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Studie der Hochschule Luzern

ÖV-Ticket inclusive: HSLU-Studie untersucht Auswirkungen kostenloser Hin- und Rückreise im Appenzeller Tourismus

Wer in Appenzell Innerrhoden drei oder mehr Übernachtungen bucht, erhält ein kostenloses ÖV-Ticket für die Hin- und Rückreise. Dies bewegt Reisende dazu, das Auto stehen zu lassen und auf den öffentlichen Verkehr umzusteigen, wie eine HSLU-Studie belegt.

Die Ostschweiz am 27. Juni 2024

Die umweltfreundliche An- und Abreise ist ein wichtiger Bestandteil in der Bestrebung, den Tourismus in der Schweiz nachhaltiger zu machen. Es existieren verschiedene Ansätze, Reisende dazu zu bringen, ihr Auto zu Hause zu lassen und stattdessen mit dem öffentlichen Verkehr anzureisen. Die Hochschule Luzern (HSLU) hat in einer Studie untersucht, wie sich eine kostenlose Hin- und Rückreise bei mehreren Übernachtungen auf das Mobilitätsverhalten der Reisenden auswirkt. Die Studie wurde gemeinsam mit Appenzellerland Tourismus AI durchgeführt und vom SBB-Forschungsfonds unterstützt. Denn: Wer seit 2020 in Appenzell Innerrhoden drei oder mehr Übernachtungen bucht, der kann seine Hin- und Rückreise mit dem ÖV gratis antreten

Signifikante Verlagerung zum ÖV

Die Studie zeigt, dass die kostenlose Hin- und Rückreise mit dem ÖV ein funktionierender Anreiz sein kann. Rund ein Drittel der Personen, die vom Angebot Gebrauch machten, wären ansonsten mit dem Auto angereist. Oder anders gesagt: Der Anteil Feriengäste, die mit dem ÖV anreisten, konnte um 10 bis 15 Prozentpunkte gesteigert werden. Gäste, die explizit wegen des Angebots nach Appenzell Innerrhoden reisten, wurden nicht berücksichtigt, um die effektive Verlagerung vom motorisierten Individualverkehr hin zum ÖV zu berechnen. Und diese Verlagerung sei signifikant, sagt Co-Studienautor Kevin Blättler: «Den deutlichen Effekt erklären wir uns dadurch, dass Freizeitreisende wahrscheinlich flexibler auf ein solches Angebot reagieren als bei ihrer alltäglichen Mobilität»

Bedeutend sei diese Verlagerung auch hinsichtlich des ökologischen Fussabdruckes. Die Forschenden der HSLU schätzen, dass jede Person, die für die An- und Abreise den ÖV anstelle des Autos nutzt, ihre jährlichen durch Mobilität verursachten inländischen Treibhausgasemissionen um durchschnittlich 3.6 Prozent reduziert. «Das ist insofern wichtig, weil der Verkehr für einen beachtlichen Teil der CO2-Emmissionen verantwortlich ist», sagt Kevin Blättler. «Somit bietet der ÖV ein grosses Potential, den ökologischen Fussabdruck zu verkleinern.»

Gemäss dem Bundesamt für Statistik verursachte der Verkehr in der Schweiz 2022 insgesamt 41 Prozent aller inländischen CO2-Emmissionen – und das ohne die internationale Luftfahrt zu berücksichtigen. Fast drei Viertel dieser 13.6 Millionen Tonnen CO2 gingen auf das Konto von Personenwagen. Busse und Eisenbahn produzierten rund 3.2 Prozent dieser Treibhausgase. «Massnahmen, die eine Verlagerung vom Auto zum ÖV begünstigen, können daher Sinn machen, da die An- und Rückreise wesentlich zum CO2-Ausstoss eines Feriengasts beiträgt», sagt der Mobilitätsexperte der HSLU.

Case ist kein universeller Blueprint

Die Möglichkeit von kostenloser Hin- und Rückreise für Übernachtungsgäste ist in dieser Grössenordnung einzigartig in der Schweiz. Inwiefern die Erkenntnisse aus der Studie auf andere Destinationen in der Schweiz anwendbar sind, hängt laut Blättler von den lokalen Gegebenheiten ab: «Der Case passt gut zu Appenzell Innerrhoden. Nicht nur sind die meisten Hotels gut ans ÖV-Netz angeschlossen, die Gäste reisen zudem mit vergleichsweise leichtem Gepäck an und machen eher Wander- oder Wellnessferien anstelle eines Skiurlaubs. Das erleichtert den Umstieg auf den ÖV.»

Zentral sei zudem die Finanzierungsfrage eines solchen Angebots. Appenzellerland Tourismus AI finanziert es nach anfänglicher Unterstützung durch die Neue Regionalpolitik (NRP) heute aus eigenen Mitteln. «Die kostenlose Hin- und Rückreise ist ein zentraler Bestandteil unserer Marketingstrategie», sagt Guido Buob, Geschäftsführer von Appenzellerland Tourismus AI. «Die Studienergebnisse sind für uns die Bestätigung, dass wir mit diesem Angebot einen aktiven Beitrag zur persönlichen CO2-Reduktion unserer Gäste leisten und so den nachhaltigen Tourismus fördern können, ohne die Hotellerie mit zusätzlichen Kosten zu belasten».

(Bild: Archiv)

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