logo

Jubiläum

Im Verlauf von 150 Jahren: Vom Armenhaus zum Alterswohnheim in Walzenhausen

1874 kaufte Walzenhausen ein stattliches Stickereigebäude im Almendesberg, um hier eine Anstalt für Armengenössige und Waisenkinder einzurichten. Nach zwei Brandkatastrophen und unzähligen Neuerungen ist das Haus im Verlaufe seiner 150-jährigen Geschichte zum heimeligen Alterswohnheim geworden.

Peter Eggenberger am 26. Juni 2024

Früher wurden Bedürftige vielfach ihrem Schicksal überlassen. Dieser unhaltbare Zustand führte um das Jahr 1830 zur Einrichtung eines Armenhauses im Wilen. Rasch war das einfache Appenzeller Haus (es wurde 1970 abgebrochen) überfüllt und zu klein. Als alt Grossrat J. Niederer-Joos dem Gemeinderat sein grosszügiges Wohn- und Geschäftshaus im Almendsberg zum Kauf anbot, stimmte die Kirchhöri (Gemeindeversammlung) am 11. Januar 1874 dem Erwerb und dem Kaufpreis von 28000 Franken zu. Nach Umbau- und Einrichtungsarbeiten konnte das Haus einige Monate später von verarmten Einwohnern und Waisenkindern bezogen werden.

80 Rappen Lohn für zehn Stunden Arbeit

In den Mehrbettzimmern und Nebenräumen herrschten enge Verhältnisse, zumal laufend armengenössige Gemeindebürger von auswärts ins Armenhaus eingewiesen wurden. Bewohnerinnen und Bewohner hatten sich an eine strikte Hausordnung zu halten und waren zur Mitarbeit im hauseigenen Landwirtschaftsbetrieb, der Haushaltung und der Kehrichtabfuhr gezwungen. Für die in Walzenhausen verbreitetet Textilindustrie hatten Insassinnen Heimarbeit zu leisten, wobei die Zwirnereibesitzer im Jahr 1907 einen zehnstündigen Arbeitstag mit schäbigen 80 Rappen entlöhnten.

Zwei Brandkatastrophen

Im Holzgebäude war die Brandgefahr alltäglich, zumal verbotenerweise immer wieder auch im Hausinnern geraucht wurde. In der Nacht vom 30. Dezember 1909 brannte das Armenhaus nieder. Zwei Bewohnerinnen konnten nur noch tot geborgen werden. Nach dem Wiederaufbau wütete am 21. August 1962 im Almendsberg erneut der rote Hahn, wobei die Zerstörung wiederum gross war. Im Rahmen der Erneuerung wurde das frühere Doppelkreuzfirstdach durch das heutige Satteldach ersetzt und die Südfassade mit Balkonen ergänzt.

Neues Ehepaar-Studio mit Seesicht

Laufend wurden in den Folgejahren Neuerungen wie Lift und viele andere realisiert. «Eben haben wir ein komfortables Studio für ein Ehepaar verwirklicht», freut sich der seit September 2021 im Almendsberg tätige Heimleiter Remo Jucker. Das 28 Pensionären Platz bietende Haus ist zudem eine bedeutende Arbeitgeberin, werden doch im Almendsberg 39 in Voll- und Teilzeit tätige Fachkräfte beschäftigt.

Alterswohnheim

Nach dem Brand von 1962 erhielt das Haus im Almendsberg sein heutiges Aussehen und wandelte sich zum wohnlichen Heim für Betagte. (Bilder: Peter Eggenberger)

Highlights

Kommentar

Von «Alzheimer-Schwänen» am Bodensee und dem «bösen Wolf» im Appenzellerland: Wie wir den Tieren die Schuld geben und unsere Verantwortung verkennen

am 20. Jun 2024
Die Olivenfrau

St.Galler Jungunternehmerin Ana Krnjic: «Ich brauche keine Millionen»

am 19. Jun 2024
Acht Trainer waren im Rennen

Der FCSG wird ein bisschen deutscher: So tickt der neue Trainer Enrico Maassen

am 19. Jun 2024
Pitbull vs. Malteser

Nach dem tödlichen Übergriff auf einen Pitbull in St.Gallen: Welche Folgen hat die Selbstjustiz?

am 26. Jun 2024
Politik mit Tarnkappe

Sie wollen die angebliche Unterwanderung der Gesellschaft in der Ostschweiz verhindern

am 24. Jun 2024
DG: DG: Politik

Niemand beisst die Hand, die ihn füttert

am 26. Jun 2024
Paralympische Spiele in Paris Ende August

Para-Rollstuhlfahrerin Catherine Debrunner sagt: «Für ein reiches Land hinkt die Schweiz in vielen Bereichen noch weit hinterher»

am 24. Jun 2024
Inhaber von der Chochhandwerk AG

Der gebürtige Appenzeller Urs Koller steht im Halbfinal des «Goldenen Kochs» - Schon als Kind entdeckte er seine Leidenschaft fürs Kochen

am 27. Jun 2024
Aus gesundheitlichen Gründen

Wechsel in der Projektleitung UEFA Women’s EURO 2025 St.Gallen

am 25. Jun 2024
Erstes Balkan-Open-Air der Schweiz

Diese Sirnacherin will die Interessen des Balkans in der Schweiz vertreten: Was die Musik damit zu tun hat

am 25. Jun 2024
Auf der grossen Bühne

Musikerin Sabrina Sauder über ihren Auftritt bei «The Voice» und eine Begegnung mit Dieter Bohlen

am 21. Jun 2024
Interview mit Schlagersängerin

Ohne Handy ist sie aufgeschmissen: Linda Fähs Leben zwischen Familie und Showbusiness

am 22. Jun 2024
Verschiedene Ursachen

Erfreuliche Wasserqualität, schwindende Fischbestände: Wie die Sitter zur fischfreundlichen Flusslandschaft werden kann

am 25. Jun 2024
Generalversammlung in Wil

Andrea Berlinger Schwyter wird neue IHK-Präsidentin

am 21. Jun 2024
Neue Regelung

Alkoholausschank in St.Galler Schwimmbädern ab Juli erlaubt

am 26. Jun 2024
Jubiläum

Im Verlauf von 150 Jahren: Vom Armenhaus zum Alterswohnheim in Walzenhausen

am 26. Jun 2024
Medikament-Abgabe per Textilfaser

Empa-Forschende entwickeln spezielle Fasern, die Medikamente gezielt abgeben können

am 25. Jun 2024
Das grosse Gespräch

Bauernpräsident Ritter: «Es gibt sicher auch schöne Journalisten»

am 15. Jun 2024
Olympische Sommerspiele Paris

Der Countdown für Paris läuft: Weshalb Simon Ehammer manchmal gerne Herkules wäre

am 17. Jun 2024
Stölzle /  Brányik
Autor/in
Peter Eggenberger

Peter Eggenberger, 1939, in Walzenhausen geboren, Drogistenlehre, Fremdenlegion, Lehrerseminar und Logopädiestudium mit entsprechender Tätigkeit. Seit 1982 freiberuflich tätig als Journalist, Autor und Referent.

Zu seinen Vorlieben gehören das Verfassen und Erzählen humorvoller Geschichten im Kurzenberger Dialekt, der Sprache des Appenzellerlands über dem Bodensee und dem Rheintal. Seine bisher erschienenen Mundartbände erfreuen sich einer ungebrochen grossen Nachfrage. Er lebt in Au.

Hier klicken, um die Mobile App von «Die Ostschweiz» zu installieren.