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Kandidierende auf den Ersatzplätzen

Sie hoffen auf vorzeitige Rücktritte der Gewählten: Wieso sich Sulzer, Stadler und andere Politiker Hoffnungen machen können

In der laufenden Legislatur gab es in den Kantonen St.Gallen und Thurgau praktisch keine Veränderungen im Nationalrat. Einzig Michael Götte ist für Esther Friedli nachgerückt. In den kommenden vier Jahren könnte es anders kommen. Entsprechend wichtig ist der erste Ersatzplatz.

Marcel Baumgartner am 23. Oktober 2023

Hätte, wäre, wenn. Mitunter kann das Resultat eines ersten Ersatzplatzes bei den Nationalratswahlen ganz schön frustrierend sein. Man wurde nur knapp nicht gewählt und hofft schliesslich die nächsten vier Jahre, dass man allenfalls doch noch nachrücken kann. Die Wahl von SVP-Nationalrätin Esther Friedli in den Ständerat ebnete etwa Michael Götte den Weg nach Bern – wohlgemerkt aber erst, nachdem Thomas Müller und Barbara Keller-Inhelder, die bei den Wahlen 2019 beide besser abgeschnitten hatten, auf das Amt verzichteten. Götte ist das inzwischen ziemlich egal. Er wurde am Sonntag deutlich im Amt bestätigt.

Bei der SP hätte sich Arber Bullakaj bereits mit den Parlamentsaktivitäten befassen können, wäre entweder Barbara Gysi (59) oder Claudia Friedl (63) vorzeitig zurückgetreten.

Thomas Brunner von der GLP zog sich zwar aus Bern zurück, aber nicht vorzeitig. Hätte er das getan, wäre Pietro Vernazza nachgerückt, der 2019 auf der GLP-Liste das zweitbeste Resultat erzielte. Ob Vernazza nun aber den GLP-Sitz hätte retten können, ist mehr als fraglich.

Nachrücken verhindert

Auch im Kanton Thurgau beendeten zwei Nationalrätinnen die Legislatur ordentlich und «verhinderten» so das Nachrutschen ihrer Parteikollegen. Für SVP-Politikerin Verena Herzog wäre Daniel Vetterli nachgerückt, den Sitz von SP-Nationalrätin Edith Graf-Litscher hätte Nina Schläfli geerbt. Schläfli hat nun aber den normalen Weg beschritten. Sie wurde am Sonntag zur Nationalrätin gewählt.

Es gibt bei der aktuellen Zusammensetzung der Vertreterinnen und Vertreter im Nationalrat aus den Kantonen St.Gallen und Thurgau durchaus die eine oder andere Personalie, die man aufgrund ihres Alters oder der Amtsdauer im Blick behalten sollte.

Die Ersatzplätze im Kanton St.Gallen

Die SVP stellt fünf Nationalräte. Der 31-jährige Mike Egger ist erst seit März 2019 im Nationalrat. Er wird kaum vorzeitig zurücktreten. Auch die noch «frischen» Michael Götte (44) und Walter Gartmann (54) werden - sofern nichts Aussergewöhnliches geschieht - keinen Gedanken daran verschwenden. Mit Blick auf die Länge der Amtsdauer könnte es theoretisch möglich sein, dass dereinst Lukas Reimann (41, seit Dezember 2007 im Nationalrat) oder Roland Rino Büchel (58, seit März 2010 in Bern) den Weg für den ersten Ersatz freimachen.

Nachrücken würde auf der SVP-Liste Landwirt Marco Gadient (53) aus Flums. Er erzielte am Sonntag 41'456 Stimmen.

Marco Gadient

Marco Gadient

Auf Gadient folgt der 30-jährige Kantonsrat Sascha Schmid aus Buchs mit 40'844 Stimmen.

Sascha Schmid

Sascha Schmid

Die Mitte des Kantons St.Gallen stellt zwei Nationalräte, die auf zwei verschiedenen Listen gewählt worden sind. Da wäre einerseits Nicolo Paganini (57, seit März 2018 im Nationalrat). Auf ihn würde Mathias Müller (51), Stadtpräsident von Lichtensteig, folgen.

Mathias Müller

Mathias Müller, Mitte, SG

Anderseits ist da auch Markus Ritter (56, auch schon seit Dezember 2011 im Nationalrat). Er würde bei einem vorzeitigen Rücktritt den Weg für Arzt Thomas Warzinek (59) aus Mels freimachen. Der erreicht am Wahlsonntag immerhin schon 15'510 Stimmen. Auf ihn folgen Bäuerin Barbara Dürr (60) aus Gams und schliesslich Parteipräsidentin Franziska Steiner-Kaufmann (31) aus Gommiswald.

Thomas Warzinek

Thomas Warzinek

Barbara Dürr

Barbara Dürr

Franziska Steiner

Franziska Steiner-Kaufmann, Mitte, SG

Der erste Ersatz auf der FDP-Liste ist Unternehmer Christof Züger (59) aus Niederbüren. Er muss sich aber kaum grosse Hoffnungen machen. Ein Rücktritt von Marcel Dobler (43, in Bern seit November 2015) oder Susanne Vincenz-Stauffacher (56, seit Dezember 2019 im Nationalrat) wäre eine grosse Überraschung.

Christof Züger

Christof Züger, FDP, SG

Nicht anders verhält es sich bei den Grünen. Franziska Ryser sitzt dort seit Dezember 2019 fest im Sattel. Auf sie folgen würde Parteipräsident Daniel Bosshard (40).

Daniel Bosshard

Daniel Bosshard, Grüne, SG

Wir behaupten nun einfach, dass sich Unternehmer Arber Bullakaj (37) aus Wil schon darauf vorbereitet, bald nach Bern zu fahren. Er wartet auf dem ersten Ersatzplatz der SP auf einen vorzeitigen Rücktritt von Barbara Gysi (59, seit Dezember 2011 Nationalrätin) aus Wil oder Claudia Friedl (63, seit März 2013) aus St.Gallen. Im Fall der Fälle, dass gleich beide amtierenden Nationalrätinnen genug von Bern haben sollten, würde dann auch noch Anwältin Bettina Surber (42) aus St.Gallen nachrutschen. Sollte sie dann aber bereits im St.Galler Regierungsrat sitzen, ginge der Kelch weiter an den Wiler Stadtrat Dario Sulzer (44).

Lesen Sie dazu unseren Artikel "Wie die drei SP-Anwärter auf den Regierungsrat bei den Nationalratswahlen abgeschnitten haben"

Arber Bullakaj

Arber Bullakaj, SP, SG

Bettina Surber

Bettina Surber, SP, SG

Dario Sulzer

Dario Sulzer, SP, SG

Die Ersatzplätze im Kanton Thurgau

Im Kanton Thurgau muss man bei den Überlegungen auch die beiden Ständeräte einbeziehen. So wäre es beispielsweise möglich, dass sich Jakob Stark (65) von der SVP dereinst zurückzieht und sich seine Parteikollegin Diana Gutjahr (39) um den Sitz bewirbt.

Wie auch immer: Sollte einer der drei SVP-Nationalratssitze vorzeitig freiwerden, würde hier Bäuerin Eveline Bachmann (47) aus Frauenfeld nachrutschen.

Eveline Bachmann

Eveline Bachmann, SVP Thurgau

Bei der SP wurde Nina Schläfli neu in den Nationalrat gewählt. Auf dem ersten Ersatzplatz platzierte sich hier Stadträtin Barbara Dätwyler Weber (49) aus Frauenfeld.

Dätwyler Weber

Barbara Dätwyler Weber

Ebenfalls neu gewählte wurde die FDP-Politikerin Kris Vietze. Sie verdrängte Unternehmer Hansjörg Brunner 57) aus Wallenwil auf den ersten Ersatzplatz. Hinter ihm folgt Anwältin Michèle Strähl (43) aus Weinfelden.

Michèle Strähl

Michèle Strähl

Zu einer Bewegung könnte es evt. bei der Mitte kommen. Christian Lohr (61) sitzt seit Dezember 2011 im Nationalrat. Es ist jedoch fraglich, ob der 63-jährige Josef Gemperle, Landwirt aus Fischingen, bei einem vorzeitigen Rücktritt von Lohr den Weg nach Bern antreten würde. Denkbar wäre, dass er dann den Weg für Parteipräsidentin Sandra Stadler (46) aus Güttingen freimachen würde.

Josef Gemperle

Josef Gemperle

Sandra Stadler

Sandra Stadler, Mitte, TG

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Autor/in
Marcel Baumgartner

Marcel Baumgartner (*1979) ist Chefredaktor von «Die Ostschweiz».

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