Am Bahnhof von Amriswil kam es vermehrt zu Ausschreitungen. Einwohner fühlten sich nicht mehr sicher. In der Folge wurden Überwachungskameras installiert. Stadtpräsident Gabriel Macedo sagt der «Ostschweiz», ob sich dadurch die Situation beruhigt hat.
Gabriel Macedo, Amriswil war in den vergangenen Wochen öfters aufgrund Gewalttaten, die sich am Bahnhof ereigneten, in den Schlagzeilen. Lebt es sich so gefährlich in Ihrer Gemeinde?
Nein, in Amriswil kann man sich nach wie vor bedenkenlos aufhalten und bewegen. Es gab rund um den Bahnhof leider tatsächlich ein paar wenige unschöne Vorfälle. Jeder solche Vorfall ist jedoch einer zuviel. Deshalb haben wir schnell reagiert und sind nun froh, dass sich die Situation bereits wieder markant verbessert hat.
Ohne jetzt jeden Fall einzeln aufzurollen: Wie kann man die Situation, die herrschte, zusammenfassen?
Im vergangenen Jahr mussten leider vermehrt Vermögensdelikte wie Sachbeschädigungen und Diebstähle festgestellt werden. Dazu kamen eine Handvoll tätliche Übergriffe, die in den Sozialen Medien schnell weiterverbreitet wurden. Das zog schnell eine allgemeine Unsicherheit mit sich. Die Probleme am Bahnhof konnten aber klar eingegrenzt und zugeordnet werden, weshalb die allgemeine Sicherheit in Amriswil nie gefährdet war.
Hatten die Bürgerinnen und Bürger Angst?
Die Delikte haben sicherlich eine Unsicherheit bei den Leuten ausgelöst. Mit unserem schnellen und aktiven Handeln konnten wir das Sicherheitsgefühl aber wieder erhöhen. Zudem haben wir immer betont, dass die Situation nicht allgemein auf Amriswil bezogen werden darf. Die Delikte konnten klar eingegrenzt und zugeordnet werden.
Wann wurden Sie selbst aktiv?
Der Stadtrat hat sich dem Thema Sicherheit am Bahnhof schon sehr früh gewidmet. Zum einen haben wir bereits im Jahr 2021 beschlossen, beim Neubau vom Bushof und bei der Parkierungsanlage eine Kameraüberwachung installieren zu lassen. Im Jahr 2022 haben wir dann bei der SBB eine Videoüberwachung für die Perrons und die Personenunterführung beantragt. Leider hat uns die SBB auf ein schweizweites Projekt zwischen 2025 und 2028 vertröstet. So musste ich im Herbst 2023 selber aktiv werden und einen privaten Sicherheitsdienst aufbieten. Der Stadtrat hat zudem beschlossen, die Kosten der SBB für die Videoüberwachung zu übernehmen. Damit kann die Videoüberwachung bereits in den ersten Wochen vom Jahr 2024 installiert werden.
Sie haben reagiert. Am Bahnhof wurden Überwachungskameras aufgehängt. Zuerst: Ist das rechtlich kein Problem?
Nein, das ist kein Problem. Für die Überwachung des öffentlichen Raums haben wir in der Stadt die entsprechenden Rechtsgrundlagen vor zwei bis drei Jahren geschaffen. Für die Überwachung der SBB-Anlagen hat die SBB die Kompetenzen.
Hat sich die gesamte Situation inzwischen beruhigt?
Die Situation hat sich mit dem privaten Sicherheitsdienst, aber auch mit der erhöhten Präsenz der Kantonspolizei und den Sicherheitsdiensten der SBB rasch merklich verbessert. Viele Pendlerinnen und Pendler haben uns positive Feedbacks gegeben und fühlen sich mittlerweile wieder sicherer.
Sind noch weitere Massnahmen geplant?
Wir haben einen runden Tisch mit allen beteiligten Sicherheitsdiensten ins Leben gerufen. Bei Zwischenfällen informieren wir uns nun schneller und koordinierter. Zudem kann er bei Bedarf rasch wieder einberufen werden. Auch mit der Peregrina Stiftung ist ein runder Tisch organisiert.
Worauf führen Sie die ganze Problematik grundsätzlich zurück?
Es ist leider eine Tatsache, dass vor allem ein paar wenige unbelehrbare Bewohner der beiden Notunterkünfte in Amriswil und Hefenhofen für die Vorfälle verantwortlich waren. Sie waren entweder selber delinquent oder haben entsprechende delinquente Personen nach Amriswil gezogen, um hier ihre Drogengeschäfte abzuwickeln.
Hat die Gemeinde davon einen Imageschaden erleidet?
Ich würde behaupten, ja. Amriswil war in den vergangenen Wochen vor allem wegen diesen Vorfällen in den Schlagzeilen und nicht wegen der wie sonst seit Jahren sehr positiven Entwicklungen in verschiedensten Bereichen unserer Stadt. Umso zufriedener sind wir, dass die Situation sich stark verbessert hat.
Marcel Baumgartner (*1979) ist Chefredaktor von «Die Ostschweiz».
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