Wie Mohren, das zur Ausserrhoder Gemeinde Reute gehört, zu seinem Ortsnamen kam, ist nicht genau überliefert. Nur eines ist klar: Ein rassistisches Motiv kann wohl ausgeschlossen werden. Und in der Gemeinde Reute denkt man gar nicht daran, den Dorfteil anders zu benamsen.
Mohrenköpfe sind gerade in aller Leute Mund. Nicht, weil sie sie essen, sondern weil sie aus strukturell-rassistischen Gründen umbenannt oder gleich ganz aus den Verkaufsregalen verbannt werden. Doch wer wusste eigentlich, dass es auf dem Gemeindegebiet von Reute im Ausserrhoder Vorderland einen Bezirksteil namens Mohren gibt?
Das 700-Seelendorf Reute liegt über dem Rheintal, hat die Form «eines stark gekrümmten Gipfelis» – wie es auf Wikipedia heisst – und zerschneidet die innerrhodische Bezirksgemeinde Oberegg in zwei Hälften. Mohren liegt oberhalb von Rebstein und ist einer von drei Rüütiger Bezirken.
Wir wollen vom Gemeindeschreiber Remo Ritter wissen:
Remo Ritter, wie kam Mohren überhaupt zu seinem Namen?
Da gibt es verschiedene Theorien: Besitztum der Familie Mohr oder Moor. Dieser Familienname ist ein Übername: Mohr, ein Schwarzer - nach der schwarzen Haarfarbe! «Mohr» kann aber auch Herkunfts- oder Bewohnername zu einem Orts- oder Flurnamen sein; eine dritte Möglichkeit ist die Anbindung an einen Hausnamen «Zum Mohren». Letztlich ist «Mohr» auch ein Berufsname: Abgeleitet vom mittelhochdeutschen môre (Sau, Zuchtsau) kann er für einen Bauern oder Schweinezüchter stehen. Diese Angaben stammen aus dem Ortsnamenlexikon AR/AI.
Liefert der Name Gesprächsstoff im Dorf?
Nein. Das ist hier kein Thema, auch nicht bei der Neuadressierung vor ein paar Jahren.
Gibt es Leute von inner- und oder ausserhalb, die sich an diesem Namen heute stören?
Davon ist mir nichts bekannt. In den letzten acht Jahren, in denen ich in Reute arbeite, werde ich jetzt das erste Mal auf den Namen Mohren angesprochen.
Gab oder gibt es Bemühungen, den Weiler umzubenennen?
Nein. Der Name ist schon seit 1431 urkundenkundig. Es käme hier niemandem in den Sinn, den Namen mit rassistischem Gedankengut in Verbindung zu bringen. Es ist eine Ortsbezeichnung wie jede andere auch.
Michel Bossart ist Redaktor bei «Die Ostschweiz». Nach dem Studium der Philosophie und Geschichte hat er für diverse Medien geschrieben. Er lebt in Benken (SG).
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