Nach dem massiven Stellenabbau am Kantonsspital St.Gallen soll nun ein Ausbau der Herzchirurgie erfolgen. Ein Widerspruch? Spitalverbundspräsident Stefan Kuhn verteidigt die Pläne.
Stefan Kuhn, dass am Kantonsspital St.Gallen (KSSG) eine Herzchirurgie partnerschaftlich mit Zürich aufgebaut werden soll, überrascht doch einige. Eben erst wurde der geplante Stellenabbau publik. Können Sie skeptische Reaktionen nachvollziehen?
Stefan Kuhn: Das eine ist eine Restrukturierung aufgrund der finanziellen Situation der Spitäler. Leider ist eine Gesundung des operativen Geschäfts ohne Stellenabbau nicht möglich. Die Massnahmen sind schmerzlich. Diesbezüglich haben wir grosses Verständnis für die Emotionen, die Betroffenheit und den Unmut. Der Verwaltungsrat und die Geschäftsleitung stehen aber auch in der Verantwortung, dass die Spitäler wieder auf die finanzielle Spur finden. Genauso wichtig ist es, dass wir Projekte wie die Allianz Herzchirurgie weiter vorantreiben. Bei der Allianz Herzchirurgie handelt es sich um eine langfristige, strategische Positionierung des Kantonsspitals St.Gallen, von der viele Ostschweizer Patientinnen und Patienten mit Herzproblemen profitieren werden. Wir bauen keine eigene Herzchirurgie auf. Es ist also kein Alleingang, sondern eine spital- und kantonsübergreifende Zusammenarbeit.
In der Schweiz gibt es bereits einige Herzchirurgiezentren. Experten kritisieren, die hohe Anzahl würde der Qualität der Behandlung schaden. Zudem werden heutzutage immer mehr Eingriffe durch Kardiologen ausgeführt. Kommt eine Herzchirurgie in St.Gallen nicht zum falschen Zeitpunkt?
Nein, die Allianz kommt nicht zum falschen Zeitpunkt. Auch was die Qualität betrifft, ist das Gegenteil der Fall. Es ist kein neues medizinisches Angebot, entsprechend wird es keine Mengenausweitung geben. Mit der geplanten Allianz können wir Synergien schaffen. Der Aufbau und Betrieb einer gemeinsamen Herzchirurgie ist ressourcenschonend und wird die Qualität also sogar erhöhen.
Wie viel Geld soll investiert werden?
Zunächst gilt es nun, den definitiven Entscheid der Kantone abzuwarten. Wir wollen die Investitionen möglichst tief halten. Gerade auch deshalb baut das KSSG keine «eigene Herzchirurgie» auf, sondern nutzt das Know-how der Allianz. Innerhalb der Allianz werden auch Fachkräfte an das KSSG entsendet. Ähnlich, wie das KSSG Fachkräfte in die Regionalspitäler entsendet – beispielsweise im Bereich der Onkologie oder der Radiologie. Zudem können wir für eine künftige Herzchirurgie am KSSG die bestehenden Infrastrukturen wie Operationssäle, Intensivstationen und Bettenstationen nutzen.
Ob die angedachte Allianz realisiert werden kann, hängt von der Erteilung der Leistungsaufträge durch die Regierungen des Kantons St. Gallen und beider Appenzell ab. Wie beurteilen Sie die Chancen?
Wir gehen von einer Erteilung der Leistungsaufträge aus. Dies aufgrund der anerkannt hohen Qualität der Klinik für Kardiologie des Kantonsspitals St.Gallen und der bisherigen Herzchirurgien vom USZ und STZ, der zukünftigen wohnortnahen herzchirurgischen Versorgung für Ostschweizer Patientinnen und Patienten am KSSG sowie der allianzübergreifenden Kapazitätsdisposition, Forschung und Lehre. Es gilt nun aber, den definitiven Entscheid abzuwarten.
(Bild: PD)
Manuela Bruhin (*1984) ist Redaktorin von «Die Ostschweiz».
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