jahren zur Bäuerin aus. Sie engagierte sich als Präsidentin im St.Galler Bäuerinnenverband, sass in den Vorständen des Schweizerischen Landfrauenverbandes und des Schweizerischen Bauernverbandes, war Vizepräsidentin der Schweizerischen Vereinigung für freiwilligen Landdienst und im leitenden Ausschuss der Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft für das Berggebiet. Beide Frauen betonten, dass für Bäuerinnen vor drei Jahrzehnten eine gleichberechtigte Rolle in der Landwirtschaft keine Selbstverständlichkeit war und sie unter anderem für eine bessere Ausbildung, Akzeptanz und Absicherung kämpfen mussten.
Mit Leib und Seele als Bäuerin tätig
Die beiden Bäuerinnen Nadine Perren aus Zermatt VS und Sara Püntener aus Attinghausen UR gehörten in der Gesprächsrunde zur jungen Generation. Nadine Perren erzählte mit viel Schalk, wie es sie aus dem Erzgebirge ins Wallis verschlug und sie auf der Suche nach einem Bergführer ihren Mann kennenlernte. Obwohl sie nie eine Bauersfrau habe werden wollen, sei sie heute Bäuerin mit Leib und Seele und habe in Zermatt die lange gesuchte Heimat gefunden. Der Kampf der älteren Generation habe den heutigen Bäuerinnen vieles geebnet, erklärte die Verantwortliche der Schaf- und Ziegenalp Schwarzsee und Co-Präsidentin der Oberwalliser Bäuerinnenvereinigung. Dennoch wünsche sie sich auch in der heutigen Zeit für die Arbeit der Bäuerinnen breitere Akzeptanz.
Die jüngste Teilnehmerin auf dem Podium schloss zunächst eine Ausbildung als Fachfrau Gesundheit ab und liess sich erst danach zur Bäuerin ausbilden. «Auf einem Bauernhof aufgewachsen war es immer mein Wunschberuf», betonte die 22-jährige Sara Püntener. Sie hoffe, dass sie eines Tages zusammen mit ihrem Mann den Hof ihrer Eltern übernehmen könne. Die letzten beiden Saisons verbrachte sie auf der Alp Waldnacht am Fusse des Brunnistocks. Als Jungbäuerin sei es ihres Erachtens wichtig, mit der Zeit mitzugehen, mit Liebe und Freude an der Arbeit zu sein und auch stets etwas aus der Reihe zu tanzen.
Auf dem Bauernhof ist Handarbeit gefragt
In der Gesprächsrunde wurde deutlich, dass einige Themen von früher noch heute beschäftigen. Nach wie vor gehöre beispielsweise die Hofübergabe, die finanzielle Absicherung der Bäuerinnen oder das enge Zusammenleben auf einem Hof zu den grossen Herausforderungen. Nach dem Bild der Bäuerin der Zukunft befragt, erklärte Agnes Schneider, es komme nicht darauf an, ob eine Bäuerin sich traditionell oder modern kleide. «Sie kann aussehen, wie sie möchte. Entscheidend ist, dass sie mit ihrem Herzen an der Arbeit ist und zusammen mit ihrem Mann den Hof weiterentwickelt.» Die beiden jüngeren Bäuerinnen betonten, sie könnten sich zwar vorstellen, dass auf dem Bauernhof der Zukunft mehr Technik zum Einsatz komme. Niemals aber wollten sie die meiste Zeit am Computer verbringen, sondern weiterhin viel von Hand arbeiten können.
Am Schluss der Veranstaltung verabschiedete Katrin Meyerhans, Bereichsleiterin Messen der Olma Messen St.Gallen, zwei Personen, die während vieler Jahre am «Tag der Bäuerin» mitwirkten. Zum einen trat Agnes Schneider Wermelinger nach 30 Jahren aus dem Organisationsteam zurück, zum anderen moderierte Claudio Agustoni zum letzten Mal die Veranstaltung. Der Journalist, der 2009 erstmals die Gesprächsleitung führte, wird beruflich eine neue Herausforderung übernehmen.
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