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Sicherheitsrisiko am Symposium

Wie es zur Verpflichtung von Julia Nawalnaja kam – und wie sie geschützt wird

Am 3. Mai dürfte rund um die Universität St.Gallen ein grosses Polizeiaufgebot sicht- und spürbar sein. Der Auftritt von Julia Nawalnaja, Witwe des russischen Oppositionsführers, am St.Galler Symposium führt zu einem nicht unwesentlichen Sicherheitsrisiko.

Marcel Baumgartner am 11. April 2024

Am 2. und 3. Mai findet das 53. St.Galler Symposium statt. Als Rednerin konnte unter anderem Julia Nawalnaja, Witwe von Regimekritiker Alexej Nawalny, gewonnen werden. Wir haben darüber berichtet.

Sie wird ihren Auftritt am Freitag, 3. Mai, von 16 bis 17 Uhr in der Aula der Universität St.Gallen haben. Als Ehefrau des russischen Oppositionsführers und Dissidenten Alexei Nawalny wurde sie in den Medien zu seinen Lebzeiten als «First Lady» der russischen Opposition beschrieben.

Alexei Nawalny wurde in Russland zu einer langjährigen Haftstrafe verurteilt. Die russische Gefängnisverwaltung meldete am 16. Februar 2024 seinen Tod. Russische Oppositionelle sowie westliche Politiker und Medien werfen der russischen Regierung und explizit Putin die Ermordung Nawalnys vor.

«Die Ostschweiz» wollte von Veranstaltern unter anderem wissen, wie es zur Verpflichtung von Nawalnaja gekommen ist. Frauke Kops, Kommunikationschefin des Symposiums verweist hierbei auf das «hervorragende weltweite Netzwerk, über das man verfüge. Und Programmchef Gunnar Hauptmann ergänzt: «Ich verantworte seit knapp vier Jahren das Programm des St. Gallen Symposium. Herzstück des Ganzen ist die Netzwerkpflege und dessen Ausbau. Im Rahmen dieser Arbeit dürfen wir in diesem Jahr Frau Navalnaja begrüssen.»

Ausweichend antwortet man auf die Frage, ob es hierzu kritische Stimmen gegeben hat. Das St. Gallen Symposium stehe für den offenen und direkten Dialog. Fast nirgendwo sonst würden so viele Vertreterinnen und Vertreter unterschiedlicher Bereiche und Meinungen - aus Gesellschaft, Wirtschaft, Politik und Wissenschaft - in den persönlichen Austausch treten.

Nicht unwesentlich dürfte für die Organisatoren aber auch für die Gäste des Symposiums der Faktor «Sicherheit» sein. Laut einem Bericht im «Tagblatt» ist für den Schutz grundsätzlich die Kantonspolizei St.Gallen zuständig. Diese will aus taktischen Gründen verständlicherweise keine Auskünfte über die Art und Weise ihres Einsatzes geben.

Frauke Kops sagt hier: «Wir heissen seit Jahren Persönlichkeiten mit Sicherheitsvorkehrungen, wie zum Beispiel im letzten Jahr die Friedensnobelpreisträgerin Oleksandra Matwijtschuk, oder im Jahr 2022 den damaligen Shell CEO Van Beurden willkommen. Hierfür stehen wir stets im engen Kontakt mit dem jeweiligen Team als auch den Sicherheitsbehörden vor Ort.» Und selbstverständlich habe man auch vor Ort ein internes Sicherheitskonzept.

**Und das ist das Programm: **

Unternehmen, Regierungen und viele Menschen sehen sich mit knapper werdenden Ressourcen konfrontiert. Mit Handelsunterbrechungen, höheren Kapitalkosten, weniger Energie oder Wasser, aber auch mit schrumpfenden Belegschaften. Die Knappheit fordert dazu auf, derzeitige Gesellschafts- und Wirtschaftsmodelle zu überdenken. Das 53. St.Gallen Symposium lädt dazu ein, sich mit den neuen Herausforderungen der Knappheit auseinanderzusetzen: Inwieweit können Innovation, Effizienz und zirkuläre Modelle helfen, mit den sich verschärfenden Engpässen umzugehen? Wo müssen tiefgreifende Veränderungen in Erwägung gezogen werden?

Zu Gast sind neben vielen weiteren Persönlichkeiten:

• Dubravka Šuica, Vizepräsidentin für Demokratie und Demografie der Europäischen Kommission

• Karin Keller-Sutter, Bundesrätin, Vorsteherin des Eidgenössischen Finanzdepartements der Schweiz

• Yulia Navalnaya, Advocate for Democracy und russische Menschenrechtsaktivistin

• Carsten Spohr, CEO, Lufthansa Group

• Nyombi Morris, Klimaaktivist, Founder & CEO, Earth Volunteers

• Clara Zoé Richter, Founder, Women With Impact

• Nolita Mvunelo, Program Manager, Club of Rome

• Tan See Leng, Minister für Arbeitskräfte und Zweiter Minister für Handel und Industrie, Singapur

• Niankoro Yéah Samaké, Präsidentschaftskandidat von Mali 2024

Stölzle /  Brányik
Autor/in
Marcel Baumgartner

Marcel Baumgartner (*1979) ist Co-Chefredaktor von «Die Ostschweiz».

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