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Anpfiff - die FCSG-Kolumne von Markus Scherrer

Munti – oder «Was für eine geile Zeit»

Philipp Muntwiler, der viele Jahre seiner Profikarriere beim FC St.Gallen verbracht hat, beendet heute mit dem Spiel des FC Wil gegen Nyon seine Karriere. Ein Loblied auf einen Spieler, der nie der «Sheriff» sein wollte.

Markus Scherrer am 15. Dezember 2023

Wenn Philipp Muntwiler heute, am späteren Abend, den Wiler Kunstrasen verlässt und sich von der Fussballbühne verabschiedet, würde ein Lied des deutschen Sängers Ben Zucker ganz gut passen. «Was für eine geile Zeit – Das sind unsere Jahre. Und ich sing’ dieses Lied auf das Leben, auf uns. Ganz egal, was auch kommt», singt Ben Zucker in einem seiner grössten Hits. Ja, es war eine «geile» Zeit, auf welche «Munti» zurückblicken darf. Natürlich gab es auch Tiefs in seiner Karriere. Zum Beispiel 2008 oder 2011, als er jeweils mit dem FC St.Gallen aus der höchsten Spielklasse abstieg. Oder 2009, als er sich die Achillessehne riss. Doch so, wie er sich nach jener gravierenden Verletzung zurückkämpfte, stieg er jeweils postwendend mit dem FC St.Gallen wieder in die höchste Liga auf. Und in jenen Momenten hätte «Munti», so wie Ben Zucker singen können, allerdings textlich etwas angepasst: «Und ich sing' dieses Lied auf das Leben, auf unsere Mannschaft.»

Ein Kämpfer, der am Tag X stets bereit war

Philipp Muntwiler war alles anderes als ein feiner Techniker. Der Bazenheider war aber ein Kämpfer, ein Chrampfer, einer, der sich für nichts zu schade war. Einer, der ganz gut zum FC St.Gallen passte. Und einer, der im Misserfolg nie dem FC St.Gallen den Rücken kehrte. Philipp Muntwiler stand und steht für Werte, welche in der heutigen Zeit nur noch wenig gelebt werden. Wer seine Mutter und seinen Vater kennt, weiss, wer ihm diese Werte mit auf den Weg gegeben hat. Auf Philipp Muntwilers Wort war Verlass. Nie stellte er sich in den Vordergrund – oder um es mit seinen Wort zu sagen: «Ich wollte nie der Sheriff sein.» Und er war stets für seine Teamkollegen da. Eben ein Captain. Er war und ist einer, der seinem Kollegen das letzte Hemd geben würde.

Gut, ein Trainingsweltmeister war er nie. Wenn seine Kollegen eher darauf bedacht waren, noch eine Runde mehr zu laufen, war er eher darauf aus, eine Runde weniger zu laufen. Doch am Tag X war er bereit. Am Tag X lief er wie ein Duracell-Häschen. Und wenn einer nach getaner Arbeit dreckige Hosen hatte, war es ganz bestimmt Philipp Muntwiler. Selbst dann, wenn der Rasen staubtrocken war.

2006 Debüt in der Super League

2006 hatte Philipp Muntwiler mit 18 Jahren beim FC St.Gallen in der Super League debütiert. 2012 fand er, eine Veränderung würde ihm guttun. Murat Yakin, der heutige Schweizer Nationalcoach, war damals Trainer des FC Luzern. Er wollte «Munti» unbedingt. Glücklich wurde er in der Zentralschweiz nicht. Wohl auch, weil Murat Yakin irgendwann nicht mehr sein Vorgesetzter war. Er hat danach stets gesagt, dieser Wechsel sei ein Fehler gewesen. Auch im Wissen, dass sich die Verantwortlichen des FC St.Gallen damals wahnsinnig um ihn bemüht hatten. Auf Luzern folgten sechs Jahre in Vaduz, ehe er 2019 zum FC Wil zurückkehrte. Dort, wo er einst dem Nachwuchs angehört hatte. Und genau an dieser Stätte geht heute seine Karriere zu Ende. Und wir verneigen uns vor ihm. Hey, «Munti», es war eine geile Zeit!

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Autor/in
Markus Scherrer

Markus Scherrer war langjähriger Sportjournalist, unter anderem für die ehemalige Tageszeitung «Die Ostschweiz». Er ist heute Kommunikationsbeauftragter der Gemeinde Flawil

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