Das Notfallzentrum der Klinik Wattwil. (Bild: Adrian Zeller)
Im Frühjahr 2021 herrschte im Toggenburg wochenlang dicke Luft: Der Abstimmungskampf um die Schliessung des Spitals Wattwil riss in der Bevölkerung tiefe Gräben auf. Wie hat sich die Situation nach der Spitalschliessung entwickelt?
«Seit dem 1. April 2022 sind sowohl die Berit Klinik Wattwil mit Notfallzentrum, Tagesklinik und Alkoholkurzzeittherapie als auch das Tumor- und Brust-Zentrum Ostschweiz gut gestartet und haben sich rasch etabliert», sagt Alois Gunzenreiner. Das neue Gesundheits- und Notfallzentrum GNZ habe sich in der Versorgungslandschaft Toggenburg gut eingefügt, betont der Wattwiler Gemeindepräsident auf Anfrage und ergänzt: «Die Bevölkerung des Toggenburgs zeigt ein Wohlwollen und eine rege Nachfrage am breiten Spektrum von Leistungen.»
Das Notfallzentrum der Klinik Wattwil. (Bild: Adrian Zeller)
Neu ist auch die Orthopädie Rosenberg in der Berit Klink Wattwil tätig. Das Gesundheits- und Notfallzentrum (GNZ) bietet zudem einen 365/24-Stunden-Betrieb, inklusive diagnostische Leistungen der Radiologie und des Labors. Im Notfallzentrum werden Patientinnen und Patienten ambulant wie stationär behandelt. Zum weiteren Angebot gehören Spezialsprechstunden mit niedergelassenen Spezialistinnen und Spezialisten sowie Hausärztinnen und Hausärzten, onkologische Behandlung sowie Physio- und Ergotherapie.
Im Sommer 2024 wird das Angebot durch Praxen für Hausarztmedizin, für Magen-Darm-Krankheiten und für Lungenleiden erweitert. Zusätzlich wird auch der Kinder- und Jugendpsychiatrische Dienst St.Gallen eine Tagesklinik und ein Ambulatorium eröffnen.
Bauarbeiten in Planung
«Um diese Entwicklung räumlich zu ermöglichen, baut die Berit Klinik zusammen mit der Immo Steig Wattwil AG und der Gemeinde Wattwil die Liegenschaft aus», sagt das Wattwiler Gemeindeoberhaupt. Der heute grösstenteils brachliegende Altbau der Liegenschaft werde kernsaniert und bedürfnisgerecht ausgebaut. Erste Räume und Flächen sollen nach dem Sommer 2024 ersten Leistungserbringern übergeben werden.
Das vorzeitige Ende des Spitals Wattwil im März 2022 wirkte sich auch auf das Spital Wil aus. Ursprünglich war die Schliessung Wattwils auf Ende 2023 vorgesehen. Die entsprechend in Wil benötigten Bettenkapazitäten sollten im Herbst 2023 bereitstehen. Zudem wurde das Spital Flawil im Sommer 2021 geschlossen.
«Dies hatte beides Auswirkungen auf die Auslastung des Spitals Wil, sowohl im Bereich des Notfallzentrums als auch im stationären Bereich», teilt Barbara Anderegg, Leiterin Kommunikation des Spital Wil, auf Anfrage mit. Im Notfallzentrum verzeichnete man im 2021 einen sprunghaften Anstieg der Patientenzahlen, den die Verantwortlichen insbesondere auf die Schliessung Flawils zurückführen.
Notfallzentrum erweitert
Um der erhöhten Patientenzahl zu begegnen, wurden als Sofortmassnahmen personelle Aufstockungen vorgenommen sowie ein neues Triagesystem eingeführt, sodass trotz erhöhter Frequenz weiterhin jederzeit eine rasche und gute medizinische Versorgung gewährleistet werden konnte. Zudem wurde Ende 2022 das Notfallzentrum auch räumlich erweitert, um der weiterhin ansteigenden Patientenzahl zu begegnen.
Für den stationären Bereich mussten in Wil für die Zeit zwischen Schliessung des Spitals Wattwil im März 2022 und Bezug des Erweiterungsbaus in Wil im Herbst 2023 zusätzliche Bettenkapazitäten in der bestehenden Infrastruktur geschaffen werden. «Die Zahl der stationären Patientinnen und Patienten im Spital Wil nahm von 2021 auf 2022 um rund zehn Prozent zu. Dies stellte eine grosse Herausforderung dar», sagt Anderegg. «Dank eines optimierten Eintritts- und Austrittsmanagements und damit einer hohen Auslastung der vorhandenen Bettenkapazitäten konnte diese Zeit überbrückt werden.»
Im Herbst 2023 nun konnte der Erweiterungsbau bezogen werden. «Damit konnten die Übergangslösungen aufgehoben und die Bettenkapazitäten nochmals erhöht werden», berichtet Spitalsprecherin Anderegg. Nun stehen im Spital Wil genügend Kapazitäten auch für einen weiteren Anstieg der stationären Patientenzahlen zur Verfügung.
(Bilder: Adrian Zeller)
Adrian Zeller (*1958) hat die St.Galler Schule für Journalismus absolviert. Er ist seit 1975 nebenberuflich, seit 1995 hauptberuflich journalistisch tätig. Zeller arbeitet für diverse Zeitschriften, Tageszeitungen und Internetportale. Er lebt in Wil.
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