Barbara Ehrbar-Sutter
Wie gestaltet sich das Personalmanagement in Zeiten des Fachkräftemangels? Um diese und weitere Fragen ging es am Ostschweizer Personaltag, der gestern Donnerstag in St.Gallen stattgefunden hat. Zu Gast war unter anderen der bekannte deutsche Neurowissenschafter und Psychiater Manfred Spitzer.
Wie gestaltet sich das Personalmanagement in Zeiten des Fachkräftemangels? Um diese und weitere Fragen ging es am 19. Ostschweizer Personaltag, der gestern Donnerstag in St.Gallen stattgefunden hat. Im Zentrum stand der Fach- und Arbeitskräftemangel.
Der Saal in der St.Galler Olma-Halle 9.1 war fast bis auf den letzten Platz besetzt. Das Thema des diesjährigen Ostschweizer Personaltags trifft also einen Nerv der HR-Fachleute : «Wenn das Personal fehlt und die Arbeit bleibt. Personalentwicklung im Fokus.»
Die Bindung der Mitarbeitenden
Denn geht es um die Bindung bestehender Mitarbeitender und deren Entwicklung, haben viele Unternehmen noch Nachholbedarf. Darauf wies Sibylle Olbert-Bock von der Fachhochschule OST in ihrer Einführung zur Tagung hin.
Kai Berendes, Experte für strategisches Personalmanagement, hielt fest, dass in Organisationen die Lücke zwischen Personalbestand und Personalbedarf zu wenig erkannt werde. Die geschäftliche Dynamik – neue Geschäftsmodelle, Fokus auf neue Themen wie Digitalisierung und Nachhaltigkeit – und die Personaldynamik hielten zu wenig Schritt. Deshalb müsse man die Entwicklung der Geschäftsstrategie Hand in Hand mit der Personalplanung angehen. In verschiedenen Szenarien zu denken und allenfalls auch Daten zur Unterstützung beizuziehen könne dabei hilfreich sein.
Die neue Führung
Oder braucht es auch eine neue Art von Führung? Ja, meinte Leadership-Experte Matthias Mölleney. Er plädierte für ein «Next Generation Leadership», das weniger auf Hierarchien, dafür auf Netzwerken beruht, weniger die Aufgaben und Ergebnisse ins Zentrum stellt, sondern Emotionen und Inspiration.
Führung müsse weniger «von vorne», sondern mehr auch «von hinten» erfolgen. Die Gewährleistung von psychologischer Sicherheit sowie Respekt, Vertrauen und Wertschätzung sieht Mölleney deshalb als stärkste Hebel für Team-Erfolg.
Barbara Ehrbar-Sutter
Wie das in der Praxis funktionieren kann, zeigen zwei Beispiele. Barbara Ehrbar-Sutter, Inhaberin und Geschäftsführerin von Breitenmoser Appenzeller Fleischspezialitäten AG, betonte «Man muss Menschen mögen» als ihr wichtigstes Credo für eine gewinnende Unternehmenskultur.
Die Gesundheits- und Logistikunternehmensgruppe Galenica AG wiederum steht mitten in einem Transformationsprozess weg von patriarchaler Führung hin zu Servant Leadership. Zusammen mit Coach André Langenegger berichtete Chief Transformation Officer Jürg Pauli über die ersten Schritte dieser Veränderung, die viel Fingerspitzengefühl und einen langen Atem braucht.
Wenn nix drin ist, passt auch nichts rein
Dass es nie zu spät ist, Neues zu lernen, erläuterte zum Schluss Manfred Spitzer, Neurowissenschafter und Buchautor. Dank der sogenannten Neuroplastizität unseres Gehirns könne es gar «nicht nicht lernen». Voraussetzung ist aber, dass man es laufend trainiert: Je mehr schon drin sei, desto mehr könne es aufnehmen, «wenn nix drin ist, passt auch nix mehr rein», so Spitzer und warnte davor, schon in der Vorschulbildung zu sehr auf Digitalisierung und künstliche Intelligenz zu setzen.
Fazit der Tagung, durch die Moderatorin Sabine Bianchi kompetent und aufmerksam geführt hat: Den Menschen in den Fokus rücken, aktiv den Mitarbeitenden zuhören und lebenslang lernen sind Strategien, mit denen Unternehmen ihre Personalpolitik wirksam beeinflussen können.
Über den Ostschweizer Personaltag
Der Ostschweizer Personaltag ist eine der bedeutendsten Personalfachtagungen in der Ostschweiz. Ziel der Tagung ist, Personalfachleute, HR-Spezialisten und Personalverantwortliche sowie Führungskräfte von KMU zusammenzuführen und aktuelle sowie grundlegende Fragen zu thematisieren. Der Ostschweizer Personaltag ist zusammen mit dem Verein HR Ostschweiz entwickelt und im Jahr 2005 erstmals erfolgreich durchgeführt worden. Heute fungieren HR Ostschweiz und das Kompetenzzentrum für Leadership und Personalmanagement der OST – Ostschweizer Fachhochschule als Patronatsgeber des Anlasses.
Weitere Informationen: www.personaltag.ch
(Bilder: Fotografie Manufaktur)
Odilia Hiller aus St.Gallen war von August 2023 bis Juli 2024 Co-Chefredaktorin von «Die Ostschweiz». Frühere berufliche Stationen: St.Galler Tagblatt, NZZ, Universität St.Gallen.
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