Die Erfolgsrechnung 2023 der Stadt Wil schliesst mit einem Ertragsüberschuss von 2,7 Millionen Franken. Budgetiert war ein Defizit von 5,6 Millionen Franken. Die Investitionen liegen bei 18,6 Millionen Franken.
Die anhaltend starke wirtschaftliche Entwicklung nach der Corona-Pandemie, Nachzahlungen aus früheren Jahren sowie die Teuerung bringen hohe Steuererträge mit sich, wie die Stadt mitteilt. Im Budget war ein Anstieg auf 97,2 Millionen Franken veranschlagt.
Mit dem Abschluss sind Erträge von 105,8 Millionen Franken zu verzeichnen. Sowohl die Steuereinnahmen juristischer Personen als auch die Steuern natürlicher Personen schliessen über den Erwartungen ab. Die Grundstück- und Handänderungssteuern fallen hingegen tiefer aus als budgetiert. Gesamthaft übertreffen die Steuererträge das Vorjahr um 9,6 Millionen Franken. Zwei Drittel dieses Anstieges sind auf Ausreisser bei den Nachzahlungen zurückzuführen, die in diesem Ausmass nicht wieder erwartet werden.
Positive und negative Abweichungen halten sich die Waage
Auf der Ertragsseite finden sich positive Budgetabweichungen: höhere Bundesbeiträge für den Aufgabenbereich Asylwesen, höhere Rückerstattungen aus Erwerbsersatz und Taggelder sowie höhere Quellensteuererträge als erwartet. Auf der Aufwandseite fallen zudem die baulichen und betrieblichen Unterhaltskosten tiefer aus, ebenso die Sozialhilfeausgaben.
Negative Abweichungen sind beim Transferaufwand auszumachen. Die Ausgaben für die Pflegefinanzierung, die Kinder- und Jugendheime sowie die Kindertagesstätten liegen teilweise deutlich über Budget. Hinzu kommen Wertberichtigungen auf neu erworbenen Liegenschaften, die aufgrund der Rechnungslegung vorzunehmen, aber nicht budgetiert waren. Das Parlament genehmigte mit unterjährigem Beschluss ausserdem eine höhere Einlage in den Ökologiefonds als ursprünglich veranschlagt. Zudem liegen die Abgaben der Technischen Betriebe Wil unter dem Budget, da der Ertragsüberschuss aus der Gas- respektive Wärmeversorgung für betriebsnotwendige Reserven verwendet werden soll.
Investitionsausgaben steigen an
Die Nettoinvestitionen betragen 18,6 Millionen Franken, der Selbstfinanzierungsgrad liegt bei 80 Prozent. Im Vorjahr wurde mit 9,7 Millionen Franken halb so viel investiert. Die getätigten Investitionen sind – trotz Ertragsüberschuss – nicht vollständig selbstfinanziert. Die Nettoschulden steigen auf 22,3 Millionen Franken. Dies ist zurückzuführen auf die starke Investitionstätigkeit. Die Nettoschuld pro Einwohnerin und Einwohner beträgt neu 906 Franken, gegenüber 764 Franken im Vorjahr.
Stabiler Steuerfuss notwendig
Der Stadtrat rechnet in den kommenden Jahren mit anhaltend hohen Investitionen von 20 bis 30 Millionen Franken pro Jahr. Um diese für die Stadt Wil hohen Investitionen bezahlen zu können, erachtet der Stadtrat einen stabilen Steuerfuss von 118 Prozent als notwendig.
Die Stimmberechtigten entscheiden am 14. April 2024 an der Urne über eine Senkung des Steuerfusses auf 115 Prozent. Insgesamt ist die Steuerbelastung für die Wiler Bevölkerung aufgrund der kommunalen und kantonalen Steuerfussreduktionen und Steuerreformen der letzten Jahre markant gesunken. Im Vergleich zu anderen Städten und Gemeinden im Kanton St.Gallen ist der Steuerfuss in Wil moderat.
Sind die heutigen Aufwendungen nicht mit heutigen Steuereinnahmen gedeckt, geht dies zulasten zukünftiger Generationen. Hinzu kommt, dass eine steigende Verschuldung den Handlungsspielraum künftiger Entscheidungsträger reduziert und die Widerstandsfähigkeit des Finanzhaushalts beeinträchtigen. Ein tieferer Steuerfuss von 115 Prozent hätte einen jährlichen Einnahmeausfall von 1,8 Millionen Franken zur Folge. Dies reduziert die Eigenfinanzierung und die Investitionen müssten zu einem höheren Anteil fremdfinanziert werden. Folglich würde die Verschuldung innert fünf Jahre um 9 Millionen Franken zusätzlich ansteigen.
TBW mit positivem Ergebnis trotz angespannter Situation am Energiemarkt
Die Technischen Betriebe Wil (TBW) haben trotz herausfordernder Bedingungen auf dem Energiemarkt im Jahr 2023 ein positives Ergebnis erzielt. Mit einem Umsatz von 96,8 Millionen Franken erwirtschafteten sie nach Abzug der ordentlichen Abgaben an die Stadt Wil in der Höhe von 6 Millionen Franken einen Unternehmenserfolg von 2,7 Millionen Franken. Damit schloss die Rechnung um 0,3 Millionen Franken besser ab als budgetiert.
Die Absatzzahlen im Strom- und Wärmebereich waren aufgrund des Zubaus erneuerbarer Energien und allgemeiner Sparbemühungen deutlich niedriger als im Vorjahr. Zudem führten höhere Temperaturen zu einem geringeren Energieverbrauch. Auch der Gasabsatz sank aufgrund milderer Witterungsverhältnisse und vermehrter Umstellungen auf alternative Wärmequellen. Jedoch trugen niedrigere Beschaffungspreise trotzdem zu einem besseren Ergebnis bei.
Im Bereich der Kommunikationsdienste verzeichneten die Kundenzahlen für Internet und Telefonie aufgrund starker Konkurrenz und instabiler Marktbedingungen einen leichten Rückgang, während die Anzahl der reinen TV-Grundanschlüsse aufgrund des Technologiewandels erwartungsgemäss stärker zurückging. Bei TV digital konnte die Kundenzahl leicht gesteigert werden, während der Bereich Mobile erfreulicherweise eine starke Zunahme verzeichnete.
Das Stadtparlament genehmigte am 15. Februar 2024 die Gasnetzstrategie und beschloss den Ausstieg aus der Gasversorgung bis 2050. Dieser Schritt bringt in den nächsten 20 bis 30 Jahren erhebliche Kosten mit sich, gleichzeitig vermindert sich die Ertragskraft aus der Gasversorgung. Um vorsorglich darauf zu reagieren, sollen die erwirtschafteten Ertragsüberschüsse dem Eigenkapital zugewiesen werden. Der Überschuss aus der Gasversorgung von fast 1,9 Millionen Franken soll in die Reserven überführt werden, während der verbleibende Überschuss von 0,8 Millionen Franken in den Stadthaushalt fliesst.
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