Projektstart an der Fachhochschule St.Gallen: Christof Oswald, Personalchef bei Bühler, gab Studierenden Praxistipps mit auf den Weg.
Die Wissenstransferstelle der Fachhochschule St.Gallen ist mit ein Pulsmesser der Wirtschaft, der verrät, was Unternehmen bewegt.
Was beschäftigt die Ostschweizer Unternehmen aktuell? Eine Antwort dazu liefert die Auftragsliste der Wissenstransferstelle WTT der Fachhochschule St.Gallen. Seit zwanzig Jahren setzen Studierende angeleitet von ihren Dozierenden Praxisprojekte und Bachelorarbeiten um. Rund 200 Projekte werden auch dieses Jahr umgesetzt; die Studierenden sind aktuell dabei, ihr Knowhow in regionale Firmen und Organisationen hinauszutragen – in Analysen, Marktforschungen und Konzepten.
Ein Drittel sind Digitalisierungsprojekte
Die Digitalisierung ist im Alltag der Ostschweizer Unternehmen angekommen: «Da bewegt sich viel. Der Bedarf an Digitalisierungsprojekten nimmt enorm zu», sagt der Leiter der WTT-FHS, Professor Peter Müller. Ein Drittel aller diesjährigen Projekte fördere explizit die Digitalisierung der Ostschweizer Unternehmen. 2017 war es noch ein Fünftel. Die WTT-FHS rechnet künftig mit weiterer Zunahme: «Das Thema wird sich in heute teils noch ungeahnte Sphären entwickeln», ist sich Müller sicher.
Alle sind betroffen
Als Schnittstelle zwischen Hochschule und Praxis erlebt die WTT-FHS, wie die Digitalisierung alle Management-Disziplinen, Branchen und Unternehmensgrössen durchdringt. Bei den meisten WTT-Aufträgen im Bereich Digitalisierung geht es darum, neue Geschäftsmodelle, Produkte oder Dienstleistungen zu entwickeln – wie beispielsweise digitale Finanzdienstleistungen. An zweiter Stelle folgen Marketing-Innovationen in Sozialen Medien oder für Webshops. Ebenfalls stark nachgefragt sind Projekte, bei denen es um effizientere Prozesse geht.
Chancen und Risiken
Leica Geosystems gilt seit bald 100 Jahren als Innovationsfabrik im Rheintal. «Wir investieren jetzt stark in durchgängige automatisierte Geschäftsmodelle und -prozesse, um nachhaltigen Mehrwert für unsere Kunden zu schaffen», erzählt Thomas Harring, Mitglied der Geschäftsleitung bei Leica Geosystems in Heerbrugg. Dafür sei die Zusammenarbeit mit FHS-Studierenden inspirierend.
«Die Digitalisierung bietet für die Zukunft riesige Chancen, aber auch grosse Herausforderungen», sagt Auftraggeber Stefan Müller, Geschäftsführer der S. Müller Holzbau AG in Wil. Er wolle die Prozesse in der Planung und Produktion noch effizienter gestalten, um so noch höhere Qualität zu noch besseren Preisen anzubieten. «Gerade in den Grenzregionen sind wir gefordert, dass das Geschäft nicht ins nahe Ausland abfliesst – die schlafen nicht.» Gleichzeitig mahnt er: «Fehlentscheide gehen ins Geld.» Man müsse aufpassen, derzeit werde in Sachen Digitalisierung allerlei angeboten. Stefan Müller geht sie deshalb Schritt für Schritt an. Von den Studierenden will er mit Blick in die Zukunft wissen: Wie verändert sie sein Geschäftsmodell? Wo investieren? Wie die Leute ausbilden? Wie Prozesse effizienter gestalten und abbilden?
Ums Geschäftsmodell geht es auch Auftraggeberin Claudia Ruckstuhl von der Bodan AG Druckerei und Verlag in Kreuzlingen: «In der grafischen Industrie macht sich die Digitalisierung schon länger bemerkbar. Inhalte werden einmal aufbereitet und dann über mehrere Kommunikationskanäle ausgegeben – ob gedruckt oder digital. Druckereien müssen hier Lösungen anbieten», so Claudia Ruckstuhl. Für KMU sei es aber nicht einfach, die entscheidenden Entwicklungen abzuschätzen, weshalb man Studierende in Projekte einbinde.
Internationaler Druck
Im internationalen Vergleich stünden die Ostschweizer Unternehmen gut da betreffend Digitalisierung, sagt FHS-Pofessor Peter Müller, und lobt die IT-Bildungsoffensive im Kanton St.Gallen. Allerdings sei die Akzeptanz digitaler Dienste in der breiten Bevölkerung in China und den USA «um Längen fortgeschrittener».
Infos: www.fhsg.ch/praxisprojekte
WTT YOUNG LEADER AWARD thematisiert künstliche Intelligenz
Tiefere Einblicke in Praxisprojekte gewährt die Wissenstransferstelle WTT-FHS am WTT YOUNG LEADER AWARD. Am Montag, 16. September, werden die besten in der Tonhalle St.Gallen prämiert. Thematisch geht die WTT-FHS dann noch einen Schritt weiter als die Digitalisierung: Alles dreht sich um künstliche Intelligenz.
Projektstart an der Fachhochschule St.Gallen: Christof Oswald, Personalchef bei Bühler, gab Studierenden Praxistipps mit auf den Weg.
Pascal Tschamper (*1974) ist selbständiger Kommunikationsberater in St.Gallen (Tschamper Kommunikation). Zuvor arbeitete als Kommunikationschef im Bildungsbereich und in diversen Marketing-, PR- und Event-Agenturen in Zürich und St.Gallen.
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