Wenn Frauen in einer Bar bestellen, haben sie Sonderwünsche. Und zwar viele.
Kürzlich besuchte ich einen Flohmarkt im Rheintal und habe mich köstlich amüsiert. Es war ein wunderbarer sonniger Samstag und der Durst lies mich den ganzen Tag nicht los. Also bin ich an die Bar gesessen, habe ein Bier bestellt, und dann habe ich das Geschehen beobachtet.
Eine adrette gekleidete Frau im mittleren Alter kam zur Barkeeperin und verlangte fünf Aperol mit Sekt und einen «Spruzz» Mineral. Die Bardame meinte es gut und schenkte professionell fünf dieser Getränke in Kürze ein.
Die nächste junge durstige Frau wartete bereit und lies sich zwei Aperol machen. Die Adrette kam zurück mit den fünf Drinks und sagte entsetzt: «Viel zu viel Aperol….bitte noch einen Schluck Mineral mehr in die Gläser.»
Ich sehe den flehenden Blick, den mir die Bardame Janette entgegen wirft. Sie reagierte gelassen und füllte der «Reklamiererin» sofort nach. Bereits ist die nächste rundliche Frau am Warten, nervös mit einer Note spielend, bereit für eine spezielle, ausserordentliche Bestellung.
Man glaubte es nicht, auch sie hatte wieder einen Spezialwunsch, dieses Problem wird sofort bewältigt. So ging es noch einige Zeit zu und her, bis endlich die Ablösung für die Bardame kam. Ein gross gewachsener, schwarzhaariger Kellner Mitte Dreissig. Er übernimmt lässig die Bar und verabschiedete sich, mit einem sympathischen Lächeln, von seiner Kollegin.
Der «Barman» lies sofort seine Dominanz erkennen, indem er mit dem Putzlappen seine Umgebung reinigte und seinen Platz sauber, startklar machte. Er bediente die kritischen Frauen mit Schwung und Eleganz und einigen schönen Worten. Schon stehen die Aperols da, und er toleriert keine Sonderwünsche und Tipps. Fasziniert, lächelnd gehen die Frauen mit Ihren Drinks. So geht es weiter an diesem Nachmittag ohne Wenn und Aber.
Mir wurde klar, dass es nicht das gleiche ist, wenn zwei Geschlechter dasselbe tun! Deshalb ist mir spontan in den Sinn gekommen: Wir brauchen keine sogenannte erfundene feministische «Frauenquote»!
Kurt Spirig ist unter seinem Künstlernamen KUSPI bekannt. Er hat sich nicht auf eine Kunstform festgelegt, sondern malt, fotografiert, schreibt baut Skulpturen und anderes mehr. Er lebt und arbeitet in Widnau.
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