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Oberhaupt von Oberuzwil im Interview

Gemeindepräsident Cornel Egger: «Was heute regelmässig vorkommt, ist eine gewisse Respektlosigkeit»

Der langjährige Gemeindepräsident von Oberuzwil, Cornel Egger, verzichtet auf eine erneute Kandidatur. Im Interview sagt er, dass er schon heute weiss, dass ihm das Amt fehlen wird. Ein zunehmender Egoismus habe die Arbeit allerdings nicht leicht gemacht.

Marcel Baumgartner am 22. April 2024

Cornel Egger, was führte zum Entscheid, das Amt des Gemeindepräsidenten abzulegen?

Ich bin mittlerweile seit über 33 Jahren als Gemeindepräsident von Oberuzwil im Amt. Es macht mir nach wie vor sehr viel Freude und ich habe Spass an der Arbeit. Ich wollte mit dieser Freude an der Arbeit aufhören. So kommt mir das Ende der Amtsdauer Ende Jahr entgegen.

Verspüren Sie nach all den Jahren auch eine gewisse Müdigkeit?

Die vielen Jahre in diesem Amt gingen nicht ganz spurlos an mir vorbei. Dennoch zögerte ich lange mit meinem Entscheid. Ich bin mir heute schon sicher, dass mir die Arbeit als Gemeindepräsident fehlen wird.

Die Anforderungen an das Amt sind in den vergangenen Jahren gestiegen. Nicht wenige von Ihren Amtskolleginnen und -kollegen klagen über eine immer höhere werdende Belastung. Wie haben Sie diese Entwicklung erlebt?

Die Anforderungen sind in den letzten Jahren klar gestiegen. Die steigenden Erwartungen, Ansprüche, Forderungen und der zunehmende Egoismus machen die Arbeit nicht leichter.

Hat ein Gemeindepräsident heute auch nicht mehr das gleiche Ansehen wie früher?

Dieses «Ansehen» habe ich in meiner Amtszeit nie gesucht. Was heute regelmässig vorkommt, ist eine gewisse Respektlosigkeit. Dies ist einerseits auf den gesellschaftlichen Wandel als auch auf die heutigen technischen Mittel (E-Mail etc.) zurückzuführen.

Ohne jetzt auf einzelne Projekte im Detail einzugehen: Was hat sie in den 30 Jahren emotional am meisten berührt?

Die Wertschätzung und die Standing Ovation an der letzten Bürgerversammlung. Berührt haben mich auch die unzähligen Begegnungen mit den verschiedensten Mitmenschen. Natürlich auch die vielen Projekte, die ich begleiten und zu einem erfolgreichen Abschluss bringen durfte.

Was raten Sie Ihrer Nachfolgerin oder Ihrem Nachfolger?

Bewusst sein, dass ein zeitlich überdurchschnittliches Engagement notwendig ist und sie/er dennoch die Work-Life-Balance nicht vergisst.

Und welchen Projekten und Tätigkeiten werden Sie sich in Zukunft widmen?

Ich führe das Präsidium der ProPublic Vorsorge Genossenschaft weiter, das mir sehr viel Freude bereitet und mich laufend fordert. Zeit nehmen möchte ich mir auch für meine Enkelkinder und für Reisen. Im und ums Haus sind in den letzten Jahren zahlreiche Arbeiten liegen geblieben, die ich erledigen möchte. Ich bin mir sicher, dass es mir nicht langweilig wird …

Stölzle /  Brányik
Autor/in
Marcel Baumgartner

Marcel Baumgartner (*1979) ist Co-Chefredaktor von «Die Ostschweiz».

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