Nichtregierungsorganisationen spielen sich immer mehr als Retter der Welt auf. Neuestes Beispiel: «Public Eye».
Die Nichtregierungsorgnisation «Public Eye» hat den Nahrungsmittelkonzern Nestlé ins Visier genommen.
Grund dafür: Die Babynahrung von Nestlé enthalte in Entwicklungsländern «viel zugesetzten Zucker». Das gelte insbesondere für die Marken «Cerelac» und «Nido».
Dies im Gegensatz zur Schweiz, wie die NGO schreibt: «In der Schweiz verkauft der Konzern solche Produkte ohne Zuckerzusatz.»
Diese Aussage ist falsch: Bei Migros, Denner, Aldi und der Drogeriemarktkette Müller ist allesamt «Cerelac Milchgriess» für Kleinkinder erhältlich — mit Zuckerzusatz.
Dies hinderte die NGO jedoch nicht daran, beim Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) vorstellig zu werden. Der Bund solle gegen Nestlé wegen Verletzung des Wettbewerbsrechts Klage erheben.
«Durch sein irreführendes und aggressives Marketing und seinen Zucker-Doppelstandard verletzt Nestlé das Wettbewerbsrecht», schreibt die NGO.
Der Vorwurf unlauteren Wettbewerbs trifft mindestens ebenso sehr auf «Public Eye» zu, welche bezüglich Cerelac erwiesenermassen mit Falschaussagen operiert.
Wie ernst es die NGO mit ihrer Intervention beim SECO tatsächlich meint, ist eine andere Frage. Denn kaum eine Woche zuvor griff sie das SECO frontal an: «Parlieren statt regulieren: Das Seco lädt zum Kaffeekränzchen».
«Public Eye» bezeichnete die vom SECO lancierte «Swiss Sustainable Coffee Platform» reichlich despektierlich als «eine weitere rechtlich unverbindliche Quasselbude» und die Eröffnungsrede von Bundesrat Parmelin als «viel Tamtam».
Einerseits den Bundesrat öffentlich frontal angreifen und andererseits darauf hoffen, dass sich dieser für die eigenen Anliegen einsetzen möge — die Nichtregierungsorganisation «Public Eye» kennt tatsächlich keine Scham.
_(Bild: Symbolbild) _
Thomas Baumann ist freier Autor und Ökonom. Als ehemaliger Bundesstatistiker ist er (nicht nur) bei Zahlen ziemlich pingelig.
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