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Interview mit Lara Pichler

Mit dem Erlös ihres neuesten Buches möchte die «Cinnamon Society» das Ostschweizer Kinderspital unterstützen

Die «Cinnamon Society» ist eine Schreibgruppe, die sich auf das Spenden an wohltätige Organisationen spezialisiert hat. Sie veröffentlicht jährlich zwei bis drei Kurzgeschichtensammlungen und spendet den gesamten Erlös. Aktuell gehen die Spenden an das Ostschweizer Kinderspital.

Dzana Muminovic am 11. Juli 2024

Hinter der Cinnamon Society stehen die 19-jährige Deutsche Anja Schöpf und die 18-jährige Österreicherin Lara Pichler. Die beiden lernten sich 2021 über Instagram kennen. BoD (Books on Demand), ein Self-Publishing-Dienstleister, der Autoren die unabhängige Veröffentlichung ihrer Bücher ermöglicht, hatte dazu aufgerufen, in den Kommentaren nach Schreib-Buddies zu suchen. So fanden sie zueinander.

Die beiden beschlossen, eine eigene Instagram-Aktion zu starten und einen Adventskalender umzusetzen, bei dem jeden Tag im Dezember eine Kurzgeschichte veröffentlicht wird. Sie starteten einen Aufruf und bald waren sie eine Gruppe von 25 Personen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, die an den Adventsgeschichten zusammenarbeiteten. Von Lektoren über Korrektoren bis hin zu Grafikern war alles im Team vertreten. So entstand im Dezember das erste Buch namens «Mittwintertage».

Alle waren sich einig, dass sie den Erlös nicht für sich behalten, sondern spenden wollten, besonders im Sinne von Weihnachten. Daher ging der gesamte Erlös des ersten Projekts an die Krebshilfe Wien. Seitdem veröffentlicht die Cinnamon Society jährlich 2-3 Bücher und unterstützt soziale Organisationen in Österreich, Deutschland und der Schweiz. In diesem Jahr entschieden sie sich für das Ostschweizer Kinderspital in St. Gallen und wollen das mit dem Erlös des Buches «Lichtfunken und Schattenmärchen - Geschichten zwischen Tag und Nacht» unterstützen. Das Buch bestellen können Sie hier.

Licht und Schatten

Vor «Lichtfunken und Schattenmärchen» sind die Kurzgeschichtensammlungen «Winterwaldträume», «Sommerregentänze», «Kaminfeuerabende», «Frühsommernächte» und «Mittwintertage" sowie der Poesieband «Zimt und Poesie» entstanden. (Bild: pd)

Lara Pichler absolvierte in Österreich eine Ausbildung im Bereich Medientechnik. Nach ihrem Abschluss zog es die 18-jährige nach Basel, wo sie ein Praktikum als Multi-Media-Producerin absolvierte. Anschliessend fand sie Anschluss in Luzern, wo sie im Bereich Corporate Communications tätig ist. Das Schreiben von Geschichten begann sie bereits im Alter von 13 Jahren. Ihre gesamte Freizeit investiert sie in diverse kreative Projekte.

Neben Kurzgeschichten widmet sie sich vor allem dem Fantasy-Genre beim Schreiben und Lesen. Sie legt besonderen Wert darauf, die Ziele der Spendenaktionen sorgfältig auszuwählen und das Projekt möglichst weit zu verbreiten. Im Interview erzählt sie, wie die Cinnamon Society im Hintergrund funktioniert.

Lara Pichler, wie kam es zur Namenswahl «Cinnamon Society»?

Diese Frage kommt oft auf. Für unser erstes Projekt «Mittwintertage» mussten wir einen Gruppennamen finden, unter dem wir das Buch veröffentlichen würden. Während der Namensfindung stellte sich heraus, dass alle 25 von uns Zimt, Zimtschnecken und all diese Weihnachtsgebäcke lieben. Bislang gibt es keine Beschwerden – wir sind immer noch eine Gruppe von Zimt-Liebhabern.

Wie entscheidet ihr, welche Organisationen ihr unterstützt?

Wir wechseln bei jedem Buch zwischen Österreich, Deutschland und der Schweiz. Anja und ich bestimmen jeweils das Thema. Zum Beispiel habe ich vorgeschlagen, dass wir bei der nächsten Spende in der Schweiz an Kinderorganisationen spenden sollten. Für unser nächstes Projekt, das Winterbuch, hat Anja den Wunsch geäussert, dass wir Obdachlosen helfen sollen. Danach schreiben wir das Thema aus und sammeln Vorschläge für Spendenziele von allen Beteiligten. Anja und ich bewerten diese Vorschläge und anschliessend findet eine Abstimmung statt, um das endgültige Spendenziel festzulegen.

Warum ist eure Wahl auf das Ostschweizer Kinderspital gefallen?

Die Idee war, in der Schweiz zu spenden und etwas mit Kindern zu unterstützen. Ein weiterer wichtiger Aspekt war, dass wir nicht zweimal an denselben Ort spenden möchten. Zürich wurde ausgeschlossen, da wir dort bereits für den Tierschutz gespendet haben. Die Entscheidung für den Spendenfond «Kreativtherapie» des Ostschweizer Kinderspitals wurde durch Mehrheitsentscheidung getroffen.

Wie lange geht die Aktion jetzt noch?

Das Buch wurde am 15. April veröffentlicht, und der Verlag Books on Demand zahlt uns quartalsweise den Erlös der verkauften Bücher aus. Dies wird unsere erste grosse Spende sein. Aber auch danach wird es weitergehen. Wenn jemand das Buch «Lichtfunken und Schatten» in fünf Jahren noch kauft, wird der Erlös weiterhin an dasselbe Spendenziel gehen, und das Geld wird nachträglich gespendet.

Wenn das Kinderspital die Möglichkeit und Kapazität dazu hat, fahren wir gerne persönlich vorbei, um die Spende zu überreichen oder zumindest einen Tag vor Ort zu sein. Dabei möchten wir gemeinsam ein Foto machen und sehen, wie das Geld verwendet wird. Uns ist wichtig, dass die Spende direkt den Menschen zugutekommt und nicht für Marketing oder andere Zwecke verwendet wird.

Wie organisiert ihr eure Projekte, wenn eure Mitglieder aus drei verschiedenen Ländern stammen?

Wir sind mittlerweile über 60 Personen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Daher läuft das gesamte Projekt hauptsächlich online ab. Wir nutzen verschiedene Gruppen für die Organisation, darunter eine grosse Gruppe mit allen 60 Mitgliedern sowie spezifische Projektgruppen. Diese Online-Organisation funktioniert sehr gut für uns. Gelegentlich halten wir auch Meetings ab, wie beispielsweise ein Willkommensmeeting, und einmal im Jahr veranstalten wir ein Vereinstreffen. Seit letztem Mai sind wir als eingetragener Verein in Österreich registriert. Einige von uns planen dieses Jahr auch den gemeinsamen Besuch eines Konzerts.

Gruppenfoto

Könnten Sie erklären, wie ein Spendenprojekt genau abläuft?

Ein Projekt dauert in der Regel dreieinhalb Monate, beginnend mit der Autorensuche bis zur Veröffentlichung. Wir schreiben das Projekt in den sozialen Medien aus, wo Autorinnen und Autoren 14 Tage Zeit haben, sich zu bewerben. Dabei reichen die Bewerber ihre Ideen sowie eine kleine Schreibprobe ein, damit wir ihren Schreibstil beurteilen können. Beim Buch «Lichtfunken und Schattenmärchen» hatten wir erstmals eine Jury zur Auswertung der Bewerbungen.

Danach beginnt die Schreibphase. Bei einem Weihnachtsbuch mit 24 Geschichten teilen wir diese in 5 Testlesegruppen auf. Die Autoren können sich in den Gruppen austauschen und ihre Geschichten an Testleser schicken, die Feedback geben. Anschliessend gehen die Geschichten an das Lektorat. Nachdem die Lektorinnen alle Geschichten gelesen und ausgebessert haben, wird das Feedback berücksichtigt, bevor die Texte ins Korrektorat gehen. Sobald auch das Korrektorat abgeschlossen ist, wird das Buch formatiert, Grafiken eingefügt und das Inhaltsverzeichnis erstellt.

Während des gesamten Prozesses, insbesondere in den Wochen vor und nach der Veröffentlichung, halten wir unsere Instagram-Seite aktuell und werben für das neue Projekt. Die Beteiligung daran ist freiwillig, aber jeder Autor muss einen Post für den Monat nach der Fertigstellung des Projekts gestalten.

Bekommen alle Beteiligten eine finanzielle Vergütung für ihre Arbeit?

Alle arbeiten ehrenamtlich mit, von unseren Grafikern über das Lektorat und Korrektorat bis zum gesamten Team. Ohne sie wäre das Projekt nicht möglich. Die Zusammenarbeit mit so vielen engagierten Menschen ist einfach schön.

Wie druckt ihr euer Buch?

Wir drucken das Buch mit BOD (Books on Demand) in Deutschland, einem Self-Publishing-Service, bei dem Bücher gedruckt werden, sobald sie bestellt werden. Es gab die Möglichkeit, einem Verlag beizutreten, da sich Interesse gezeigt hat. Wir haben uns jedoch bewusst dagegen entschieden, da wir gerne die volle Kontrolle über alle Entscheidungen behalten möchten, wie zum Beispiel das Cover und andere Aspekte. Deshalb bleiben wir beim Self-Publishing.

Können Sie mir über Ihre Projekte erzählen?

Wir haben bereits etwa acht Projekte abgeschlossen. Mit diesen haben wir bereits Organisationen wie das Kinder- und Jugendhaus in Runkel Deutschland, die Stiftung «Denk an Mich» in der Schweiz oder den Zürcher Tierschutz unterstützt.

Aktuell arbeiten wir an drei weiteren Projekten und schreiben bereits am nächsten Adventskalender, da dieser rechtzeitig veröffentlicht werden muss. Im Sommer erscheint auch unser zweiter Poesieband. Einige unserer Autorinnen und Autoren nehmen zudem am Young-Storyteller Award teil, dessen Ergebnisse ebenfalls bald veröffentlicht werden. Wir haben einen Mehrjahresplan erstellt, um zu wissen, wann welche Bücher erscheinen werden.

Wie kommen die Spendenaktionen an?

Sehr gut. Wir versuchen auch immer, kleinere Organisationen zu unterstützen. Letztes Jahr haben wir an eine Tafel in Salzburg gespendet und haben ihnen Warenspenden gebracht und waren den ganzen Tag mit ihnen unterwegs. Wir bekommen auch immer wieder Fotos von denen, die wir unterstützt haben. Das ist sehr schön.

Abgesehen vom Kauf eurer Bücher, wie kann man euch als Nichtautor unterstützen?

Wir freuen uns immer, wenn man uns auf Social Media folgt und unsere Posts teilt. Zusätzlich haben wir Flyer, die man ebenfalls verbreiten kann. Wir freuen uns über alle Ideen, die uns erreichen. Sei es jemand, der talentiert im Zeichnen ist und uns mit neuen Grafiken unterstützen möchte, oder jemand, der eine Buchhandlung hat und uns Werbefläche bietet. Alles, was uns Augen auf das Projekt verschafft, ist hilfreich.

Zudem gibt es die Möglichkeit, unseren Verein mit Spenden zu unterstützen. Spenden helfen uns, Messeauftritte und andere wichtige Aktivitäten zu finanzieren.

Was sind Ihre langfristigen Ziele mit der Cinnamon Society?

Ich hoffe, dass wir weiter wachsen und freue mich immer sehr, wenn ich Leute sehe, die uns kennen. Es wäre schön, wenn jemand sagt: «Ich habe mir das neue Buch der Cinnamon Society gekauft», und die andere Person sofort weiss, wer wir sind.

Es wäre auch grossartig, wenn wir Live-Events hosten könnten. Unsere zwei Hauptfokusse sind Spendenziele und die Förderung unserer Autorinnen und Autoren. Wir möchten möglichst viele Spenden sammeln, um zahlreiche Organisationen zu unterstützen. Gleichzeitig fördern wir unsere Autorinnen und Autoren, die mit uns wachsen und lernen. Einige veröffentlichen ihr erstes Buch bei uns, andere haben schon mehrfach mit uns publiziert. Sie lernen, wie das Verlagswesen funktioniert. Es freut mich, wenn wir in Zukunft noch mehr erreichen können.

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Autor/in
Dzana Muminovic

Dzana Muminovic (1999) aus der Au hat an der Universität Zürich Kommunikationswissenschaften und Medienforschung studiert. Zurzeit absolviert sie ein Trainee-Programm bei der Galledia AG und arbeitet als Redaktorin bei «Die Ostschweiz».

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