Bild: Claudio Baeggli.
Im Sommer werden in der Ostschweiz sieben «immobilienbefreite Hotelzimmer» eröffnet. Mehrere Tourismusorganisationen setzen unter dem Begriff «Zero Real Estate» auf die «Null Stern»-Idee der Konzeptkünstler Frank und Patrik Riklin. Wo die Standorte sind, ist noch geheim.
Aus dem Kunstwerk «Null Stern - the only star is you» der Gebrüder Riklin wird ein touristisches Projekt, das Mehrwert für die Ostschweiz bringen soll. Tourismus-Destinationen haben bereits 2019 auf die daraus entsprungene Vision «Zero Real Estate» gesetzt. Das Ganze wächst nun. Sieben «Hotelzimmer» unter freiem Himmel werden im kommenden Sommer eröffnet. Wo genau, wird derzeit noch geheim gehalten. Auf die Gelegenheit warten inzwischen 9000 Personen, die sich für eine Nacht ohne Wände und Decke angemeldet haben, und die Warteliste wächst weiter.
Ein Fixpunkt von «Zero Real Estate» ist der Butler, der als Gastgeber fungiert. Für diese ist eine öffentliche Butler-Schulung im freien Gelände geplant. Zudem suchen die Destinationen sogenannte «24-Stunden-Notfallbutler». Die Anmeldefrist läuft bis Ende Februar.
Die Übernahme der «Null Stern»-Idee in den sieben Destinationen startet im Juli 2020. «Wir sind sehr gespannt, wie die Destinationen unser Konzept der ‹immobilienbefreiten Hotelzimmer› umsetzen und wie die Betreiber als Butler performen», so die Riklins. Jetzt werde die Ostschweiz zum imaginären Gebäude des Hotels «Zero Real Estate» und die Landschaft zur «Tapete» der Zimmer, fügt Daniel Charbonnier hinzu.
Exklusiv für Ostschweiz und Liechtenstein
Was die Riklin-Brüder und Daniel Charbonnier 2016 mit der «konsequenten Immobilienbefreiung» ursprünglich als Vision für die ganze Schweiz im bündnerischen Safiental ausgerufen haben, wird nun exklusiv von folgenden Ostschweizer Tourismus-Destinationen realisiert: Toggenburg, Heidiland, St.Gallen-Bodensee, Appenzellerland AR, Thurgau, Schaffhauserland sowie Fürstentum Liechtenstein. Für die Bestimmung der Location, die Umsetzung der «Zimmer» und die Betriebsorganisation ist jede Destination selbst verantwortlich. Die Konditionen für die Übernahme des «Null Stern»-Spirits unter dem Brand «Zero Real Estate» umfassen acht Punkte.
Politische Forderung umsetzen
Der Betrieb der sieben Hotelzimmer ohne Wände und Dach in diesem Sommer lasse die Ostschweiz zu einer gemeinsamen «Bühne» werden und fördere ein interkantonales (agro)-touristisches Selbstverständnis für die eigene Region, heisst es in einer Mitteilung. «Es war das erklärte Ziel, die von der Politik wiederholt geforderte Stärkung des Tourismus in der Ostschweiz durch diese destinationsübergreifende Zusammenarbeit umzusetzen», so Roland Lichtensteiger, Leiter Marketing und Kommunikation bei Toggenburg-Tourismus. Mit diesem einzigartigen Projekt und dem Know-how der international bekannten Riklin-Brüder werde ein UAP (Unique Advertising Proposition) für die Region geschaffen.
Touristische Vielfalt inszenieren
Die Idee von «Zero Real Estate» ist, dass jede Destination eine bestehende Ressource aus einem Hotel «herausreisst» und an aussergewöhnlicher Lage als Zimmer ohne Wände und Dach neu inszeniert. Gemäss Lichtensteiger geht es bei «Zero Real Estate» nicht per se um die Erhöhung der Logiernächte, sondern um eine Kommunikations-Kampagne, welche die touristische Ostschweiz und ihre Vielfalt ins Zentrum stellt. «Die Nachfrage nach einer aussergewöhnlichen Übernachtung ist riesig. Auch die Medien national und international sowie Vertreter aus der Wirtschaft bekunden grosses Interesse an diesem Projekt.»
Markenzeichen: Hemd, Fliege und Handschuhe
Ein Markenzeichen und Differenzierungsmerkmal des «Null Stern – the only star is you»-Spirits ist die Figur der «modernen Butler». Zu ihr gehört ein strikter Dresscode: Weisses Hemd, schwarze Fliege, weisse Handschuhe. Unterhalb der «Gürtel- oder Rocklinie» ist die Bekleidung jedoch individuell – ob Bauernhose mit Gummistiefel, Geschäftshose mit Lackschuhen oder Rock mit High-Heels. «Dieser unübliche visuelle Wiedererkennungseffekt ist Teil des künstlerischen Konzepts», sagt Thomas Kirchhofer, Direktor St.Gallen-Bodensee Tourismus. «Die Butler verkörpern den Anspruch einer Gastgeberkultur, die charmant, witzig und authentisch ist.»
Öffentliche Butler-Schulung im März
Am Montag, 23. März 2020, findet die öffentliche Butler-Schulung für die Betreiberinnen und Betreiber der immobilienbefreiten Zimmer statt. Der Ort ist noch nicht bestimmt. Jedoch im freien Gelände, sodass topografische Umstände im «Zero Real Estate»-Modus simuliert und «spezifisch-butleristische» Kompetenzen erprobt werden können. Nebst Theorie und Vermittlung der Butler-DNA sind verschiedene praktische Disziplinen vorgesehen: Gehproben mit gefüllten Gläsern im steilen Hang, Zaun- und Bachüberspringen mit belegtem Tablett oder das Bettenmachen bei starkem Wind. «Die Fantasie ist die beste Freundin des Butlers», sagen die Riklins und Charbonnier unisono. Den dramaturgisch-individuellen Ideen der Butler seien keine Grenzen gesetzt – vom Amuse Bouche auf dem Kissen, über analoges Live-Fernsehen bis zum Supplément-Service bei schlechtem Wetter, wenn die Gäste die Nacht nicht draussen verbringen können und ins Back-up-Zimmer zügeln müssen.
Aufruf: 24-Stunden-Notfallbutler
Für den Fall, dass ein Butler oder eine Butlerin unvorhergesehen ausfallen sollte, werden sogenannte 24-Stunden-Notfallbutler und -butlerinnen in der Ostschweiz und Liechtenstein gesucht. Der Aufruf richtet sich an Personen, die Lust haben, im Notfall für 24 Stunden in die Welt der ungewöhnlichen Butler- und Gastgeberkultur einzutauchen – als Back-up und als Garantie für die Gäste. «Jeder kann moderner Butler sein. Herz, Charme und Improvisationslust sind gefragt», sagt Orlando Bergamin, Geschäftsführer Heidiland Tourismus. Die Notfallbutler*innen seien erhalten eine Butler-Lizenz für das «Zero Real Estate»-Projekt.
Die Anmeldefrist für die öffentliche Butler-Schulung ist Ende Februar (info@sonderaufgaben.ch). Die kollektive Schulung aller Butler und Notfallbutler wird mit der Expertise ehemaliger Butler und unter der Leitung der Künstler Frank und Patrik Riklin sowie Daniel Charbonnier durchgeführt.
Bild: Claudio Baeggli.
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