Der Leserbrief aus dem Zofinger Tagblatt.
St.Galler können spontan in Zofingen anrufen und mit ihnen unbekannten Leuten sprechen. Das Kunstprojekt «Stadttelefon» von Frank und Patrik Riklin amüsiert die einen und ärgert die andern. Ein Mann aus Zofingen wittert Verschleuderung von Steuergeldern.
Es war Patrik Riklin selbst, eine Hälfte des Konzeptkunst-Duos, der auf die kritische Stimme im «Zofinger Tagblatt» hinwies. «Die altbekannte gleiche Kritik an der Kunst…» kommentierte er lakonisch und publizierte den Leserbrief eines gewissen Daniel Wülser im Zofinger Tagblatt.
Dieser äussert sich darin nicht unbedingt negativ an der Kunstaktion (wir haben sie vorgestellt). Wülser ärgert sich vielmehr, dass die Stadt einen «brieflichen Massenversand an jeden Haushalt auf dem Gemeindegebiet» geschickt hat, in dem über die Aktion informiert wird. Das habe sicher «einige tausend Franken» gekostet. Und das, während man gleichzeitig spare, indem Baugesuche nicht mehr in den Printmedien publiziert werden.
Der Leserbrief aus dem Zofinger Tagblatt.
Der Leserbrief dürfte beim einen oder anderen für Aufregung gesorgt haben, und vielleicht sind einige Zofinger derzeit nicht gut auf St.Gallen zu sprechen, den Ort, von dem aus die Idee geht - und auch die Anrufe. Allerdings: Der Autor ist offenbar von falschen Annahmen ausgegangen.
Denn die Kuratorin des Kunsthaus Zofingen Claudia Waldner hat ihrerseits mit einem Leserbrief reagiert. Es sei richtig, dass der Stadtammann mit einem Brief die Idee des Projektes unterstützt. habe. Aber sie könne die Öffentlichkeit bezüglich Finanzierung des Briefes beruhigen: «Der Postversand, der vor allem an die Altstadtbewohnerinnen und Altstadtbewohner ging, sowie der Druck des Briefes, die Montage und Leitung des Telefons sind durch das Engagement der Künstler und des Vereins Kunsthaus Zofingen finanziert worden.»
Dass die Altstadtbewohner in Kenntnis gesetzt wurden, ist übrigens vermutlich nicht verkehrt. So wissen sie, was es mit dem neuen Telefon in ihrem Quartier auf sich hat. Das ist umso wichtiger, als es in der Vergangenheit offenbar vorkam, dass das Telefon zu später Stunde klingelte. Die Nachtruhe von 22 bis 7 Uhr ist eigentlich ein Teil des Konzepts. Die Kuratorin empfiehlt, in solchen Fällen das Telefon abzunehmen und das unbekannte Gegenüber darauf hinzuweisen.
Wer nach Zofingen anrufen will: 0901 62 4800 (70 Rappen pro Minute)
Stefan Millius (*1972) ist freischaffender Journalist.
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