logo

Reaktion auf Kritik

Experte verteidigt Kuhrennen an der Olma: «Wer gewinnt, entscheidet die Kuh – und nicht der Reiter»

An jeder Olma sind sie Publikumsmagnet schlechthin: das Säuli- oder Kuhrennen. Dennoch müssen sich die Verantwortlichen aus Tierschutzkreisen auch kritische Stimmen gefallen lassen. Wie hoch ist das Stresslevel bei den Tieren, die mitlaufen?

Manuela Bruhin am 20. Oktober 2023

Welche Kuh so richtig «Bock» auf das legendäre Kuhrennen an der Olma hat, wird jeweils schnell ersichtlich. Anders als bei Pferden lassen sie sich nicht so schnell stressen. Und hetzen, nur um schneller ans Ziel zu kommen, lassen sie sich schon einmal gar nicht. So beliebt das Kuhrennen beim Publikum jedes Jahr auch ist – wie gross ist die Freude bei den Kühen, die dort mitlaufen, wirklich? «Das ist eine wichtige Frage», sagt der «Kuhflüsterer» Christian Manser.

Seit vielen Jahren gehört er zur Olma – sei es als Moderator oder als Ratgeber, wenn es um das Wohlergehen der Tiere geht. «Das Kuhrennen ist insofern interessant, als man schnell merkt, wenn es der Kuh nicht passt. Wer das Rennen schlussendlich gewinnt, entscheidet also nicht der Reiter oder die Reiterin, sondern das Tier selbst.»

Kurzer Sprint

Eine Kuh zum Rennen zu animieren, wenn sie keine Lust darauf habe, sei schlicht unmöglich. Dennoch wird ihr das Unterfangen so schmackhaft wie möglich gemacht.

Am Ziel wartet eine leckere Belohnung, und hat sich erst einmal eine Kuh in Bewegung gesetzt, ist die Chance gross, dass es ihr auch die anderen gleichtun. Richtig anstrengend ist der kurze Sprint für die Kuh nicht, auch das Gewicht des Reiters oder der Reiterin ist für sie gut verkraftbar. «Brünstige Kühe bespringen sich auch gegenseitig, und da ist das Gewicht um ein Vielfaches höher», sagt Manser weiter.

Bei den Reitern hingegen sind die Herausforderungen schon grösser. Die Kühe haben einen dickeren Bauch, als das bei Pferden der Fall ist. Wirklich bequem sitzen lässt sich auf ihnen nicht. Die Bewegungen sind zudem viel ruppiger, um beim Vergleich zwischen Kühen und Pferden zu bleiben. «Kühe starten meist schneller oder stoppen plötzlicher. Die Gefahr herunterzufallen ist deshalb grösser», so Manser weiter.

Wer gewinnt?

Dennoch wird im Vorfeld einige Male trainiert, damit sich Kühe und Reiter aneinander gewöhnen können. Erfahrene Tiere treffen dann auf jüngere, und so ist es gut möglich, dass sie sich gegenseitig zum Laufen animieren. Ob es klappt, ist und bleibt bei jedem Rennen eine Überraschung – und genau das kommt beim Publikum Jahr für Jahr offensichtlich gut an.

Kritik wird laut

Die Verantwortlichen müssen sich auch kritische Stimmen gefallen lassen. Sollen trächtige Kühe an der Olma gebären? Säuli gegeneinander antreten? Stiere und Kühe überhaupt an der Olma ausgestellt sein?

Fragen, die in der heutigen Zeit gestellt werden, und in der Vergangenheit auch den Tierschutz auf den Plan gerufen haben. «Unser oberstes Ziel ist und war immer das Tierwohl», fasst Manser zusammen. «Wir arbeiten nur mit gesunden Tieren, und ich wäre der Letzte, der den Tieren Schaden zufügen möchte.»

Mit gesundem Augenmass

Manser kennt die Betriebe, die Menschen dahinter und natürlich die Tiere. Deshalb stehe er voll und ganz hinter der Ausstellung.

Es gehe nicht, für eine Minderheit, welche die Ausstellung oder Rennen kritisieren, eine schöne Veranstaltung für die breite Öffentlichkeit gleich lahmzulegen. «Natürlich müssen auch kritische Stimmen ernst genommen werden. Heutzutage ist es aber für genau diese Minderheiten relativ einfach, sich Gehör zu verschaffen. Deshalb ist es wichtig, weiterhin ein gesundes Augenmass walten zu lassen.»

Highlights

Sängerin, Tänzerin und Unternehmerin

St.Galler Influencerin Arina Luisa möchte mehr Realität in den Sozialen Medien: «Ich poste auch einmal meine Dehnungsstreifen»

am 18. Aug 2024
Gastkommentar

Wikipedia-Amok will UBS-Banker ‹canceln›

am 02. Aug 2024
Steigender Konkurrenzdruck

«Ich wollte nie ein Vorgesetzter sein, der Wasser predigt, aber Wein trinkt»: Der Wiler Chefredaktor Andreas Böni über seine Arbeit bei «blue Sport»

am 19. Aug 2024
Asylpolitik

SVP attackiert Bundesrat Jans, Staatssekretariat für Migration kontert mit einem «Faktencheck in 18 Punkten». Wer hat recht?

am 09. Aug 2024
Andere Orte preschen vor

Zwischen Digital Detox und Realitätsflucht: Soll das Handy aus dem Schulhaus verbannt werden? So denkt die Ostschweizer Politik darüber

am 06. Aug 2024
Gastkommentar

Biodiversität oder Ernährungssicherheit? Ein kritischer Blick auf eine Volksinitiative, die gar nicht umsetzbar ist

am 03. Aug 2024
Peter Weigelt, Präsident RevierJagd St.Gallen

Wolfsregulierung – keine jagdliche, sondern eine behördliche Massnahme

am 22. Aug 2024
Interpellationen beantwortet

«Wenigstens einen Versuch wert» – St.Galler Regierung verteidigt die Russland-Reise

am 19. Aug 2024
Gastkommentar

Gendermedizin: Oft nicht viel mehr als eine Ansammlung abgenutzter Klischees

am 21. Aug 2024
Viele Katzen, wenig Platz

Wenn «Büsis» zu «Klimakillern» werden: Tierschutz-Präsidentin Esther Geisser über Lösungen gegen die Katzen-Überpopulation in der Ostschweiz

am 17. Aug 2024
Einwurf

KI soll vor dem Ertrinken schützen. Eltern, die mehr Zeit am Handy als mit ihren Sprösslingen verbringen wollen, freut diese Entwicklung

am 16. Aug 2024
Gastkommentar: Schweizer Sommer

Wenn sich die Schweizerische Regel in der Ostschweiz durchsetzt: Zu heiss gibt es nicht, um nicht nach Draussen zu gehen

am 20. Aug 2024
Sie unterstützen die Olma Messen

«Wenn der Wirt sein bester Gast ist, wird es gefährlich» – Kuno Schedler über sein Olma-Engagement

am 16. Aug 2024
SGKB Investment Views

Rezession oder doch nicht Rezession?

am 19. Aug 2024
Sitz von Swiss Olympic

Ein Haus mit Tradition und Potenzial: Ostschweizer sind neu im Besitz des Berner «Haus des Sportes»

am 16. Aug 2024
Entscheid ist noch nicht rechtskräftig

Keine Unterschutzstellung des Spitalhochhauses in St.Gallen

am 21. Aug 2024
Stölzle /  Brányik
Autor/in
Manuela Bruhin

Manuela Bruhin (*1984) ist Redaktorin von «Die Ostschweiz».

Hier klicken, um die Mobile App von «Die Ostschweiz» zu installieren.