Sind auf Ostschweizer Strassen bald nur noch «FCSG 1879» oder «Speedy 45» unterwegs? Das Bundesamt für Strassen prüft derzeit personalisierte Nummernschilder. Was hält man beim Strassenverkehrsamt in St.Gallen davon?
Zugegeben: Dass das Bundesamt für Strassen, Astra, plötzlich Massnahmen prüft, die für Unterhaltung sorgen, ist aussergewöhnlich. Und dennoch ist an den entsprechenden Plänen, die auf personalisierte Nummernschilder abzielen, offensichtlich etwas dran, wie der Blick titelt.
Der Grund ist simpel: In Grosskantonen wie Zürich gehen die verfügbaren Kombinationen für Autokennzeichen aus. Davon ist man in St.Gallen jedoch noch weit entfernt, wie Marcel Muzzarelli vom Strassenverkehrsamt in St.Gallen erklärt. «Gerade sind wir etwa bei der Zahl 498'000 angelangt. Es dürfte also noch einige Zeit dauern, bis wir keine verfügbaren Kombinationen mehr anbieten können.»
Schilder als Zusatzeinnahmen
Im Ausland gibt es solche personalisierte Wunschschilder bereits seit vielen Jahren. Hierzulande jedoch fahren wir brav mit unseren herkömmlichen Buchstaben- und Zahlenkombinationen von A nach B. Dass die Schilder aber offensichtlich nicht für alle einfach nur langweilig und nichtssagend sind, beweisen die Auktionen, bei welchen tiefe Nummernschilder teilweise zu horrenden Preisen den Besitzer wechseln.
Laut Muzzarelli werden im Kanton St.Gallen jede Woche etwa zehn Schilder versteigert – sehr wenige Male sind es ein- bis dreistellige, öfters dafür vier- oder fünfstellige. «Wir stellen fest, dass die Schilder doch für manche einen hohen emotionalen Wert haben. Einige wollen beispielsweise ihr Geburtsdatum auf dem Schild verewigen. Andere wiederum können sich nicht vorstellen, dafür so viel Geld auszugeben.»
Dies verdeutlicht der Ertrag einer letztjährigen Auktion um ein einstelliges Schild im Kanton St.Gallen: Ein Käufer kann seither damit zwar herumfahren, ist dafür jedoch auch 179'000 Franken losgeworden. «Eine Rekordsumme im Kanton St.Gallen», weiss Muzzarelli. Grundsätzlich kosten vierstellige Nummernschilder etwa einen Betrag in ebensolcher Höhe.
Der Kanton verpflichtet das Strassenverkehrsamt, ein- bis fünfstellige Schilder in Auktionen zu verkaufen. So wird der Staatskasse einen zusätzlichen Ertrag von etwa einer Million Franken jährlich zugespielt.
Nicht alle Wünsche umsetzen
Wären personalisierte Nummernschilder also künftig ein Verlustgeschäft für den Kanton? Oder eher umgekehrt? Wohl eher letzteres. Die Einnahmen für die Wunschschilder würden wohl auch künftig den Kantonen zugutekommen.
Dennoch wären nicht alle Wünsche umsetzbar. «Gewisse Sachen müssten sicherlich beachtet werden», so Muzzarelli weiter. «Das Astra würde bestimmte Weisungen herausgeben – was erlaubt ist, und was nicht.»
Solche Vorgehen kennt man übrigens auch in Deutschland. Dort sind Bezeichnungen mit «SS» oder «HJ» verboten, weil sie mit dem Nationalsozialismus in Verbindung gebracht werden. In Brüssel erregte ein Schild mit «Allah» Aufsehen. Belgien kann aber auch lustig: Dort sind einige «Rambo» oder «Batman» unterwegs. Und ein Bestattungsunternehmen entschied sich schlicht für «AMEN».
(Bild: Depositphotos/pd)
Manuela Bruhin (*1984) ist Redaktorin von «Die Ostschweiz».
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