Vor zehn Jahren schnappte sich Banker Konrad Hummler mit der «Krone» in Speicher ein neues Betätigungsfeld. Nun aber stehen Veränderungen an. Der St.Galler Unternehmer über die harte Gastrobranche, seine Hoffnungen in die Zukunft und ein Gericht, das er gerne wieder auf der Speisekarte sehen würde.
Konrad Hummler, es ist zehn Jahre her, seitdem Sie mit der «Krone» in Speicher ein neues Betätigungsfeld gefunden haben. Was hat Sie damals daran gereizt?
Es ging darum, Kapital aus dem Wegelin-Verkauf sinnvoll anzulegen. So unter anderem auch in ein Immobilium. Wohnblöcke und dergleichen fand ich ziemlich öde. Besser zu meinem Temperament passend erschien mir ein bewirtschaftetes Haus – deshalb fiel die Wahl auf ein Gasthaus. Ausserdem reizte mich die notwendige Renovation einer 300-jährigen Liegenschaft sehr.
Ein Banker kauft ein Hotel. Sie wagten sich in eine komplett andere Branche vor. Ein Blindflug?
So gross ist der Unterschied gar nicht. Der Kunde muss im Zentrum stehen, dann läuft’s grundsätzlich rund. Allerdings: Die Margen sind schon sehr eng, es kommt auf jeden Rappen und Franken an, der eingenommen oder nicht ausgegeben wird. Wenn der Gast zuvorkommend behandelt wird, merkt er nichts davon.
Wie waren die ersten Jahre?
Es waren Jahre des Aufbaus, die wegen Corona jäh unterbrochen wurden. Während das Restaurationsgeschäft sich nach der Pandemie rasch wieder erholte, blieb die Nachfrage im Hotelbereich flau. Ohne die Quersubventionierung aus der Hotellerie ist es schwierig, ein Restaurant finanziell über Wasser zu halten.
Ende 2023 wurde nun schliesslich verkündet, dass die «Krone» vor grossen Veränderungen stehen würde. Was ist passiert? Was hat den Ausschlag gegeben?
Wir beschlossen Ende 2023, vom Modell mit einem angestellten Geschäftsführer zur Pacht umzusteigen. Dies einerseits, weil sich der bisherige Geschäftsführer nicht zu einer Gewinnpartizipation entschliessen wollte, und andererseits, weil ich es angesichts meines Lebensalters von über 70 Jahren als angezeigt erachtete, die direkte Führung als Verwaltungsratspräsident zu beenden.
Nun ist die «Krone» wieder geöffnet. Was wurde organisatorisch oder vom Konzept her angepasst?
Das Pächterehepaar Karin und Matthias Zeitz wird die «Krone» in voller Eigenverantwortung führen. Wie das genau aussehen wird – lassen wir uns überraschen! Ich habe den Eindruck, dass wir nicht enttäuscht werden. Denn zum einen sind die Pächter echte Unternehmer, zum anderen können sie auch aufmerksam zuhören, wenn es um Erfahrungen und Tipps geht.
Wie und in welcher Form spielt Konrad Hummler aktuell und in Zukunft noch eine Rolle bei diesem Unternehmen?
Als Eigentümer habe ich mich im Hintergrund zu halten. Aber ich werde alles tun, dass meine Pächter in der Krone glücklich werden. Dank der J. S. Bach-Stiftung und deren Konzertbetrieb sowie meinen unternehmerischen Aktivitäten mit der St. Galler M1AG gibt es da schon die eine oder andere Möglichkeit. Ausserdem hoffe ich, dass irgendwann «mein» Sauerbraten wieder auf die Menu Karte kommt. Dessen Zubereitung werde ich dann gerne dem neuen Küchenchef beibringen…
Marcel Baumgartner (*1979) ist Chefredaktor von «Die Ostschweiz».
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