Der öffentliche Verkehr ist zu einem bürokratischen Alptraum geworden. Hier den Durchblick zu bewahren, ist nicht einfach.
Ein Jugendlicher Zugreisender wurde trotz gültigem Generalabonnement (GA) wegen eines «abgelaufenen Fotos» in seinem SwissPass als Schwarzfahrer gebüsst. Dies berichtete die Pendlerzeitung «20 Minuten»
Begründung der Bahngesellschaft: «Nach Ablauf des SwissPasses wird dieser bei der Kontrolle als ungültig angezeigt. Die Person wird korrekterweise als Reisende ohne gültigen Fahrausweis behandelt.»
Einst ging man zum Bahnschalter und kaufte sich ein Abonnement (Halbtax, GA). Eine gute Woche später lag eine Plastikkarte im Briefkasten, auf der Vorderseite die Gültigkeitsdauer in riesigen Lettern aufgedruckt.
Genau so, wie ein Vertrag aussehen sollte: Leistung und Gegenleistung während eines exakt definierten Zeitrahmens. Das Foto bei Vertragsabschluss war selbstverständlich für die gesamte Vertragsdauer gültig.
Tempi passati: Heutzutage gibt es kein Halbtax oder anderes Abonnement ohne SwissPass. Ein kurzer Blick zeigt: Auf der roten Plastikkarte ist kein Ablaufdatum aufgedruckt. Also weiter zum SwissPass-Login.
Der Login-Versuch scheitert zweimal: Das System scheint weder Android 5.1.1, noch iOS 10.3.3 zu unterstützen. ÖV-Benutzer werden quasi genötigt, bestens funktionierende ältere Geräte durch neuere zu ersetzen. So viel zu «Service Public».
Unter der Registerkarte «Karte» im Menü «Mein Konto» steht: «Ihr SwissPass ist mehrere Jahre gültig. Wir informieren Sie, wenn wir einen neuen SwissPass für Sie produzieren. Für weitere Auskünfte zu Ihrem Kartenstatus wenden Sie sich bitte an den SwissPass Kundendienst.»
Klickt man auf den entsprechenden Link, erhält man folgende Auswahl: Adresse ändern, Rechnung abrufen, Kontaktkanal. Man versteht: Hier erhält man keine Auskunft, sondern soll Auskunft geben.
Bloss wie lange sein SwissPass gültig ist, erfährt der Kunde nirgends. Gebüsst wird dafür umso eifriger.
Kein Wunder, sagt sich da so mancher: Der Kluge reist im Auto.
_(Bild: Symbolbild) _
Thomas Baumann ist freier Autor und Ökonom. Als ehemaliger Bundesstatistiker ist er (nicht nur) bei Zahlen ziemlich pingelig.
Hier klicken, um die Mobile App von «Die Ostschweiz» zu installieren.