In Rorschach war er eines der letzten Stadtoriginale und berühmt als «Fred der Teufel». In St.Gallen kannte man ihn als Drehorgelspieler am Weihnachtsmarkt und anderen Anlässen. Am 5. März verstarb Fred Schuppisser unerwartet.
Meist stand er dezent am Rande des Geschehens, manchmal auch mittendrin: Fred Schuppisser, schwarz gekleidet im auffälligen Cowboy-Look, mit wallendem, ergrautem Haar und speziellem Spitzbart. Wie eine Art Überbleibsel aus längst vergangener Zeit wirkte er, wenn er mit seinem Drehorgelspiel die Menschen unterhielt und vor allem die Kinder faszinierte - zuletzt am St.Galler Weihnachtsmarkt. Dort trat er stets als gerne gesehener Gast und ohne Gage auf. Und immer sammelte er dabei für einen guten Zweck, die letzten Jahre für «Oho - Ostschweizer sammeln für Ostschweizer».
Vorbeieilende Menschen, die er kannte, grüsste Fred Schuppisser höflich mit Namen und liess sich als Dankeschön gerne auf einen Kaffee oder ein Gläschen Wein und einen gemütlichen «Schwatz» einladen.
In Rorschach und Umgebung war «Fred der Teufel» nicht nur aufgrund seines speziellen Erscheinungsbildes und als Musikant stadtbekannt. In der südlichsten Stadt am See engagierte er sich auf vielerlei Ebenen, unter anderem als ehrenamtlicher Schatzsucher oder im Rahmen einer Petition zum Wiederaufbau des legendären «Nebelhüsli» am Rorschacher Hafen. Ein Thema, das bis heute nicht ganz vom Tisch ist. Ausserdem lag ihm die lokale Künstlerszene stets am Herzen und, wo möglich, setzte sich für diese ein.
Der Beiname «Teufel» passte eigentlich so gar nicht zum freundlich-zurückhaltenden Fred Schuppisser. Geschuldet ist dieser seiner früheren, etwas wilderen Zeit, als er noch mit einer Rocker-Gruppe auf dem Motorrad in der Gegend unterwegs war. Bei einer dieser Fahrten half er einer verletzten Frau auf der Strasse. Als diese ihn in seinem schwarzen Outfit sah, fragte sie ihn erschrocken, ob er denn «der Teufel» sei. Seither sei ihm dieser Spitzname geblieben, wie ein Freund der Familie erzählt.
Sein Tod kommt für viele unerwartet, hatte man ihn doch gerade noch Drehorgel spielend am St.Galler Weihnachtsmarkt wahrgenommen. Entsprechend traurig überrascht äussern sich im Netz viele seiner Weggefährten und Vertreter der lokalen Politik- und Gesellschaftsprominenz. Einig ist man sich, dass er fehlen wird und sein Tod die Stadt Rorschach um eine fast schon legendäre Persönlichkeit ärmer macht. Und auch der St.Galler Weihnachtsmarkt wird ohne sein Drehorgelspiel ein wenig an Glanz verlieren.
(Bild: PD)
Astrid Nakhostin (1959), freischaffende Journalistin, hat Betriebswirtschaftslehre studiert und war 26 Jahre lang als Marketingleiterin bei St.Gallen-Bodensee Tourismus tätig. Die letzten fünf Jahre gehörte sie dem Redaktionsteam des Swissregio Media Verlags an, zuletzt als Redaktionsleiterin der Bodensee Nachrichten.
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