Am 11. August 1964 und damit vor 60 Jahren wurde die Luftseilbahn auf den Hohen Kasten ab Brülisau eröffnet. Der Schrecken schoss den Verantwortlichen der Kastenbahn gehörig in die Glieder, als 1971 das Projekt einer Bahn von Eichberg auf den Kamor als Nachbargipfel des Hohen Kastens publik wurde.
Am 11. März 1960 erhielt die Kastenbahn ab Brülisau vom Eidgenössischen Post- und Eisenbahndepartement die definitive Konzession. Damit gingen die Innerrhoder siegreich aus dem Kampf mit den Rheintaler Initianten hervor, die vehement eine Kastenbahn ab dem zu Altstätten gehörenden Dorf Lienz gefordert hatten. Der später diskutierte Bau beider Bahnen lehnte die Konzessionsbehörde klar ab. Wenige Jahre später aber rückte die Alpstein-Erschliessung ab dem Rheintal erneut in den Fokus.
Werbeprospekt der Rheintaler Initianten für den Bau einer Luftseilbahn vom Rheintal auf den Kamor. (Bild: Peter Eggenberger)
Gondel- und Sesselbahn
«Für einige Aufregung sorgte im Frühling 1971 die Nachricht von einem Projekt des Sport- und Erholungszentrums Eichberg, das den Bau einer Gondelbahn mit 124 Viererkabinen von Eichberg hinauf zur Diepoldsauer Alp vorsah. Für die Weiterführung auf den Kamor und damit den Nachbargipfel des Kastens war eine zweite, als Sesselbahn konzipierte Sektion geplant», schreibt der Innerrhoder Chronist Hermann Grosser in der 1971er Ausgabe des Appenzellischen Jahrbuchs.
Disneyland im Alpstein
Geplant waren im Bereich der als Mittelstation konzipierten Diepoldsauer Alp die Errichtung eines Berggasthauses mit 350 Innen- und 400 Aussenplätzen, ein geheiztes Schwimmbad, eine Curlinghalle, ein Kindergarten, einer Kinder-Märchenbahn und eines Skilifts. Weiter sollte das «Disneyland im Alpstein» mit Tennisplätzen, einer Bocciabahn, einer Minigolfanlage und einem Motel mit 200 Gästebetten ausgestattet werden. Die Initianten der Anlage bildeten ein Gründerkomitee, dem Hans Saxer, Hinterforst, Willy Haltinner und Willy Häusermann, beide Eichberg, Heini Haubensak, Altstätten, sowie Franz U. Dutler, St. Gallen, angehörten.
Kapitalbedarf von 5,5 Millionen Franken
Für den Bau von Gondelbahn und Sessellift als erster Etappe gingen die Initianten von einem Kapitalbedarf von 5,5 Millionen Franken aus. «Zur Beschaffung dieser Summe wird eine Aktiengesellschaft gegründet. Mit Aktien zu 100 und 500 Franken ist es möglich, weite Kreise der Bevölkerung durch Aktienzeichnung am Vorhaben zu beteiligen. Mit dem Aktienkauf können wir Rheintaler beweisen, wie sehr uns das Geschick unserer Region am Herzen liegt», heisst es im mehrseitigen Prospekt des Gründerkomitees.
Gescheiterte Finanzierung
Die in Innerrhoden befürchtete Konkurrenzierung der Kastenbahn durch die Rheintaler Kamorbahn erwies sich rasch als unbegründet. «Die erforderliche Finanzierung scheiterte, und auch die Opposition der benachbarten Unternehmen war dergestalt, dass es um das Eichberger Projekt rasch still geworden ist», hielt Chronist Grosser im Jahrbuch lakonisch fest. Später kamen die Rheintaler doch noch zu einer bequemen Verbindung in den Alpstein, wurde doch 2001 die ausgebaute Gondelbahn von Frümsen auf die Staubern in Betrieb genommen.
(Hauptbild: Der utopische Plan vom Bau einer Bahn von Eichberg (im Vordergrund die Kirche) auf den Kamor (im Hintergrund) blieb unverwirklicht, Peter Eggenberger)
Peter Eggenberger, 1939, in Walzenhausen geboren, Drogistenlehre, Fremdenlegion, Lehrerseminar und Logopädiestudium mit entsprechender Tätigkeit. Seit 1982 freiberuflich tätig als Journalist, Autor und Referent.
Zu seinen Vorlieben gehören das Verfassen und Erzählen humorvoller Geschichten im Kurzenberger Dialekt, der Sprache des Appenzellerlands über dem Bodensee und dem Rheintal. Seine bisher erschienenen Mundartbände erfreuen sich einer ungebrochen grossen Nachfrage. Er lebt in Au.
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