Wie wollen Sie bestattet werden? Wissen Sie nicht? Dann befinden Sie sich in guter Gesellschaft – über den Tod sprechen nur die Wenigsten gern. Nun aber kommt im März 2024 die Bestattungsmesse zum ersten Mal nach St.Gallen.
Der Tod ist sein Geschäft. Johannes Ruchti von «In guten Händen» ist Bestatter und sieht sich quasi als Reiseleiter auf der «Reise des Todes». In Vorträgen, an Messen oder als Trauerredner ist er unterwegs und erzählt über seine Arbeit – was durchaus auch einmal lustig sein darf. Nun wird die Messe im März 2024 zum ersten Mal nach St.Gallen kommen. Wie das aussehen soll, erzählt er im Interview.
Die Bestattungsmesse wurde bereits an anderen Orten in der Schweiz durchgeführt. Auf dem Programm standen nebst Vorträgen auch Friedhofführungen, Särge zum Selberbauen oder Lego-Steine eines Bestattungsmuseums. Wie schmal ist die Gratwanderung zwischen solider Wissensvermittlung und schwarzem Humor?
Die Gratwanderung ist tatsächlich gegeben. Es kommt auf den Kontext und die innere Haltung an. Beim Probeliegen im Sarg geht es darum, das Bewusstsein zu berühren. Interessanterweise waren 80 Prozent der Menschen, die in Aarau im Sarg gelegen haben, Menschen, die beruflich mit dem Tod zu tun haben. Sie empfanden diese Erfahrung als sehr wertvoll.
Besucher haben von einer lockeren Atmosphäre gesprochen, die an der Messe herrschte. Müssen wir also alle lockerer werden, wenn es um das Thema Tod geht?
Es ist eine grosse Chance, sich mit dem Tod zu beschäftigen. Der Tod gibt Antworten für das Leben. Ich höre oft von Menschen, die eine tödliche Diagnose bekommen, dass die Zeit danach – sobald sich der Schock gelegt hatte – eine der wertvollsten wurde, da man plötzlich den Fokus auf die wichtigen Dinge im Leben legt. Man sagt noch, was gesagt werden muss. Man tut Dinge, die getan werden müssen. Man reflektiert sein Leben.
Sie haben schon einige Vorträge über das Sterben und das Danach gehalten. Wie stellen Sie sich das Ganze vor?
Wie ich mir das Danach vorstelle? Da halte ich mich an die grossen Religionen, die von einem Leben nach dem Tod sprechen. Das Leben geht weiter.
Haben Sie persönlich bereits alle Vorkehrungen getroffen?
Ja. Ich habe einen Vorsorgeauftrag und eine Bestattungsvorsorge für mich. Die Beschäftigung mit dem Tod hat auch mein Denken und Handeln verändert. So wollte ich in der Natur verstreut werden. Der Gedanke, dass meine Kinder keinen «richtigen» Ort haben, hat mich dazu bewogen, ein Grab auf einem Friedhof zu wählen, solange meine Kinder noch jung sind.
Gestorben wird immer, dennoch ist der Tod oftmals ein Tabu-Thema. Wie hoch ist die Nachfrage also für die erste Bestattungsmesse in St.Gallen?
Es gibt zwei Arten von Menschen. Die Menschen, die sich wegdrehen, wenn der Bestatter mit dem Sarg kommt. Und dann sind da die Menschen, die interessiert sind. Die Messe ist für die zweite Kategorie gedacht. Die bisherigen Messen wurden immer sehr gut besucht.
Für wen ist die Messe ausgerichtet?
Für alle Menschen, die sich für das Thema Sterben und Tod interessieren. Für Menschen, die nicht nur die Ferienreise und Hausbau planen wollen, sondern den letzten Weg. Für Menschen, die nicht alles ihren Nachkommen überlassen wollen. Für Menschen, die einmal wissen wollen, was so eine Bestattung kostet, welche Möglichkeiten es gibt.
Grundsätzlich: Wie lukrativ ist das Geschäft mit dem Tod?
Der Tod ist wie die Geburt zwangsläufig. Trotzdem darf man für diese Dienstleistung auch entlohnt werden. Es ist wie mit jedem Handwerk.
Gibt es im Bereich Bestattungen auch gewisse Trends?
Ganz neu ist das Reerding, welches den Verstorbenen kompostiert. Im Moment ist es jedoch nur in Deutschland möglich. Ein weiterer Trend ist die individuelle Trauerfeier und Beerdigung. Immer mehr Menschen wollen ohne Kirche Abschied nehmen.
Zu sehen ist auch der erste Trauerbegleithund der Schweiz. Welche Aufgaben übernimmt er?
Es ist ein speziell ausgebildeter Hund, der dazu dient, Menschen in Zeiten der Trauer, des Verlusts und der emotionalen Belastung zu unterstützen. Diese Hunde werden darauf trainiert, auf die Bedürfnisse von trauernden Menschen einzugehen und ihnen emotionalen Trost und Unterstützung zu bieten. Sie können in verschiedenen Umgebungen eingesetzt werden, wie zum Beispiel in Hospizen, Krankenhäusern, Pflegeheimen, Beerdigungen oder auch in privaten Settings.
(Bild: Franziska Rothenbühler)
Manuela Bruhin (*1984) ist Redaktorin von «Die Ostschweiz».
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