Im Bereich des St.Galler Hauptbahnhofs werden vermehrt Ratten gesichtet. Besorgte Einwohnerinnen und Einwohner haben via Stadtmelder bei den Behörden nachgefragt. Was die Polizei dazu meint, und warum es falsch ist, die Tiere zu füttern.
Von «herzig» bis «Iiiihhhhh» dürften wohl sämtliche Reaktionen mit dabei sein, wenn man unterwegs auf eine Ratte trifft. Die Tiere sind nicht überall gern gesehen – auch wenn sie eigentlich ständig unter uns sind. Und das im wahrsten Sinne des Wortes. In städtischen Gebieten halten sie sich nämlich vorwiegend im Bereich der Kanalisation auf. Nun wurden jedoch mehrere Tiere im Bereich des St.Galler Hauptbahnhofs gesichtet, wie es im Stadtmelder heisst.
Ein Bewohner erklärt in seiner Meldung, dass er an der Rosenbergstrasse ein Loch entdeckt habe, welches «ziemlich gross» sei. In unmittelbarer Nähe hätte sich eine Ratte am Hauseingang befunden. Zudem würde man Tiere regelmässig am Abend im Bereich der Lämmlisbrunnenstrasse beobachten. Hat die Stadt also ein Rattenproblem? Oder täuscht der Eindruck?
Futter lockt an
Von einem Problem möchte Dionys Widmer, Sprecher der St.Galler Stadtpolizei, nicht sprechen. Es sei bekannt, dass einige Ratten in den vergangenen Wochen und Monaten in gewissen Bereichen gesehen wurden. «Es gibt immer wieder Leute, welche die Tiere füttern – und sie so aus dem Untergrund anlocken», sagt er auf Anfrage.
Vor einigen Jahren gab es bereits ähnliche Sichtungen im Bereich des St.Leonhardspärklis. Dort hauste eine Rattenmutter samt Nachwuchs und liess sich von den Anwesenden füttern. Zwar sei das Bild der Rattenfamilien «herzig» - dennoch könnte daraus schnell ein Problem entstehen. «Werden die Ratten gefüttert, kann es zu einer Überpopulation führen, weil sich der Bestand nicht mehr von selber reguliert», sagt Widmer weiter.
Fünf bis zehn Ratten
Ähnliche Beobachtungen gibt es in den städtischen Gebieten bei den Tauben. Werden diese gefüttert, können sie schnell zur Plage werden. Wie auch die Ratten können sie Krankheiten auf die Menschen übertragen.
Noch halten sich die Tierbestände in Grenzen. Derzeit gehen die Behörden von fünf bis zehn Ratten aus, die sich im Bereich des St.Galler Hauptbahnhofs angesiedelt haben.
Futter schadet
Damit die Population nicht Überhand nimmt, möchte die Stadtpolizei präventive Massnahmen einleiten. Werden Personen beobachtet, welche die Tiere füttern, sucht man das Gespräch. Die Grundlage für eine Busse sei jedoch nicht gegeben. «Die meisten wollen den Tieren mit dem Futter helfen und machen es nicht böswillig. Dennoch schaden sie ihnen am Ende damit», so Widmer.
Derzeit stehe man auch in Kontakt mit den Wildhütern. Erst als letzten Schritt, den man vermeiden möchte, würde ein Schädlingsbekämpfer hinzugezogen.
(Bild: Depositphotos)
Manuela Bruhin (*1984) ist Redaktorin von «Die Ostschweiz».
Hier klicken, um die Mobile App von «Die Ostschweiz» zu installieren.