CH Media ist mit einem erheblichen Umsatzrückgang in den Kernmärkten konfrontiert. Das Medienunternehmen sieht sich gezwungen, seine Kosten substanziell zu senken und insbesondere die Personalkosten zu reduzieren.
«CH Media hat in den vergangenen Jahren stark in den Ausbau der elektronischen Medien investiert und konnte sich erfolgreich als eines der führenden Schweizer Medienunternehmen positionieren.» So beginnt die am Mittwoch, 8. November, von CH Media versandte Medienmitteilung. Zum Medienkonzern mit Sitz in Aarau gehören in der Ostschweiz das «St.Galler Tagblatt», die «Thurgauer Zeitung», die «Appenzeller Zeitung», die «Wiler Zeitung», das «Toggenburger Tagblatt», Radio FM1, «FM1Today» sowie der Fernsehsender TVO.
Was folgt, ist ein grosses «Aber». In den letzten Monaten sei das Unternehmen mit einem starken Umsatzeinbruch in den anspruchsvollen Kernmärkten im Entertainment und im Publishing konfrontiert gewesen. Und sei es noch immer.
Im ersten Halbjahr verzeichnete CH Media bereits einen Verlust von 6.9 Millionen Franken. Seither habe sich die Entwicklung vor allem wegen den fehlenden Werbeeinnahmen zusätzlich akzentuiert.
Eine Erholung des Werbemarktes sei kurzfristig nicht zu erwarten. «Um weiterhin auf einer soliden wirtschaftlichen Basis agieren zu können und um notwendige Investitionen für die Zukunft tätigen zu können, ist das Unternehmen gezwungen, die Kostenstruktur nachhaltig zu senken», so CH Media.
Stellenabbau im ersten Quartal 2024
CH Media sehe sich gezwungen, die Personalkosten deutlich zu reduzieren - ein Stellenabbau werde deshalb unumgänglich sein.
Aktuell geht CH Media davon aus, dass im ersten Quartal 2024 über alle Bereiche der Deutschschweiz, wo knapp 2000 Mitarbeitende beschäftigt sind, eine Reduktion von rund 150 Vollzeitstellen erforderlich sein wird, davon ca. 90 durch Kündigungen.
Das schreibt das Unternehmen: «Der Abbau soll sozialverträglich und wo möglich über natürliche Fluktuation erfolgen. Mitarbeitende und die Personalkommission wurden heute persönlich über die beabsichtigten Massnahmen informiert.»
Das gesetzliche Konsultationsverfahren ist eröffnet; die Unternehmensleitung stehe im direkten Kontakt mit der Personalkommission. Für die betroffenen Mitarbeitenden komme der gültige Sozialplan zur Anwendung.
Michael Wanner, CEO von CH Media: «Der Verwaltungsrat und die Unternehmensleitung sind zum Schluss gekommen, dass wir die Kosten deutlich senken müssen und es dafür einschneidende Massnahmen braucht. Ich bedaure diesen Schritt, erachte ihn aber für die Sicherung der Zukunftsfähigkeit des Unternehmens als unvermeidbar.»
Und weiter: «Wir haben schon zahlreiche Sparmassnahmen umgesetzt und gehofft, um einen grösseren Personalabbau herumzukommen. Leider haben die bisherigen Massnahmen in diesem anspruchsvollen Marktumfeld nicht genug Wirkung erzielt.»
Weiterhin Fokus auf Publishing und Entertainment
Die Massnahmen würden die Zukunftsfähigkeit von CH Media sicherstellen und langfristige Investitionen in die Digitalisierung der publizistischen Angebote sowie den weiteren Ausbau des Bereichs Entertainment ermöglichen.
Michael Wanner: «Wir sind überzeugt, dass wir mit unseren starken Marken und den bereits getätigten Investitionen im Bereich der digitalen Transformation den Herausforderungen des Medienwandels begegnen können.» Nach einer Konsolidierungsphase rechnet das Unternehmen mit positiven Ergebnissen im Jahr 2025.
Marcel Baumgartner (*1979) ist Chefredaktor von «Die Ostschweiz».
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