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Gastkommentar

Sind wir bereits in einer Blase an den Aktienmärkten?

Die Begeisterung für künstliche Intelligenz (KI) zeigt keine Anzeichen einer Abkühlung. Bemerkenswerterweise ist der Aktienkurs von Nvidia, einem führenden Akteur und Profiteur des KI-Booms, seit Beginn des Jahres um über 70% gestiegen, selbst wenn man die jüngsten Marktschwankungen berücksichtigt.

Marco Eberle am 25. März 2024

Diese Aufwärtsbewegung in KI-bezogenen Technologie- und Chipaktien hat wesentlich dazu beigetragen, den US-Aktienmarkt auf nie dagewesene Höhen zu treiben. Tatsächlich hat der S&P 500 Index das von Analysten für das gesamte Jahr gesetzte Ziel bereits nach nur etwa zweieinhalb Monaten übertroffen.

Viele Investoren fragen sich nun, wie robust die Grundlagen dieser Rally sind und ob ein möglicher Kursrückgang bei den KI-Begünstigten den gesamten Markt beeinträchtigen könnte. Insbesondere ist bemerkenswert, dass Nvidia allein seit Jahresbeginn fast ein Drittel des Zuwachses des S&P 500 ausmacht.

Gut abgestützt

Die gute Nachricht lautet: Bei einem genaueren Blick kann man feststellen, dass der Aufschwung insbesondere beim Amerikanischen Aktienmarkt mittlerweile auf einer breiteren Unternehmensbasis stattfindet. Es scheint, als hätte sich der Markt zumindest ein wenig von der Struktur des Vorjahres verabschiedet, als hauptsächlich die "Magnificent Seven" – Apple, Microsoft, Alphabet, Amazon, Nvidia, Meta und Tesla – für die Gewinne verantwortlich waren.

Ein Indiz für Marktfestigkeit zeigt sich in der Entwicklung der gleich gewichteten Variante des US-Leitindexes, dem S&P 500 Equal Weight. Dieser Index beinhaltet dieselben Unternehmen wie der traditionelle S&P 500, doch wird hier das Gewicht jedes Mitglieds vierteljährlich auf 0,2% justiert. Somit wird er nicht von den Schwergewichten der Technologieaktien beherrscht. Dennoch verzeichnete auch dieser Index in jüngster Vergangenheit einen deutlichen Anstieg und erreichte – wenn auch mit etwas Verzögerung – ein neues Rekordhoch.

Auch kleinkapitalisierte Unternehmen profitieren

Das Bild eines breit gestützten Marktes wird auch durch die Performance der kleineren Unternehmen untermauert. Die relative Entwicklung zwischen dem Russell 2000, der kleinkapitalisierte Unternehmen repräsentiert, und dem Russell 1000, der die grössten US-Unternehmen abbildet, bewegt sich seit dem letzten Herbst in einem stabilen Seitwärtstrend.

Europa ist vielseitiger

Aber wie steht es um den europäischen Aktienmarkt? In Europa gibt es weit weniger Unternehmen, die vom KI-Aufschwung profitieren. Der europäische Markt zeigt sich also deutlich vielseitiger: Der stärkste Wachstumsmotor im aktuellen Jahr ist der dänische Pharmariese Novo Nordisk, der von der anhaltenden Begeisterung für seine Abnehmprodukte profitiert. Im Gegensatz zum US-Markt präsentiert sich die Rally in Europa also thematisch breiter aufgestellt.

Die Entwicklung der gleich gewichteten Version des Stoxx Europe 600 gibt auch in Europa Anlass zu Optimismus. Auch wenn dieser Index noch nicht die historischen Höchststände erreicht hat, zeigte er in den letzten Monaten eine ähnlich positive Entwicklung wie sein traditionelles Pendant.

Klumpenrisiko nimmt zu

Trotz der insgesamt positiven Signale, die auf eine Diversifizierung des Aufschwungs hindeuten, kann eine zunehmende Marktkonzentration, insbesondere im US-Markt, nicht ignoriert werden. Der Anteil der zehn größten Unternehmen im S&P 500 nähert sich einem Hoch, das seit mehr als 50 Jahren nicht mehr beobachtet wurde, was das Risiko von Marktverzerrungen erhöht. Dies zeigt sich auch in Europa, wenn auch deutlich weniger angespannt.

Die Risiken sehen trotzdem überschaubar aus. Obwohl die Konzentration im US-Markt stärker ist als während des Höhepunkts der Technologieblase, sind die Bewertungsniveaus heute signifikant niedriger als zu Beginn des neuen Jahrtausends. Auch im Vergleich zu anderen historischen Marktexzessen, wie der Überbewertung japanischer Aktien Ende der 1980er Jahre oder der Nifty-Fifty-Blase der frühen 1970er, erscheinen die aktuellen Marktbewertungen moderat. Das KI-Thema wirkt gemessen an den Wachstumsraten und Margen solide genug, um die Hausse und die Bewertungen zu rechtfertigen.

Keine Angst vor Allzeithochs

Spitzenwerte an den Börsen sind oftmals Vorboten weiterer Rekordmarken. Dies zeigt die Grafik unten und ist eine ermutigende Nachricht, besonders für diejenigen, die ihre Anlagen über längere Zeiträume planen. Der Optimismus ist begründet: Die aktuellen Höchstwerte könnten nur ein Vorgeschmack auf das sein, was noch kommt. Für langfristige Investoren scheint dies ein starkes Signal zu sein, dass die Rekordjagd noch nicht vorbei ist. Besonders für Anleger, die planen, ihre Aktienanlagen über einen Zeitraum von mindestens zehn bis zwölf Jahren zu halten, sollten Rekordhochs keine Sorge darstellen.

Der Ausblick bleibt positiv, aber...

Natürlich sind nach so starken und insbesondere auch schnellen Kursanstiegen jederzeit auch (Zwischen-)Korrekturen an den Aktienmärkten möglich, allzu viele dunkle Wolken sind momentan allerdings am Aktienhorizont zumindest noch nicht ersichtlich.

Was aber immer erwähnt werden muss und auch immer gilt ist, dass Börsenentwicklungen nicht prognostizierbar sind. Insbesondere in Phasen, in denen sich die Anlegerinnen und Anleger zu wohl und sicher fühlen in ihrer Haut, ist Vorsicht geboten.

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Autor/in
Marco Eberle

Marco Eberle ist der Gründer und Geschäftsführer der RichtigAnlegen AG. Er hat einen Master-Abschluss in Financial Consulting und beschäftigt sich seit über 25 Jahren leidenschaftlich mit den Finanzmärkten. Seine Vision und sein Ziel ist es, finanzielle Bildung für jeden einfach, professionell und kostengünstig zugänglich zu machen.

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