Unser Unterbewusstsein ist mächtig. Das zeigen Versuche. Was heisst das mit Blick auf das, was wir seit über einem Jahr erleben? Wie stark werden wir davon beeinflusst? Teil 8 der «Corona-Splitter» von Rainer Fischbacher.
In seinem Buch «schnelles Denken-langsames Denken» beschreibt Nobelpreis-Träger Daniel Kahneman einen Versuch mit Studenten. Eine Gruppe las einen Text mit Bezug zu alten Menschen (Falten im Gesicht, graues Haar, Mittagsschläfchen), die andere Gruppe einen Text mit Bezug zu jungen Menschen (Sonne, Sport, braungebrannte Haut).
Darauf wurden sie in einen andern Raum geschickt, angeblich um eine Prüfung zu schreiben. Getestet wurde aber mit der Kamera und Stoppuhr, wie lange sie brauchten, um über den Flur ins andere Zimmer zu gehen. Jene Studenten, die den Text über alte Menschen gelesen hatten, brauchten deutlich länger! Was bedeutet das: Alles was wir unbewusst oder bewusst wahrnehmen, beeinflusst uns sofort und unmerklich.
Und wir haben gerade ein Jahr Dauerinformation über Corona-schrecken hinter uns. Ich behaupte nicht, zu wissen was ein Jahr Dauerhorror-Berichterstattung bedeutet, wenn schon ein kleiner Text über alte Menschen meinen Schritt verlangsamt.
Aber das schlimme ist, dass das unsere Regierung nicht einmal kümmert. Der Zweck heiligt eben die Mittel.
Rainer Fischbacher ist Arzt in Herisau und ehemaliger Ausserrhoder Kantonsarzt.
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