Drei Kandidaten wollen in Niederbüren Gemeindepräsident werden. Einer wird vorab desavouiert. Völlig ohne Not.
Die Aufgabe einer Findungskommission ist es, der Name sagt es, einen oder mehrere Kandidaten für ein Amt zu finden. In Niederbüren hat das zur Empfehlung von zwei Anwärtern für das Gemeindepräsidium geführt.
Mit Jörg Caluori hat ein neuer Einwohner von Niederbüren seine Kandidatur angemeldet, als die Arbeit der Findungskommission bereits abgeschlossen war. Damit gab es drei Kandidaten - und eigentlich wäre es das auch schon gewesen bis zum Wahltermin. Das Volk hat die Wahl.
Aus unerfindlichen Gründen hat die Findungskommission in Niederbüren aber beschlossen, ihren Aufgabenkatalog auszuweiten. Sie empfiehlt nicht nur zwei Personen, sondern teilt in einer Medienmitteilung nun auch mit, dass sie sich gegen den dritten Kandidaten, Jörg Caluori, ausspricht. Dieser erfülle den Anforderungskatalog, den die Kommission aufgestellt hat, nicht.
Hätte sich Caluori dem Verfahren der Findungskommission gestellt, wäre diese öffentliche Beurteilung in Ordnung gewesen. Wer sich dem Verfahren einer Findungskommission stellt, muss damit rechnen, nicht empfohlen zu werden. In diesem Fall aber gab es zwischen ihm und der Kommission nie einen direkten Kontakt und keinerlei Gespräch, wie Caluori im «St.Galler Tagblatt» sagt. Er wurde nur aufgrund seiner Bewerbungsunterlagen beurteilt.
Störend ist aber vor allem das: Die Findungskommission spricht von mehreren Punkten, die gegen den früheren Geschäftsführer der St.Galler Buchhandlung Rösslitor sprächen, will diese aber nicht konkretisieren. Offiziell gibt man als Grund dafür an, man wolle den Kandidaten nicht schlecht machen und wünsche sich einen fairen Wahlkampf.
Nur: Die öffentlich bekannten Kriterien erfüllt Jörg Caluori zum grössten Teil. Führungserfahrung ist ihm kaum abzusprechen. Und es wird zum Beispiel keine politische Erfahrung, sondern nur «Freude an der politischen Arbeit» vorausgesetzt.
Damit beginnt nun im Wahlvolk das Rätselraten darüber, was gegen ihn spricht, und das öffnet Tür und Tor für Spekulationen. Mit der Medienmitteilung hat die Findungskommission damit seine Kandidatur schwer beschädigt. Das im Übrigen völlig ohne Not: Niemand erwartet von einer solchen Kommission, dass sie später aufgetauchte Kandidaten beurteilt. Sie hat ihre Arbeit ja längst erledigt.
Caluori selbst betont, er kenne nur ein Mitglied der Findungskommission persönlich, von den anderen habe keiner vorgängig mit ihm über sein Profil gesprochen. Und er merkt an, dass die Kommission in ihrer Mitteilung von einer einstimmigen Ablehnung seiner Kandidatur spreche. Auf Nachfragen hätten ihm dann aber zwei Mitglieder bestätigt, dies sei nicht der Fall gewesen, es sei ein Mehrheitsentscheid gewesen - aber kein einstimmiger.
Zudem hat die Findungskommission in ihrer Stellungnahme offenbar Caluoris Namen falsch geschrieben, was auch nicht gerade für eine sorgfältige Prüfung einer Person spricht.
Stefan Millius (*1972) ist freischaffender Journalist.
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