Michael Artho, Vorsitzender der Geschäftsleitung, Mosterei Möhl.
Bis zu 30 Prozent weniger Mostobst gibt es in diesem Jahr. Das ergibt eine Nachfrage von «Die Ostschweiz». Trotz schlechten Zahlen haben die Verantwortlichen auch Grund zur Freude.
Am 24. August 2023 fegte ein Unwetter über die Ostschweiz. Hagel, Sturm, Überschwemmungen: Alles war dabei. «Das war wirklich sehr ärgerlich», erinnert sich Michael Artho, Vorsitzender der Geschäftsleiter der Mosterei Möhl AG, im Gespräch. «Das gab es schon lange nicht mehr, dass ein Unwetter so kurz vor der Ernte das Mostobst verhagelt oder heruntergestürmt hat.»
Michael Artho, Vorsitzender der Geschäftsleitung, Mosterei Möhl.
Die Auswirkungen betreffen nun die gesamte Branche. Eine Schätzung im Frühjahr ergab bereits, dass der Ertrag in diesem Jahr bei etwa 48’000 Tonnen liegen dürfte – und nicht wie sonst bei etwa 65’000 Tonnen. Das Mostobst wird von etwa 600 Produzenten aus der näheren Umgebung angeliefert.
Unwetter im August
Die Prognosen sind jetzt eingetroffen. Einerseits sei der Frühling zu feucht gewesen. Dadurch gab es weniger Blust, und die Bäume trugen demnach weniger Früchte. Die Trockenheit im Juni führte dazu, dass die Bäume bereits frühzeitig Obst fallen liessen. Und das besagte Unwetter am 24. August besiegelte das Schicksal der kleineren Ernte schliesslich ganz. «Darüber sind wir sehr unglücklich. Aber wir können es leider nicht beeinflussen», sagt Artho weiter.
Dass es in diesem Jahr etwa 30 Prozent weniger Mostobst geben wird, dürfte der Kundschaft aber nicht auffallen. Denn: «Wir verfügen noch über ausreichende Reserven in unserem Lager. So können wir kleinere Ernten ausgleichen», sagt Artho.
Guter Geschmack
Auch wenn jetzt im Spätsommer noch einige sonnige Tage folgten – das Ruder rumreissen können sie in Bezug auf das Mostobst nicht. Dennoch hat Artho auch Grund zur Freude. Eben sei er von der Degustation zurückgekehrt – und das Ergebnis hätte ihn voll und ganz überzeugt. «Der Saft ist geschmacklich sehr gut und zeugt davon, dass das Obst sehr reif ist, also genügend Sonnenstrahlen tanken konnte.» Die Quantität ist in diesem Jahr also nicht überragend, die Qualität dafür umso mehr.
Hat dies nun Folgen für den Preis? Der Schweizerische Obstverband gibt jeweils einen Richtpreis heraus, der in verschiedenen Gremien ausgehandelt wird. Deshalb war bereits länger klar, dass der Preis leicht ansteigen wird. Das ist laut Artho aber nicht auf das diesjährige Wetter zurückzuführen, sondern auf die steigenden Produktionskosten. Pro 100 Kilogramm Mostobst muss nun etwa einen Franken mehr bezahlt werden.
Klimatische Schwankungen
Ein wichtiger Punkt bleibt jedoch, weshalb Artho eher sorgenvoll in die Zukunft blickt. «Es war schon immer so, dass das Mostobst Schwankungen unterlegen war. Wichtig ist, dass wir es schaffen, das Hochstammobst weiterhin nachhaltig zu entwickeln, um weiterhin ausreichend qualitativ hochwertige Produkte herstellen zu können. Das liegt uns am Herzen.»
75 Prozent des Schweizer Mostobsts stammt aus der Ostschweiz. Künftig werden Wetterkapriolen zunehmen, trockene Sommer eher die Regel als die Ausnahme bilden. Die Produzenten müssten nun eine Antwort auf die Frage finden, wie man mit diesen klimatischen Schwankungen umgehen kann. Artho: «Hochstämme prägen unser Landschaftsbild, und die Qualität lebt von der Sortenvielfalt. Eine Herausforderung, welche die gesamte Branche betrifft.»
Bilder: Depositphotos, Archiv, PD
Manuela Bruhin (*1984) ist Redaktorin von «Die Ostschweiz».
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