Seit bald zehn Jahren tobt im Donbas zwischen Autonomisten und der ukrainischen Armee ein Krieg. Fazit: über 20‘000 Toten Zivilisten, darunter vielen Frauen und Kinder. Unseren Medien und Politikern war dieser Konflikt bis Beginn 2022 höchstens mal eine Randnotiz wert.
Vor nunmehr fast einem Jahr überfiel Putin mit seiner Armee gemeinsam mit verbündeten Söldnerschergen die Nachbarin Ukraine und brachte viel Terror, Leid und Zerstörung in die Region. Die Ukraine wehrt sich berechtigterweise militärisch. Seit einigen Monaten geht es hin und her: Gebiete werden erobert, verloren und zurückerobert. Eigentlich herrscht ein Patt.
Jetzt soll die Ukraine mit noch mehr militärischen Mitteln beliefert werden. Kürzlich wurde beschlosse, Panzer zu liefern. Kaum ausgesprochen, wird nach Kampfjets gerufen. Der nächste Schritt wird dann wohl das Eingreifen von NATO-Truppen nach sich ziehen….
Noch vor wenigen Jahren wurde vor allem seitens der Sozialdemokraten und der Grünen alles unternommen, um die eigene Armee zu schwächen oder gar abzuschaffen, allen voran Protagonisten der GSoA. Und was passiert jetzt? Jetzt schreien genau diese Kreise nach militärischer Unterstützung und massiven Waffenlieferungen in diesen Konflikt: eine «grandiose» 180-Grad-Wende!
Sogar in unserem «neutralen» Staat mehren sich aktuell Stimmen, die verlangen, dass wir Kriegsmaterial oder eingemottete Panzer,an Drittländer «verkaufen» sollten, damit diese wiederum Panzer in diesen Krieg senden können. Entschuldigung, aber da wird mir speiübel. Ich war immer stolz, dass sich unser Land mit gutem Grund aus jeglichen militärischen Konflikten erfolgreich rausgehalten hat.
«Lieber vier Monate Verhandlungen ohne Resultat. Das ist besser als eine Minute schiessen», sagte einstmals einer der profiliertesten Sozialdemokraten: Helmut Schmidt. Dies war ein Staatsmann mit Rückgrat, was wir heute leider nicht nur bei uns, sondern auch bei unseren Nachbarn schmerzlich vermissen.
Selbstverständlich kenne ich die Argumente, die obigen Aussagen entgegenschlagen: DER - fallen nicht auch wir auf gesteuerte Propaganda derer rein, die an diesem Krieg sehr grosse wirtschaftliche Interessen haben, oder gibt es tatsächlich nur diese unsägliche Staatspropaganda in Putins Russland? - will gar nicht. Dem halte ich dagegen: Es wäre einen Versuch wert. Staatsmänner mit Mut und Schneid würden sich auf die Socken machen und Verhandlungen, erstmals zumindest für einen Waffenstillstand, erzwingen!
Denn mit jedem Tag, an dem dieser Krieg andauert, sterben Menschen. Nicht nur Soldaten, sondern auch Frauen und Kinder. Und jedes menschliche Leben ist mehr wert als ein Panzer oder ein Territorium.
Jörg Caluori (*1953) ist freischaffend und wohnt in Niederbüren und Kapstadt.
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