In der Politischen Gemeinde Au hat sich eine Gruppe gebildet, die für die Abwahl des amtierenden Gemeindepräsidenten Christian Sepin sorgen will. Im Interview sagt dieser, wie er mit dem Angriff umgeht.
In einer aufwändig gemachten Publikation, die an die Haushaltungen der Gemeinde ging, kritisiert eine IG Au-Heerbrugg die Amtsführung des Gemeindepräsidenten Christian Sepin, der seit 2015 im Amt ist. Rund um verschiedene Projekte wird ihm vorgeworfen, nicht offen zu kommunizieren oder gegebene Versprechen nicht einzuhalten; wir haben berichtet. Christian Sepin sagt im Interview, wie diese «Botschaft» bei ihm angekommen ist.
Sie wurden nicht «vorgewarnt», sondern haben die Broschüre gegen Sie und den Gemeinderat Anfang Woche wie die Bürger erhalten. Was war Ihr erster Eindruck bei der Lektüre?
Christian Sepin: Der Gemeinderat Au erhielt die Publikation der IG wie alle anderen Bewohnerinnen und Bewohner über die Hauswurfsendung. Kritik ist jederzeit erlaubt. Sie ist Teil unserer politischen Kultur.
Es sind diverse Vorwürfe zu verschiedenen Projekten enthalten. Gibt es Punkte daraus, bei denen Sie nachvollziehen können, dass sie für eine Kontroverse sorgen?
Christian Sepin: «Wo gehobelt wird, da fallen Späne», sagt ein Sprichwort. Der Gemeinderat und die Verwaltung versuchen immer, ihre Arbeit nach bestem Wissen und Gewissen, zum Wohl der Bürgerinnen und Bürger sowie nach Massgabe des Rechts auszuführen. Diesen Grundsätzen sind wir verpflichtet, und diesen leben wir bestmöglich nach.
Es ist unübersehbar, dass die Wurfsendung auf Ihre Person zielt. Inwieweit sehen Sie sich selber bei den Kritikpunkten direkt in der Verantwortung, wo finden Sie, dass auf den Falschen gezielt wird?
Christian Sepin: Kritik und Opposition muss in einem demokratischen Rechtsstaat jederzeit möglich sein. Als Gemeinderat fühlen wir uns, auch ich persönlich, für die Zukunft und Entwicklung unserer Gemeinde zuständig. Insofern tragen wir auch für alle Entscheidungen, bei denen wir einen rechtlichen Ermessensspielraum hatten, die entsprechende Verantwortung.
Die IG hat durchblicken lassen, dass sie sich nach einer Gegenkandidatur zu Ihnen umsehen will. Wie gehen Sie damit ein Jahr vor den Wahlen um?
Christian Sepin: Wenn es Personen gibt, die eine Kandidatur anstreben, so steht es ihnen frei, sich im nächsten Herbst der Wahl zu stellen. Das ist Teil unserer demokratischen Kultur, die ich vollends respektiere.
Glauben Sie, dass die Inhalte der Sendung bei den Bürgerinnen und Bürgern Gehör finden oder geht es hier nur um eine kleine Gruppe von aktiven Leuten?
Christian Sepin: Das wird sich zeigen. Ich kann Ihnen versichern, dass der Gemeinderat die geäusserte Kritik ernst nimmt und zu gegebener Zeit auch informieren wird. Der Gemeinderat pflegt im Übrigen eine «Politik der offenen Türe». Wenn eine Person ein Anliegen hat, so kann sie dies mit uns jederzeit diskutieren.
Marcel Baumgartner (*1979) ist Chefredaktor von «Die Ostschweiz».
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