Am Sonntag hat das St.Galler Modehaus Akris im Rahmen der Fashionweek Paris seine Frühjahrskollektion 2024 präsentiert. Im Jahr eins nach dem 100-Jahr-Jubiläum ist bei Designer Albert Kriemler einiges anders als sonst. «Die Ostschweiz» ist live dabei und verrät, womit er diesmal überrascht.
Der St.Galler Modedesigner Albert Kriemler hat mit dem Label Akris gestern Sonntag die Frühling/Sommerkollektion 2024 präsentiert. Mitgemacht hat nicht zuletzt das Wetter. Hier kommt die Liste mit dem Wichtigsten, was es über das Akris-Défilé vom 1. Oktober im Pavillon Gabriel in Paris zu wissen gibt:
Die Stadt
Paris ist zurück. Lang wusste niemand so recht, ob die Pariser Modeevents und -partys je wieder so aufregend würden wie vor der Pandemie. Das internationale Publikum hatte sich während der Pandemie ebenso verabschiedet, wie ausländische Häuser à la Akris fernblieben – gezwungenermassen.
Nun, an hochsommerlich heissen Herbsttagen des Jahres 2023, zeigt sich: Es geht noch. Und wie. Alle sind da. Und es scheint, als würden sich alle freuen, nicht nur am Sonnenschein, sondern auch am Austausch, am Aufeinandertreffen, am Rauschen der edlen Stoffe.
Und ganz ehrlich, es ist nicht das Gleiche, ob man sich zu Hause für einen Livestream bereit macht oder für ein Défilé. Das Knistern in der Luft, die Eintrittskarte, die einem zum Übertreten der Schwelle in eine andere Welt berechtigt, die Fotografen und das Gedränge in der Front Row (= vorderste Reihe): Jede Moderedakteurin, die sagt «Das brauche ich alles gar nicht», lügt.
Das Publikum
Die ganz gut Betuchten und alle, die sich für Mode im Allgemeinen interessieren – und für Designer Albert Kriemler im Besonderen. Dieser schafft es von St.Gallen herkommend auch diesmal, in Paris zu überraschen.
Klar ist dennoch: Ein Défilé ist ein Businessevent. Es gilt, die «Buyers», also Einkäuferinnen und Einkäufer, und die Moderedakteur:innen aus aller Welt zu überzeugen, Akris auf dem Schirm und auf der Ausgabenliste zu behalten. Dafür wird kein Aufwand gescheut. Wichtig sind mittlerweile auch die Schauspielerinnen und Modeinfluencer, die picobello hergerichtet in Akris erscheinen und anschliessend alles auf Instagram mit ihren Millionen von Followern teilen.
Das Thema
Für jede Kollektion denkt sich der Designer etwas Neues, möglichst Überraschendes und Überzeugendes aus, ohne die Handschrift des eigenen Hauses zu vernachlässigen. Die Kunst und Kreativität von Albert Kriemler besteht darin, dass er seine Inspiration immer selbst wählt.
Oft stammt diese aus der Kunstwelt, die ihm auch privat am Herzen liegt. Also keine Trendbüros, die irgendeinen Megatrend ermitteln und vorgeben. Albert Kriemler sagt: «Ich entscheide nicht zuletzt mit meinem Bauchgefühl, womit wir für die nächste Kollektion arbeiten.» Diesmal hat ihn die Grafikdesignerin Felice «Lizzi» Rix-Ueno mit ihren farbenprächtigen Entwürfen von Anfang des 20. Jahrhunderts in Wien gepackt.
Das Ergebnis
Eine federleichte, starke Kollektion in bezaubernden Farben und Materialien. Über allem regiert die Mohnblume in kräftigem Rot. Früchte an filigranen Stielen, ein Hahn in leuchtenden Farben und ein neues Schlüsselblumengelb werden in der Schau abgelöst von zarten, und doch dramatischen, Fransen, die ihrerseits von Lizzi Rix-Uenos Quasten und Federn inspiriert sind.
Das tönt nun recht wild für Albert Kriemler, den König von Reduktion und Quiet Luxury. Es scheint ihn jedoch diebisch zu freuen, ausgerechnet in einer Zeit, wo der stille Luxus im Munde von Madame Tout-le-monde angekommen ist, etwas geradezu Übermütiges, Neues anzustellen: Weder sah man bisher Blumen noch allzu viele Tiere auf seinen Entwürfen. Dass er es dennoch schafft, die ornamentalen Elemente ohne jede Aufregung in den Akris-Stil zu integrieren, ist der ureigene Zauber seiner Kreativität – für die das in St.Gallen perfektionierte Handwerk die Grundlage bildet, wie er am Sonntag zu «Die Ostschweiz» sagt.
Die Musik
Erstmals wird eine Akris-Schau von Livemusik begleitet. Der St.Galler Komponist und Musiker Rudolf Lutz und Albert Kriemler kennen sich seit Jahren. Nun ist sie zustande gekommen, die Zusammenarbeit, die sich Kriemler schon lange gewünscht haben soll. Rudolf Lutz am Flügelklavier, die St.Galler Flötistin Ruth Bischofberger sowie der St.Galler Schlagzeuger Orlando Ribar stehen inmitten eines Felds roten Papiermohns und begleiten die Schau mit leichtfüssigen Improvisationen auf der Grundlage von Eigenkompositionen Lutz’ und Ribars.
Diese zitieren Bachs «Toccata» ebenso wie ein japanisches Kirschblütenlied, gespielt auf einer japanischen Holzquerflöte. Ein «Birthday Song for Albert» klingt an, frei inspiriert von «Fly Me to The Moon». Das französische Kinderlied «Gentil Coquelicot» (Liebe Mohnblume!) ertönt, und am Ende erschallen Klänge, die von fern, aber wirklich nur von ganz fern, an «Champs-Elysées» erinnern, den französischen Gassenhauer.
Wo sonst vieles sehr ernst und auch ein bisschen steif zu und her geht, wird plötzlich gewippt: in der Front Row. Lächelnde Gesichter verlassen den sonnendurchfluteten Pavillon Gabriel, der überdies als brandneue Location für Akris mehr als überzeugt. Und Albert Kriemler zeigt mal wieder: Er kann auch anders.
Die Stargäste
Weniger Ostschweizer Prominenz als auch schon, dafür mehr Influencerinnen und Schauspielerinnen. Allen voran das kanadische Supermodel Coco Rocha, diesmal in der Front Row statt auf dem Laufsteg, als Testimonial und Kopf mehrerer Akris-Kampagnen. Die US-Schauspielerin und Sängerin Bella Thorne, US-Schauspielerin Micaela Wittman, die schottische Schauspielerin Joanna Vanderham, die britische Schauspielerin Vanessa Vanderpuye, das Model Devon Windsor oder die Influencerinnen Amina Seck und Emma Brooks. Und viele, viele mehr.
(Bilder: PD, Odilia Hiller)
Odilia Hiller aus St.Gallen war von August 2023 bis Juli 2024 Co-Chefredaktorin von «Die Ostschweiz». Frühere berufliche Stationen: St.Galler Tagblatt, NZZ, Universität St.Gallen.
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