Thomas Maron, Präsident der Arbeitgebervereinigung Romanshorn.
Der Präsident der Romanshorner Arbeitgebervereinigung fordert die rasche Umsetzung der Strassenprojekte, über die im Thurgau schon lange debattiert wird. Sie sollen Nachteile beseitigen, unter denen seine Region leidet.
Romanshorn kann gute Werte als Wirtschaftsstandort vorweisen. Sie könnten aber im gesamten Oberthurgau besser werden, wenn sich gewisse Rahmenbedingungen verändern. Im Interview mit Thomas Maron, dem Präsidenten der Arbeitgebervereinigung:
Thomas Maron, gemäss dem Thurgauer Themenatlas gibt es in Romanshorn heute 640 Arbeitsstätten und 4500 Vollzeitstellen, was mit Teilzeitstellen gerechnet etwa 6000 Arbeitsplätzen entspricht. Mit 41 Vollzeitstellen auf 100 Einwohner liegt Romanshorn hinter Frauenfeld, Weinfelden und Kreuzlingen auf dem 4. Rang, klar vor Amriswil und Arbon. Ist das ein guter Wert?
Für Romanshorn ist das ein sehr guter Wert. Es gilt zu berücksichtigen, dass Romanshorn die schwierigste Ausgangslage von allen hat. Romanshorn hat keine kantonale Verwaltung wie Frauenfeld. Dazu profitieren Frauenfeld und Weinfelden von der Nähe zu Zürich. Auch Kreuzlingen profitiert von der guten Erschliessung per A7 und der Synergie mit Konstanz. Romanshorn hat «nur» den See - 180 Grad sind nicht erschliessbar. Darum sind wir hier auch dringendst auf die rasche Umsetzung und Erschliessung mit der Bodensee-Thurgau-Strasse (BTS) und der Oberlandstrasse (OLS) angewiesen. Die Lücke zwischen Arbon und Bonau muss nun möglichst schnell geschlossen werden. Die BTS muss daher vom Bundesrat und Parlament unbedingt in den nächsten Ausbauschritt aufgenommen werden. Jetzt ist einmal der Thurgau an der Reihe!
Bei den Industriearbeitsplätzen belegt Romanshorn gar kantonsweit den Spitzenplatz. Kann man draus schliessen, dass die Industrie in Romanshorn gewissermassen überproportional vertreten ist?
Romanshorn war früher als Eisenbahnerdorf bekannt. Die Bundesbetriebe SBB, Post, Zoll, Alkoholverwaltung etc. waren sehr dominant. Dafür waren wir aber auch ein Verkehrsknotenpunkt mit den besten Voraussetzungen für Industrie und Gewerbe. Heute haben wir einen guten Mix aus Industrie, Dienstleistungs- und Gewerbebetrieben. Das fantastische ist, dass wir hier in Romanshorn sehr viele langjährige und nachhaltig innovative Unternehmen haben, welche sich alle positiv weiter entwickelt haben.
Sie haben diese Zahlen zum Anlass genommen, am 20. Juni eine Podiumsdiskussion zu veranstalten. Besteht denn grundsätzlich ein Handlungsbedarf? Und falls ja: Wo in erster Linie?
Stillstand bedeutet Rückschritt. Man muss sich permanent fragen, was können wir besser machen? Standortattraktivität kommt nicht von alleine. Da muss Politik und Wirtschaft am gleichen Strick ziehen. Das Museum am Hafen hat zur industriellen Entwicklung von Romanshorn eine tolle, viel beachtete Sonderausstellung gemacht. Zukunft hat Herkunft - in diesem Zusammenhang möchten wir uns auch über Romanshorn als Arbeitsort der Zukunft Gedanken machen. Mit der Digitalisierung wird kein Stein und kein Bit mehr auf dem andern bleiben.
Wie sieht in Romanshorn die Arbeitslosenquote im Vergleich zu anderen Gemeinden aus?
Im Moment liegt die Arbeitslosenquote im Thurgau auf dem sehr tiefen Wert von 1,8% und in Romanshorn bei 2,4%. Die Städte sind gegenüber den Gemeinden immer etwas höher, das ist normal. Eine so tiefe Arbeitslosenquote hatten wir seit 2012 nicht mehr.
Thomas Maron, Präsident der Arbeitgebervereinigung Romanshorn.
Wer kann den letztlich Bewegung in eine solche Thematik bringen? Ist es die Politik? Oder muss es die Wirtschaft sein?
Überall, wo gute Voraussetzungen herrschen, entwickeln sich Wirtschaft und Wohlstand. Die Politik muss die Rahmenbedingungen dazu schaffen. Das geht nur Hand in Hand. Auch in Romanshorn haben wir noch Potenzial. Die Arbeitgebervereinigung Romanshorn und Umgebung macht sich regelmässig Gedanken und verfasst als Sparringpartner der Politik jeweils ein Positionspapier «Wirtschaft».
Braucht es gemeindeüberschreitende Ansätze?
Unbedingt, insbesondere wenn es um Ansiedlungen von neuen Unternehmen oder kostenintensiven Infrastrukturprojekten wie Sportanlagen, Hallenbäder, etc. geht. Aber auch im Tourismus können wir nur gemeinsam etwas bewegen. Effizient wäre es, die strategische und operative Führung zu trennen. Insbesondere die strategische Planung sollte auf Stufe der Regional Planungsgruppe Oberthurgau stattfinden.
Ein wichtiges Themenfeld bildet die Jugend. Wie sieht die Situation bezüglich Lehrstellen in Romanshorn aus?
Wir haben im Oberthurgau ein hervorragendes Schulsystem. Daher spüren wir den Trend zur Matur und Uni ganz deutlich. Doch die Lehre stellt für mich immer noch den Königsweg dar. Da lernen die jungen Leute einen Beruf von der Pike auf. Und danach stehen ihnen alle Wege bis zur Uni offen. Mit fast 500 Lehrstellen haben wir auch hier ein tolles und breitgefächertes Angebot für die Jugendlichen. Die AVR bietet in Zusammenarbeit mit den Schulen viele Informationsmöglichkeiten und Unterstützung.
Hinweis
Am Mittwoch, 20. Juni um 20 Uhr findet im Museum am Hafen in Romanshorn eine weitere Austragung der «Romishorner Runde» statt. Im Rahmen der Sonderausstellung Gewerbe und Industrie wird dort «Romanshorn als Arbeitsort - heute und morgen» thematisiert. Es diskutieren Roland Schneeberger (Präsident Gewerbeverein Romanshorn) Roland Gutjahr (Ex-Präsident Arbeitnehmervereinigung Romanshorn) und der Romanshorner Stadtpräsident David H. Bon.
Marcel Baumgartner (*1979) ist Chefredaktor von «Die Ostschweiz».
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