Auch wenn sich aktuell das Wetter deutlich von seiner «nassen» Seite zeigt – der Trend ist klar: das Klima wird immer heisser, die Lebensräume trockener. Im Kanton Thurgau reagiert man nun darauf.
Auf Einladung die Schweizerischen Ingenieur- und Architektenverein Sektion Thurgau wurde kürzlich die «Klima + Bauen»-Vortragsreihe in Weinfelden fortgesetzt. Dieses Mal stand die Frage, wie sich Trockenheit und Hitze auf die Arbeit der Planenden – Bauherren, Architekten und Ingenieure – zunehmend auswirken, im Mittelpunkt des Anlasses, welcher von Marco Baumann in den Schulungsräumen der Raiffeisenbank Mittelthurgau in Weinfelden moderiert wurde.
Kühlende Klimaanlagen heizen das Klima auf
Für Julia Benz, Projektleiterin beim Amt für Wasser und Energie des Kantons St. Gallen, sind raumplanerische Massnahmen bei der Bekämpfung der zunehmenden Hitze unumgänglich. Zumal ein Gegentrend aktuell nicht erkennbar sei. Vielmehr seien die Temperaturen seit dem Jahr 1980 immer heisser geworden: «Wir knacken einen Hitzerekord nach dem anderen», so Benz. Dies führe dazu, dass frühere Toplagen heute immer unattraktiver würden. «Ganz oben in den Hochhäusern wird es ungemütlich. Verglaste Wohnungen verlieren zunehmend an Attraktivität».
Statt in die Höhe zu bauen, sollte man lieber die Wohnumgebung «möglichst grün» gestalten. Denn Pflanzen und Bäume speicherten Wasser und spendeten kühlenden Schatten. Ganz im Gegenteil zu den immer mehr aufkommenden Klimaanlagen. Denn so unverzichtbar diese für den Einzelnen sein mögen – für die Allgemeinheit sei deren Schaden grösser als der Nutzen, denn «Klimaanlagen kühlen uns zwar, heizen damit aber das Klima auf», so Julia Benz.
Sensibilisierungsbedarf ist hoch
Wenn Menschen auch zukünftig nicht in einer Klimahölle leben wollten, so sollten sie auf eine integrale Quartier- und Arealentwicklung achten. Mit« Blau und Grün» – also «Wasser und Pflanzen» liesse sich auch in Städten sehr viel in Sachen Lebensqualität erreichen. «Ein Baum produziert Sauerstoff für zehn Menschen und kann durch seine Blätter viel Wasser verdunsten und die Umgebungstemperatur senken», so Julia Benz.
Auf dem Land sei die Temperatur deshalb oft bis zu zehn Grad kühler als in der Stadt. «Wer den alten Baumbestand pflegt und ständig neue Bäume pflanzt, der trägt viel zu einer natürlichen Umgebung im Siedlungsraum bei und verhindert, dass die Umgebung austrocknet und immer heisser wird», zeigte sich Julia Benz überzeugt. Auch wenn heute vieles in Sachen klimataugliches Bauen und Wohnen auf dem richtigen Weg sei, sei der «Sensibilisierungsbedarf» bei den Planenden und den Gemeinden «nach wie vor hoch». Ihr Amt könne bei Sondernutzungsplanungen zwar beratend, doch «wir haben da keine gesetzliche Grundlage und sind darauf angewiesen, dass unsere Vorschläge übernommen werden», so Julia Benz.
Trockenheit veränderte Wasserqualität nicht
Thomas Stoll setzt sich mit der Frage auseinander, wie Klima- und Wetterprozesse in der Atmosphäre die Wasserprozesse im Untergrund, und deren Nutzung beeinflussen. Am Beispiel der Vals-Mineralquelle zeigte er auf, dass das sehr trockene Jahr 2022 sich nicht sehr stark auf die Wasserqualität durchgeschlagen hatte. «Die Kurve war sehr konstant – sowohl, was die Mineralwasser als auch die Grundwasserqualität betrifft.»
(Bild: pd)
Christof Lampart (*1968) arbeitet seit über 20 Jahren im Raum Ostschweiz – mit Schwerpunkt in den Kantonen St. Gallen und Thurgau – als freischaffender Journalist für diverse Print- und Internetmedien.
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