Die idealistische Politik der erneuerbaren Energien und die hartnäckige Anti-Atomkraft-Stimmung zerbröckeln angesichts der kalten Realität, da sich verzweifelte Länder wieder Öl und Kohle zuwenden. Umweltverschmutzung, Emissionen und Entwaldung sind wieder auf dem Vormarsch.
Der Ölpreis hat nach wenigen Monaten des Ukraine Kriegs den höchsten Stand seit einem Jahrzehnt erreicht und ist jetzt wieder auf ein Niveau zurückgekehrt, das zuletzt vor dem Einmarsch Russlands liegt. Infolgedessen werden die Benzinpreise weiter sinken.
Dies gilt jedoch nicht für Diesel. Der Dieselpreis wird steigen. Grund dafür ist ein sehr hoher Spotpreis für Dieselkraftstoff auf den internationalen Märkten. Er wird derzeit etwa 60% über seinem langfristigen Durchschnitt gehandelt und ist seit seinem Höchststand nach der Invasion kaum gesunken. Angesichts der Erdgaspreise, die den höchsten Stand seit 14 Jahren erreicht haben und der Lieferunterbrechungen aus Russland legen Länder wie zum Beispiel Holland Millionen von Barrel Diesel auf Vorrat an, um sich auf einen Winter vorzubereiten, in dem andere Energiequellen stark eingeschränkt sein werden. Auch private Unternehmen stocken ihre Dieselvorräte auf, aus Angst vor hohen Energiepreisen und Versorgungsengpässen, die zu Stromausfällen in Europa führen könnten.
Hohe Nachfrage nach Kohle: Der Preis für Kohle ist sogar noch dramatischer gestiegen, und das nicht, weil die Produktionskosten gestiegen sind. Trotz aller Lippenbekenntnisse zu «Dekarbonisierung» und «Netto-Null-Emissionen bis 2050» ist die Kohlenachfrage 2021 wieder stark angestiegen. Aufgrund der gestiegenen Nachfrage, auch in der so umweltbewussten EU, dürfte die Kohlenachfrage im nächsten Jahr auf ein noch nie dagewesenes Niveau steigen.
Infolgedessen erreichten die Kohlendioxidemissionen aus der Energieerzeugung im Jahr 2021 ein Allzeithoch. Es wird erwartet, dass sie in diesem und nächstem Jahr noch weiter ansteigen werden.
Die Folgen des Tunnelblicks der Klimaaktivisten auf unzuverlässige Wind- und Solarenergie und vor allem die Ausklammerung der Kernenergie aus der grünen Energiepolitik sind jetzt zu spüren. All die Gelder – Milliarden von Euro und Dollar –, die in einen «grünen Übergang» gesteckt wurden, laufen ins Leere.
Hätten die Welt und insbesondere Europa vor 20 Jahren auf mehr Kernkraft gesetzt, um ein stabiles Rückgrat für die Energienetze zu schaffen, würden sie sich jetzt nicht darum reissen, so viel Diesel und Kohle aufzukaufen, wie sie kriegen können.
Als Hauptursache für die hohen Preise für fossile Brennstoffe wird weithin der durch die Sanktionen gegen russische Exporte verursachte Versorgungsengpass genannt. Die meisten Preise für fossile Brennstoffe begannen jedoch schon lange vor dem Einmarsch in der Ukraine zu steigen und werden durch die weltweit steigende Nachfrage jetzt verschärft.
Der damalige Premierminister Tony Blair sagte im Jahr 2005, wenn die Politik zu Gunsten der Finanzierung der Kernenergie nicht geändert werde, entstehe bis 2025 eine dramatische Lücke in unseren Zielen zur Verringerung der CO2-Emissionen, und wir würden in hohem Masse vom Gas abhängig werden… Blair wollte, dass die Kernenergie 40% des Energiebedarfs des Vereinigten Königreichs deckt, statt 20%. Stattdessen ignorierte die nachfolgende Konservative Partei diese «Unkenrufe». Sie verpflichtete sich zum schrittweisen Ausstieg aus der Kohle, in dem Glauben, dass Gas und erneuerbare Energien die Lücke mehr als ausfüllen würden. Sie subventionierte Wind- und Solarenergie, während sie der Entwicklung von Kernkraftwerken jegliche staatliche Unterstützung verweigerte. Und sie stehen heute all den Konsequenzen gegenüber, die Blair vorausgesagt hatte.
Verbrennung von Wäldern als Brennstoff wurde «salonfähig». Dies ist eine der Perversitäten der grünen Energiebewegung die meint, dass die Verbrennung von Biomasse aufgrund einer verworrenen Rationalisierung als «kohlenstoffneutral» angesehen wird. Das liegt daran, dass sich Wälder theoretisch in wenigen Jahrzehnten oder Jahrhunderten selbst regenerieren können. Warum Kohlenstoff in der Atmosphäre besser aufgehoben ist als in Wäldern, überlasse ich denjenigen, die in Sachen Klimapropaganda besser Bescheid wissen als ich.
Die vorhersehbare Auswirkung ist jedoch die weitverbreitete Abholzung der Wälder. Europas älteste Wälder und Wälder auf der ganzen Welt werden abgeholzt, um sie in Holzpellets zu verwandeln, die als Brennstoff für Heizkessel dienen, die Strom erzeugen, der nicht aus Kohle, Diesel, Erdgas oder Kernenergie gewonnen werden soll.
Während die asiatischen Länder den Bau neuer Kernkraftwerke vorantrieben, haben die meisten europäischen Länder ihre Kernenergieprogramme verlangsamt, gestoppt oder gar rückgängig gemacht. Dies ist grösstenteils auf die Propaganda der Umweltlobby zurückzuführen, denen Fukushima in die Hände spielte.
Tatsächlich ist die Kernenergie genauso sicher und umweltfreundlich wie Wind- oder Sonnenenergie, wenn auch viel zuverlässiger. Die Rückkehr zu Kohle, Diesel, Gas und Biomasse kehrt dagegen den Trend zu menschlicher Sicherheit und Umweltverträglichkeit um. Erschwerend kommt hinzu, dass die Energieunternehmen selbst ihre Investitionen von fossilen Brennstoffen auf erneuerbare Energien umgeschichtet haben, weil sie glauben, dass staatliche Eingriffe in den Markt den Übergang unausweichlich machen. Sie sind der Meinung, dass Projekte für fossile Brennstoffe nur schwer zu finanzieren sind, dass sie auf einem gegen sie gerichteten Spielfeld konkurrieren müssen und dass ihnen von der Öffentlichkeit Gegenwind entgegenschlägt. Infolgedessen haben sie nur zögerlich auf die erneute Nachfrage nach fossilen Brennstoffen reagiert, obwohl die erneuerbaren Energieträger einfach nicht ausreichend reichlich, zuverlässig und billig genug Energie sorgen.
Die rasant steigenden Energiepreise und die drohende Energieknappheit auf der ganzen Welt sind der Beweis dafür, dass reichlich und billige Energie eine Grundvoraussetzung für die Aufrechterhaltung des modernen Lebensstandards und die Bekämpfung der Armut ist.
Das trifft jedoch den Kern der wahren Agenda der Umweltschützer. Ihr Ziel ist nicht, oder grosszügig gesagt nicht nur, der Schutz der Umwelt. Sie sind zum grössten Teil Öko-Sozialisten. Sie haben eine politische und wirtschaftliche Agenda. Sie wären mit kapitalistischen freien Märkten nicht zufrieden, auch wenn genau sie die Umweltschäden minimieren. Sie wollen Energieknappheit, nicht Energieüberfluss. Sie wollen rückläufiges Wachstum, nicht Wirtschaftswachstum. Sie sind der Meinung, dass wir zu wohlhabend sind und uns mit einem viel niedrigeren Lebensstandard zufrieden geben sollten. Dabei vergessen sie auch (bewusst) die sogenannte 3. Welt, die wohl am meisten leidet unter Armut und Hunger. Die UNO hatte sich zum Ziel gesetzt bis 2030 «Zero Hunger» auf unserem Planeten zu erreichen, wenn sich die jüngsten Trends fortsetzen, steigt die Zahl der von Hunger betroffenen Menschen und wird alsbald 840 Millionen überschreiten!
«Wir stehen am Anfang eines Massensterbens, und ihr redet nur über Geld und Märchen vom Wirtschaftswachstum. Wie könnt ihr es wagen?», sagte den Staats- und Regierungschefs im 2019 eine Jugendliche, die dann in diesen Kreisen zur Ikone hochstilisiert wurde.
Die Politiker haben natürlich keine Ahnung, was sie tun sollen, und werden immer das Falsche tun. Nehmen Sie zum Beispiel die EU. Sie will unbedingt, dass die Öl- und Gasunternehmen ihre Produktion steigern. Sie fürchten sich vor hohen Energiepreisen, denn hohe Preise verärgern die Wähler. Und was tun sie? Anstatt die Preise steigen zu lassen, um den Verbrauchern zu signalisieren, dass sie Energie sparen sollen, und den Erzeugern einen Anreiz zu geben, ihre Produktion zu steigern, schlagen sie vor, die Energiepreise zu deckeln und die Erzeuger mit einer Sondersteuer zu bestrafen.
Auf diese Weise zeigen sie uns, dass sie von Wirtschaft wenig bis gar nix verstehen. Die offensichtliche Folge dieser Markteingriffe ist eine Überstimulierung der Nachfrage und eine Unterförderung des Angebots, wodurch sich die Knappheit verschlimmert und nicht verbessert. Ihre Eingriffe sind völlig kontraproduktiv. Die Welt zahlt einen grausamen Preis für das dogmatische Festhalten an der Agenda der erneuerbaren Energien und die hartnäckige Weigerung, in saubere, grüne Kernenergie zu investieren.
Die Auswirkungen sind nicht nur in den winterlichen Wohnungen in Europa oder an der Benzintankstelle zu spüren. Die Auswirkungen sind auch in der Umwelt zu spüren, denn die Umweltverschmutzung, die Kohlendioxidemissionen und die Abholzung der Wälder sind massiv auf dem Vormarsch.
Ich wette, die Solar- und Windkraftbefürworter hätten nie gedacht, dass ihre messianischen Fantasien von der Rettung des Planeten die Umwelt und die Menschen, die in ihr leben, tatsächlich schlechter stellen würden, also genau das Gegenteil von dem bewirken was sie auf ihre Fahne geschrieben haben.
In einem hatte die junge Dame recht: «Wir stehen am Anfang eines Massensterbens.» Millionen Menschen in der 3. Welt werden an Hunger sterben, nicht aufgrund des Klimawandels, sondern da die 1. Welt wie zu Kolonialzeiten alle vorhandenen Ressourcen jetzt erstmals für sich beansprucht…
Jörg Caluori (*1953) ist freischaffend und wohnt in Niederbüren und Kapstadt.
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