logo

Zusammen mit 102 Kameradinnen und Kameraden

«Zeit ist einer der wichtigsten Faktoren»

Die Feuerwehr Pizol wird volljährig: Seit 18 Jahren steht die Feuerwehr der Gemeinden Sargans, Mels und Vilters-Wangs unter der Führung eines Kommandos. Kommandant Thomas Bärtsch ist für die Sicherheit von gut 20'000 Personen zuständig.

Ralph Dietsche am 04. Dezember 2023

Die Feuerwehr Pizol ist eine der grösseren Feuerwehren im Kanton St.Gallen. Sie deckt ein Einsatzgebiet von über 180 Quadratkilometern ab. Der tiefste Punkt liegt auf 457 Metern über Meer, der höchste auf 2936 Metern. Pro Jahr leistet die Feuerwehr durchschnittlich etwa 130 Einsätze. Davon sind zehn bis zwanzig Prozent Brände. «Wir kommen bei verschiedensten Ereignissen zum Einsatz. Ich sehe uns in erster Linie als Problemlöser», sagt Feuerwehrkommandant Thomas Bärtsch beim Gang durch die Einstellhalle in Sargans.

Nicht nur die Vielfalt der Einsätze ist in den letzten Jahren gestiegen, sondern auch die Anforderungen an die Feuerwehrangehörigen, die Gerätschaften und die Ausbildung. Neu erstellte Infrastrukturanlagen wie beispielsweise E-Tankstellen oder private Energiespeicher stellen hohe Ansprüche an die Feuerwehrleute.

Gesellschaftliche Veränderung als Herausforderung

Nebst der Erweiterung des Tätigkeitsfeldes bleibt die Feuerwehr auch vor gesellschaftlichen Veränderungen nicht verschont. «Die Bereitschaft sich uneigennützig in den Dienst der Allgemeinheit zu stellen ist sinkend. Hinzu kommt, dass immer mehr Personen zum Arbeitsplatz pendeln. Dies stellt bezüglich der Tagesverfügbarkeit für die Feuerwehr zunehmend eine Herausforderung dar», erklärt Thomas Bärtsch.

Auch wenn die Feuerwehr heute noch einsatzfähig ist, denkt er bereits jetzt an die Zukunft und versucht den Problemstellungen frühzeitig entgegenzuwirken. «Neue Arbeitsformen wie Homeoffice und Co-Working versuchen wir künftig für uns zu nutzen», erklärt Thomas Bärtsch. Damit die Feuerwehr mit einem Ersteinsatzelement noch schneller am Einsatzort ist, könnten für Feuerwehrangehörige im Depot Arbeitsplätze eingerichtet werden, von denen aus sie für ihren Arbeitgeber tätig sind.

«Mit solchen Massnahmen würden wir das Milizsystem nachhaltig stärken. Dies spart langfristig Kosten und kommt der Bevölkerung zugute», ist der Kommandant überzeugt. Wie eine Umfrage bei den Feuerwehrangehörigen zeigt, gibt es durchwegs Personen, die sich so organisieren könnten.

Investition in Nachwuchsförderung

Um auch künftig genügend Feuerwehrangehörige rekrutieren zu können, wurde vor fünf Jahren die Jugendfeuerwehr gegründet. In dieser wirken heute 56 Kinder und Jugendliche im Alter von 10 bis 17 Jahren mit. Ab 18 Jahren dürfen sie der «grossen» Feuerwehr Pizol beitreten. Thomas Bärtsch lacht: «Nächstes Jahr treten erstmals Personen in den Aktivdienst, welche die früheren Ortsfeuerwehren nicht mehr miterlebt haben. Sie sind sozusagen mit der Feuerwehr Pizol aufgewachsen.»

Nebst zwei Übertritten von der Jugendfeuerwehr, konnten zusätzlich zehn Personen neu für die Feuerwehr Pizol rekrutiert werden. Sieben von ihnen sind Frauen. «Der Frauenanteil liegt bei unserer Feuerwehr bei über fünfzehn Prozent», sagt Bärtsch und weist daraufhin, dass es bezüglich der Infrastruktur aufgrund dieser Veränderung Nachholbedarf gibt. Heute steigen alle Feuerwehrangehörigen in demselben Raum in der Fahrzeughalle in ihre Einsatzkleider. Dies ist einerseits auf Grund der Geschlechtertrennung nicht mehr zeitgemäss, andererseits aufgrund der sich verändernden Vorschriften.

Vorbereitet für alle erdenklichen Einsätze

Beim grössten Teil der Hilfeleistungen handelt es sich nicht um Blaulicht-Einsätze. Dazu gehören beispielsweise Umweltereignisse, die aufgrund des Klimawandels und der extremeren Wetterbedingungen spürbar zunehmen. Um die nötigen Einsatzmittel möglichst rasch am richtigen Ort zu haben, arbeitet die Feuerwehr Pizol mit Rollmodulen. Je nach Bedürfnis können die Logistikfahrzeuge beladen werden.

Dank diesem System wird die Anzahl und damit der Unterhalt von Spezialfahrzeugen reduziert. Ein weiterer Vorteil ist, dass Rollmodule bei Bedarf mit dem Helikopter ins Berggebiet geflogen werden können. «Die Zeit ist bei der Bekämpfung von Bränden und lebensbedrohlichen Vorkommnissen einer der wichtigsten Faktoren. Wir decken ein herausforderndes Einsatzgebiet ab und müssen uns mit verschiedenen Szenarien befassen», sagt Thomas Bärtsch.

Entsprechend bestrebt ist er, zusammen mit dem Zweckverband die Feuerwehr Pizol strategisch und organisatorisch weiterzuentwickeln. «Mit 18 Jahren sind wir zwar noch jung, bringen aber Erfahrung für Veränderungen mit», sagt Thomas Bärtsch. Egal wie alt die Feuerwehr ist: Im Zentrum ihrer Dienste steht die Sicherheit der Bevölkerung. Um diese gewähren zu können, braucht es genügend gut ausgebildetes Personal, moderne Hilfsmittel und durchdachte Einsatzplanungen.

(Bild: Die fusionierte Feuerwehr Pizol sorgt seit 18 Jahren für die Sicherheit der Bevölkerung. Seit 2016 führt Thomas Bärtsch die Rettungsorganisation. Um die Sanität zu unterstützen, übernehmen Angehörige der Feuerwehr seit einigen Jahren auch First-Responder-Einsätze. Foto: Ralph Dietsche)

Einige Highlights

Uzwilerin mit begrenzter Lebenserwartung

Das Schicksal von Beatrice Weiss: «Ohne Selbstschutz kann die Menschheit richtig grässlich sein»

am 11. Mär 2024
Im Gespräch mit Martina Hingis

«…und das als Frau. Und man verdient auch noch Geld damit»

am 19. Jun 2022
Das grosse Gespräch

Bauernpräsident Ritter: «Es gibt sicher auch schöne Journalisten»

am 15. Jun 2024
Eine Analyse zur aktuellen Lage

Die Schweiz am Abgrund? Wie steigende Fixkosten das Haushaltbudget durcheinanderwirbeln

am 04. Apr 2024
DG: DG: Politik

«Die» Wirtschaft gibt es nicht

am 03. Sep 2024
Gastkommentar

Kein Asyl- und Bleiberecht für Kriminelle: Null-Toleranz-Strategie zur Sicherheit der Schweiz

am 18. Jul 2024
Gastkommentar

Falsche Berechnungen zu den AHV-Finanzen: Soll die Abstimmung zum Frauenrentenalter wiederholt werden?

am 15. Aug 2024
Gastkommentar

Grenze schützen – illegale Migration verhindern

am 17. Jul 2024
Sensibilisierung ja, aber…

Nach Entführungsversuchen in der Ostschweiz: Wie Facebook und Eltern die Polizeiarbeit erschweren können

am 05. Jul 2024
Pitbull vs. Malteser

Nach dem tödlichen Übergriff auf einen Pitbull in St.Gallen: Welche Folgen hat die Selbstjustiz?

am 26. Jun 2024
Politik mit Tarnkappe

Sie wollen die angebliche Unterwanderung der Gesellschaft in der Ostschweiz verhindern

am 24. Jun 2024
Paralympische Spiele in Paris Ende August

Para-Rollstuhlfahrerin Catherine Debrunner sagt: «Für ein reiches Land hinkt die Schweiz in vielen Bereichen noch weit hinterher»

am 24. Jun 2024
Politik extrem

Paradox: Mit Gewaltrhetorik für eine humanere Gesellschaft

am 10. Jun 2024
Das grosse Bundesratsinterview zur Schuldenbremse

«Rechtswidrig und teuer»: Bundesrätin Karin Keller-Sutter warnt Parlament vor Verfassungsbruch

am 27. Mai 2024
Eindrucksvolle Ausbildung

Der Gossauer Nicola Damann würde als Gardist für den Papst sein Leben riskieren: «Unser Heiliger Vater schätzt unsere Arbeit sehr»

am 24. Mai 2024
Zahlen am Beispiel Thurgau

Asylchaos im Durchschnittskanton

am 29. Apr 2024
Interview mit dem St.Galler SP-Regierungsrat

Fredy Fässler: «Ja, ich trage einige Geheimnisse mit mir herum»

am 01. Mai 2024
Nach frühem Rücktritt: Wird man zur «lame duck»?

Exklusivinterview mit Regierungsrat Kölliker: «Der Krebs hat mir aufgezeigt, dass die Situation nicht gesund ist»

am 29. Feb 2024
Die Säntis-Vermarktung

Jakob Gülünay: Weshalb die Ostschweiz mehr zusammenarbeiten sollte und ob dereinst Massen von Chinesen auf dem Säntis sind

am 20. Apr 2024
Neues Buch «Nichts gegen eine Million»

Die Ostschweizerin ist einem perfiden Online-Betrug zum Opfer gefallen – und verlor dabei fast eine Million Franken

am 08. Apr 2024
Gastkommentar

Weltweite Zunahme der Christenverfolgung

am 29. Mär 2024
Aktionswoche bis 17. März

Michel Sutter war abhängig und kriminell: «Ich wollte ein netter Einbrecher sein und klaute nie aus Privathäusern»

am 12. Mär 2024
Teuerung und Armut

Familienvater in Geldnot: «Wir können einige Tage fasten, doch die Angst vor offenen Rechnungen ist am schlimmsten»

am 24. Feb 2024
Naomi Eigenmann

Sexueller Missbrauch: Wie diese Rheintalerin ihr Erlebtes verarbeitet und anderen Opfern helfen will

am 02. Dez 2023
Best of 2023 | Meine Person des Jahres

Die heilige Franziska?

am 26. Dez 2023
Treffen mit Publizist Konrad Hummler

«Das Verschwinden des ‘Nebelspalters’ wäre für einige Journalisten das Schönste, was passieren könnte»

am 14. Sep 2023
Neurofeedback-Therapeutin Anja Hussong

«Eine Hirnhälfte in den Händen zu halten, ist ein sehr besonderes Gefühl»

am 03. Nov 2023
Die 20-jährige Alina Granwehr

Die Spitze im Visier - Wird diese Tennisspielerin dereinst so erfolgreich wie Martina Hingis?

am 05. Okt 2023
Podcast mit Stephanie Stadelmann

«Es ging lange, bis ich das Lachen wieder gefunden habe»

am 22. Dez 2022
Playboy-Model Salomé Lüthy

«Mein Freund steht zu 100% hinter mir»

am 09. Nov 2022
Neue Formen des Zusammenlebens

Architektin Regula Geisser: «Der Mensch wäre eigentlich für Mehrfamilienhäuser geschaffen»

am 01. Jan 2024
Podcast mit Marco Schwinger

Der Kampf zurück ins Leben

am 14. Nov 2022
Hanspeter Krüsi im Podcast

«In meinem Beruf gibt es leider nicht viele freudige Ereignisse»

am 12. Okt 2022
Stölzle /  Brányik
Autor/in
Ralph Dietsche

Ralph Dietsche ist Geschäftsführer und Inhaber der Kommunikationsagentur radikom GmbH mit Sitz in Rüthi.

Hier klicken, um die Mobile App von «Die Ostschweiz» zu installieren.