Die Aufregung war beträchtlich rund um den vermeintlichen Diebstahl eines Sammlerstücks aus St.Gallen an der Kunstmesse Red Dot Miami 2023. Nun zeigt sich, dass es beim Versuch geblieben ist, den verzierten Luxusgrill zu rauben: Das Teil ist wieder da.
Es begann als aufregendes Abenteuer für die St.Galler Firma Azado. Erstmals stellt sie einen ihrer Premiumgrills an der Kunstmesse Red Dot Miami 2023 aus. Im Rahmen einer grossen Liveshow an der Messe vervollständigt der Künstler Artlanta in der Nacht auf den Samstag, 9. Dezember einen Azado-Grill mit seinem Farbspritzerstil. Anschliessend ist der bemalte Grill im «Miami Beach Convention Center» zu sehen und stösst bei Kunstliebhabern auf grosses Interesse, sagen die Grillhersteller. Ein Kunstsammler aus Los Angeles sei vom Einzelstück dermassen begeistert gewesen, dass er dieses noch auf der Messe kaufte.
Doch dann der Schock: Der Grill wird am Sonntagabend, 10. Dezember vom Gelände Red Dot Miami 2023 gestohlen. Obwohl die Polizei von Miami die Ermittlungen umgehend aufnimmt, fehlt vom Grill tagelang jede Spur.
Sicherheitsfirma sagt es niemandem
«Die Umstände des Diebstahls waren nicht nur für uns, sondern auch für die gesamte Kunstgemeinschaft zutiefst bedauerlich», schreiben die Azado-Verantwortlichen in einer Mitteilung. Das Unikat, das durch die kreative Vision von Artlanta vervollständigt worden sei, sei zunächst verloren erschienen.
Wie sich am Ende herausstellte, war es nur ein halber Diebstahl: Gemäss Angaben der Betroffenen konnte der Diebstahlversuch von einer externen Sicherheitsfirma des Veranstalters unterbunden werden, die den Grill anschliessend konfisziert habe. Der Grill sei vom Sicherheitsunternehmen «an einen sicheren Ort gebracht» worden. Weder die örtlichen Behörden noch der Veranstalter, Azado oder der Käufer selbst seien über das Vorgehen informiert gewesen. Was die dramatischen Diebstahlnachrichten auslöste.
Die kommenden zwei Monate ausgestellt
Noch am Tag des Auffindens sei der bemalte Grill auf Wunsch des Käufers in die «Miami Fine Art Gallery» von Elena Bulatova gebracht worden. Das Unikat werde über die nächsten zwei Monate in der Kunstgalerie ausgestellt, bevor das gute Stück anschliessend in die private Sammlung des Kunstliebhabers übergehe.
Die Azado-Leute dazu: «In diesem emotionalen Rollercoaster der vergangenen Ereignisse können wir nun aufatmen und sagen: Ende gut, alles gut.»
Wir sagen: Ohne eine Sekunde an den rapportierten Fakten zu zweifeln, könnte eine entsprechende Kunstperformance zur Erhöhung der globalen Aufmerksamkeit nicht besser geplant sein. Kunstschaffende und Guerillamarketingfritzen und -fränzis dürfen bekanntlich alles.
(Bild: PD)
Odilia Hiller aus St.Gallen war von August 2023 bis Juli 2024 Co-Chefredaktorin von «Die Ostschweiz». Frühere berufliche Stationen: St.Galler Tagblatt, NZZ, Universität St.Gallen.
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